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Re: Tunesische Männer / Kultur / Lebensart
#107797
22/10/2001 00:21
22/10/2001 00:21
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Anonym
Nicht registriert
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Anonym
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Hallo, ich möchte hier und heute meine Geschichte nicht erzählen. Würde auch absolut nichts bringen. Ich möchte aber versuchen, das Ganze etwas mehr zu versachlichen. Für jeden Ausländer ist es schwer hier zu leben. Man erlebt meistens zum erstenmal eine fremde Kultur und deren Auswirkungen hautnah. Man erlebt die deutsche Frau, die man meint zu lieben, im Alltag und oft läuft der sehr viel anders als der Urlaub. Die Fremden versuchen sich anzupassen, das gelingt ihnen zum Teil. Sie akzeptieren die andere Lebensform. Beobachten sehr genau, was ihre deutschen Frauen machen. Es bleibt ihnen oft nichts anderes übrig, als es zu beobachten, denn sie wissen ja, daß es in Deutschland alles anders läuft als in Tunesien. Daß Frauen sich z.B. außerhalb der Ehe auch mit anderen Männern unterhalten etc. gilt hier als normal. Es kommt zu den ersten Streitereien wegen irgenwelchen ganz banalen Sachen. Dahinter steckt aber meistens etwas ganz anderes - etwas viel ernsteres. Der Streit um das Brot, das vergessen wurde einzukaufen, ist oft nur vorgeschoben. Man streitet, weil Erwartungen nicht erfüllt werden. Die Frau kommt aus ihrer Rolle nicht heraus und der Mann auch nicht. Die Männer leben zwischen den Kulturen und mühen sich ab, ihren Standpunkt zu finden. Die Frauen auch. Europäische Prägung auf der einen und arabische auf der anderen Seite. Wenn es nicht gelingt, genügend Toleranz für das Leben des anderen aufzubringen, kann man die Beziehung eigentlich schon vergessen. Alkohol begünstigt die Konfrontation noch, da man nicht mehr in der Lage ist, ruhig und mit klarem Kopf an die Problemlösung heranzugehen. Starke Einflüsse aus Tunesien bewirken, zumindest in meiner Ehe, immer wieder einen Rückschritt. Die Familie, die Freunde etc. üben ihren Einfluß aus und mein Mann wird so unsicher in seiner Meinung, daß er alles, was er bis dahin für seine Ehe akzeptiert hat, wieder ablehnt und anfängt von mir traditionelles tunesisches Frauenverhalten zu erwarten. Erst, wenn dieser Einfluß wieder aufhört, dann ist es wieder möglich Kompromisse zu finden. Man muß ständig das eigene Verhalten an den Maßstäben des fremden Landes reflektieren. "Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht? Gegen welche Regeln seines Landes habe ich schon wieder verstoßen?" sind Fragen, die ich mir sehr häufig stelle, doch mein Mann stellt sie sich natürlich auch. Offene und ehrliche Gespräche, Verständnis für das bisherige Leben des Partners, die Geschichte und Tradition des jeweiligen Landes etc. und Toleranz sind meiner Meinung nach die einzigen Möglichkeiten, eine Problemlösung herbeizuführen. Schwierig wird es, wenn man einfach nicht mehr in der Lage ist, das permanent durchzuhalten. Es ist wahnsinnig anstrengend und nervenaufreibend und belastet die ganze Familie. Es ist richtig, wenn Ihr sagt "laß Dich nicht unterdrücken!" - natürlich, wer will schon in Unterdrückung leben? Doch sollte man nie vergessen die "andere" Seite auch zu sehen und in seine Überlegungen miteinzubeziehen. Vielleicht fühlt sich ja der Partner mit dem, was man macht, unterdrückt? Einen deutsch-tunesischen Weg in diesem ganzen Chaos von Traditionen etc. zu finden ist eine andauernde Auseinandersetzung mit dem Partner, in der man viel Geduld und Toleranz aufbringen muß, dessen sollte man sich bewußt sein und ich glaube mittlerweile, daß diese Auseinandersetzung nie enden wird, denn die tunesischen und deutschen Einflüsse sind immer wieder präsent. Man wird nie eine deutsche Ehe führen und der Mann wird auch nie deutsch werden. Man muß einen Mittelweg finden und das ist oftmals sehr schwierig - manchmal auch nicht durchführbar. Anna
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Re: Tunesische Männer / Kultur / Lebensart
#107800
21/10/2001 17:56
21/10/2001 17:56
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Joined: Jul 2001
Beiträge: 74 Stuttgart
youssef
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Member
Joined: Jul 2001
Beiträge: 74
Stuttgart
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annegreth: ...manchmal nicht durchführbar... das ist der springende punkt. und ich bin davon überzeugt, dass die mehrheit vor solch einer eheschliessung oder beziehung sich viele gedanken über diese multinationalen partnerschaften macht, das sieht man auch hier im forum. ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass viele frauen, solche situatione viel zu lange ertragen in dem versuch die ehe zu retten. und am mangelnden gespräch liegt es bei frauen sicherlich auch nicht. in der männlichen konstitution ist die sprachlosigkeit oder die unfähigkeit über ihre schwierigkeiten zu reden viel stärker verankert als bei den frauen - das kann dir jeder biologe, sozialwissenschaftler und psychologe bestätigen. ein interessantes buch auf dem markt: "warum männer nicht zuhören und frauen nicht einparken können". vom ton ziemlich provozierend und auf den ersten blick klischeehaft geschrieben, ist es einfach fakt, dass es grosse unterschiede, auch in der art sich auszudrucken und das zu verstehen, was gesagt wird. frauen interpretieren zu viel, männer nehmen zu wörtlich. legt man diese tatsache zu grunde und schaut man dann noch die erziehung an, die den meisten arabischen männern angediehen wird - auf die sog. männlichkeit wird noch viel mehr wert gelegt und dies wird viel mehr gefördert als bei uns, wo sich die unterschiede in der erziehung allmählich verwischen - dann ist eine arabisch-europäische ehe wohl so ziemlich die komplizierteste konstellation die man sich vorstellen kann. nicht zu vergessen, dass die familie, in die der arabische mensch hineingeboren wird prinzipiell über alles geht. da kann es phasen geben, wo es anders ist, aber spätestens wenn probleme auftauchen geht nichts mehr über die blutsverwandtschaft. grüsse
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Re: Tunesische Männer / Kultur / Lebensart
#107806
21/10/2001 20:07
21/10/2001 20:07
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Anonym
Nicht registriert
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Anonym
Nicht registriert
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Hallo, es ist mir klar, daß die arabisch-europäische Ehe ein sehr kompliziertes Etwas ist. Ich erlebe es ja schließlich jeden Tag. Doch ist es zu schaffen - jedenfalls kenne ich einige Menschen, die es geschafft haben (Menschen, die schon über 20 Jahre miteinander verheiratet sind). Es ist sicher kein "normaler" Weg, doch einige finden einen, der es für beide Teile möglich macht, eine solche Ehe zu führen. Man muß seinen Standort als Paar finden und sich dort gegen alle äußeren Einflüsse verteidigen. Ich weiß allerdings nicht, ob ich ihn in meiner Ehe jemals finden werde. Es ist schon verdammt schwer, muß ich ja zugeben. Doch das habe ich vor meiner Eheschließung gewußt und habe die Herausforderung angenommen. Manchmal bin ich kurz vorm Aufgeben, doch dann fange ich wieder an zu kämpfen. Vielleicht kommt ja irgendwann der Punkt, an dem ich sage, daß ich nicht mehr kann und dann werde ich resigniere. Bis jetzt bin ich noch stark genug und hoffe, daß wir einen gemeinsamen Weg finden. Anna
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Re: Tunesische Männer / Kultur / Lebensart
#107807
21/10/2001 20:15
21/10/2001 20:15
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Joined: May 2001
Beiträge: 979 Tunesien
steif
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Joined: May 2001
Beiträge: 979
Tunesien
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Na ja die Horizontale hat auch mal was aufregendes an sich, die darf man als Frau nicht ganz aufgeben, sonst verpasst man einiges. Also mich zieht keine Frau an, fuer die die Maennlichkeit keine Rolle mehr spielt oder nur noch Nebensache ist. Die intensive fortschreitende Verweiblichung des Mannes hat dazu gefuehrt, dass die Maenner ihrer Maennlichkeit nur noch gelegentlich bewusst werden, beim Duschen z.B. Manche Fortgeschrittene fragen sich mittlerweile warum ihre Tage ewig ausbleiben. Ich bin im nachhinein sehr froh dass ich keine Deutsche geheitatet habe, war sehr nah dran, aber meine Familie hat mich davor bewahrt, eine Beschwerde weniger ueber die boesen ruecksichtslosen undankbaren anpassungsunfaehigen unmoralischen schlechterzogenen Tunesier. Will nur noch nebenbei anmerken, dass bis jetzt noch keiner von den betroffenen Maennern sich hier im Forum zu Wort gemeldet hat und seine Sicht der Dinge dargelegt hat, insofern bleibt eure Beurteilung parteiisch und einseitig. Wer weiss welche wunderbaren Geschichten noch erfahren haetten.
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Re: Tunesische Männer / Kultur / Lebensart
#107810
21/10/2001 22:08
21/10/2001 22:08
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Joined: Jul 2001
Beiträge: 74 Stuttgart
youssef
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Joined: Jul 2001
Beiträge: 74
Stuttgart
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hallo steif, wäre mal interessant zu erfahren, was dir in deinem leben so alles widerfahren ist, das dich so aggressiv macht. warum meinst du, dass ich eine vermännlichte frau, oder ein verweiblichter mann bin? deine phantasie reicht wohl nicht aus, dass mein nickname einfach in memorian für jemanden ist? meine frage hast du immernoch nicht beantwortet. das ist schade, es fehlt dir wohl der richtige schuss männlichkeit, denn sonst könntest du zu deinem denken und deinen aussagen stehen. denn DAS ist es, was letztendlich wohl einen mann ausmacht. daher auch der spruch "man muss seinen mann stehen". das kannst du wohl nicht, sonst würdest du jetzt detailliert erklären können, was in deinen augen einen mann ausmacht. grüsse du kannst mich auch mit khadija anreden, wenn dir das lieber ist!!!
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Re: Tunesische Männer / Kultur / Lebensart
#107813
22/10/2001 07:36
22/10/2001 07:36
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Joined: Aug 2001
Beiträge: 2,063 Deutschland
daslebenistschön
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Joined: Aug 2001
Beiträge: 2,063
Deutschland
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@steif,vielleicht kennst du ja einen Mann,der uns seine Sicht der Dinge einmal erläutern möchte,das wär unter Umständen für viele sehr hilfreich.Die Frage von Youssef war sehr gut,schade,dass du sie nicht beantworten konntest,warum auch immer. Guten Morgen nach Tunesien Kima @Anna deine Antwort trifft den Kern,so lange man gewillt ist viele Dinge in so einer Ehe zu ertragen und die Kraft dazu hat sich immer wieder(oft/meist erfolglos)auseinanderzusetzen,ist es das Richtige zu kämpfen,wenn aber eine gewisse Aussichtslosigkeit erreicht wird"und man nicht mehr kann"ist der letzte Moment zu gehen. Guten Morgen nach München Kima P.S:ich kenne keinen Mann,der auch nur annähernd Dinge ertragen und gutheißen würde,wie wir Frauen in einer "Partnerschaft",in der wir glauben uns gegenseitig zu lieben.
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Re: Tunesische Männer / Kultur / Lebensart
#107819
22/10/2001 16:34
22/10/2001 16:34
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Anonym
Nicht registriert
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Anonym
Nicht registriert
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Hallo, bevor das Thema zerlabert wird, möchte ich doch noch einige Anmerkungen machen. Binationale Ehe haben die höchste Scheidungsrate in Deutschland und das hat diverse Gründe. Einige davon sind: man heiratet eigentlich viel zu früh, oft ohne den Partner richtig zu kennen, weil unsere deutschen Gesetze uns gar keine andere Wahl lassen; die jeweilige Entwicklung ist von den verschiedenen Kulturen geprägt und das klafft in vielen Fällen weit auseinander - man merkt oft erst mit der Konfrontation mit der anderen Kultur, wie sehr man doch im Wertesystem der eigenen Kultur festhängt; unterschiedliches Rollenverständnis, bedingt durch die verschiedene Erziehung; sprachliche Mißverständnisse usw. Nach der ersten Verliebtheit verflüchtigt sich der Reiz des Fremden im Alltag und Dinge, die man am Anfang als Reiz, weil fremd und neu, gesehen hat, gehen einem ziemlich schnell auf die Nerven. Albert Memmi hat einmal in einem Interview mit Regina Keil gesagt, daß er "binationalen Ehen nur dann eine Chance gibt, wenn die Partner hohe Bildung und Toleranz mitbringen. Es genügt nicht, wenn sie auf der rationalen Ebene vorhanden ist, sie muss sich bis in die tiefsten Herzensregionen ausbreiten." In dem gleichen Interview nahm er auch zu dem Mann/Frau-Problem Stellung: "der Mann als Mann und die Frau als Frau sind einander relativ fremd...Sie sind sich fremd durch ihren Körperbau - das kann man wohl behaupten, ohne sexistisch zu sein. Sie unterscheiden sich also vom Körperbau, und auch psychisch sind sie relativ verschieden, die Frauen z.B. zum Beispiel sind viel gefühlvoller, der Bezug zum Kind ist ein anderer, und wenn es nur deshalb wäre, weil das Kind nun einmal aus dem Bauch der Frau und nicht aus dem des Mannes herauskommt. Kommen wir jetzt auf unsere Frage zurück, und es wird sich zeigen, daß der historische Ansatz durchaus haltbar ist: Wenn nämlich die soziale und die historische Distanz diesen beiden Fremden, die von Natur aus schon Fremde sind, allzu groß wird, na, dann ist es doch ganz klar, daß die Fremdheit noch größer werden wird. Wenn eine Katholikin aus dem Norden, mit blauen Augen wie im Roman, einen Katholiken aus Südfrankreich heiratet, dann hat sie schon ein Problem, wenn sie aber nun einen Araber und einen Juden, also einen jüdischen Araber beziehungsweise einen arabischen Juden heiratet, dann hat sie damit ungleich mehr Probleme, zumal wenn sie noch an ihrer Religion festhält....." (Läßt sich meiner Meinung nach ohne Weiteres auf islamische Araber übertragen). Anna
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