BERICHTE - LEITLINIE
Einsatzland/Ort
Gesundheitsprofil
Unterkunft
Ausbildungsstätte
Arbeit
Anrechenbarkeit
Finanzielles
Fotos
Freier Teil
Art des Praktikums:
Famulatur AMSA
Zu Deiner Person:
· Name theresa peterlechner
· Emailadresse csad1545@uibk.ac.at
Einsatzland / Einsatzort:
· Land tunesien
· Region tunis
· Stadt tunis
· Amtssprache französisch / arabisch (eigentlich tunesisch - ein dialekt des arabischen)
· Empfohlene Impfungen diphterie, tetanus, polio, pertussis, mumps, masern, röteln, typhus, hepatitis a, hepatits b, ev. meningokokken (lt. hygieneabteilung kh der elisabethinen, linz)
[Kultur, Sprachen, Religionen, Ausbildungssystem etc.]
kultur – religion: tunesien ist in jeder hinsicht ein land voller gegensätze, im moment leben die leute zerrissen zwischen den „modernen“ westlichen einflüssen und ihren traditionen; man sieht also z.b. sowohl die vollverschleierte berberfrau mit den typischen stammestätowierungen, als auch mädls mit superengen tops und hochhackigen schuhen auf der straße. viele der jungen tunesier suchen eine art mittelweg, um irgendwie doch beiden einflüssen gerecht zu werden – moderne, aber „züchtige“ kleidung bei den frauen, alkohol ja und gebet am teppich nein, aber trotzdem die traditionelle hochzeitsbemalung und fasten im ramadan.
die hauptreligion der zum grossteil arabisch-berberischen bevölkerung ist der islam, zu einem geringem teil (insgesamt ca 5%) leben in tunesien auch christen, juden und khari-jiiten;
vor allem in der älteren generation finden sich –noch- viele sehr gläubige menschen - die enge verbindung zur religion wird auch im alltäglichen leben dauernd sichtbar (vier- bis sechsmal am tag übertragen lautsprecher den aufruf zum gebet vom minarett, in jedem auto hängen gebetsketten, …).
sprache: gesprochen wird ein tunesischer dialekt des arabischen, der dem europäischen ohr schon einiges an gewöhnung abverlangt (ich hab zwei wochen gebraucht, bis ich danke, ja, nein, guten morgen richtig aussprechen können hab…), es wird in den schulen aber auch von der ersten klasse an französisch gelehrt – das heißt, bis auf wenige alte leute auf dem land kann jeder mehr oder weniger gut französisch, es war also eigentlich nie ein problem, sich auf französisch zu verständigen.
gerade in den souqs (traditionellen märkten in den altstädten) kann außerdem jeder mindestens italienisch, dazu meist ein paar brocken englisch, deutsch und spanisch (das größte vergnügen der händler ist es, anhand von aussehen und mitgehörter gespräche die herkunft der touristen zu erraten und diese dann in ihrer jeweiligen landessprache zu begrüßen…)
ausbildung: das schulsystem gleicht dem französischen, mittlerweile gehen fast alle kinder (auch die mädchen!!!) zur schule; eine weitere ausbildung können sich aber nur wenige privilegierte leisten; (die arbeitslosenrate ist in tunesien übrigens immens hoch – hier könnte ein zusammenhang bestehen….)
medizin studieren können nur die allerbesten schulabgänger, das studium dauert hier 5 jahre (davon jeden vormittag praktikum im krankenhaus!), anschließend 2 jahre internat (vergleichbar mit unsererem turnus, nur das die tunesischen „turnusärzte“ von der aufnahme über die diagnose und folgende behandlung eigentlich alles allein managen und dadurch eine viel größere verantwortung tragen).
danach gibt es einen concours – im rahmen einer prüfung kann man sich für eine facharztausbildung bewerben – die jeweils besten dürfen sich das fach aussuchen, der rest nimmt, was übrig bleibt und alle anderen werden allgemeinärzte…
top
Gesundheitsprofil des Landes / der Region:
übertragbare Erkrankungen: Behandlung, Vorbeugung, Aufklärung, Eigenschutz ...
eigenschutz: zum thema eigenschutz ist zu sagen, dass in breiten bevölkerungsschichten für uns völlig selbstverständliche grundregeln der hygiene einfach nicht bekannt sind bzw. nicht beachtet werden –
ich konnte zum beispiel einen mann beobachten, der, um seine schuhbänder binden zu können, das soeben gekaufte baguette (ohne verpackung!) einfach auf die straße neben sich legte…. (dazu muss gesagt werden, dass straßen und gehsteige in tunis eher müllhalden oder kompostanlagen gleichen …)
leider lässt auch der eigenschutz im krankenhaus zu wünschen übrig …. Handschuhe werden prinzipiell nicht verwendet (zu teuer?), blutige verbände wickelt man halt einfach ab und wischt sich die hände dann am mantel oder an der patientenakte sauber – und das, obwohl desinfektionsmittel vorhanden sind! (das mitanzusehen war ein ziemlicher schock für mich – ich wollte die patientenakte eigentlich als nächste lesen…)
übertragbare Erkrankungen: persönlich und (auch durch erzählungen von kollegen) mitgekriegt habe ich vor allem fälle von tbc, meningitis und natürlich alle arten von hepatitiden; der routinemäßigkeit von hiv-tests nach zu schließen, dürfte auch aids ein nicht zu unterschätzendes problem sein (ich kann aber keine zahlen nennen…)
andere häufig auftretende Erkrankungen
anämien jeder art (wir hatten einen jungen mann mit thalassämie auf der station – laut ärzte ein alltäglicher fall), vor allem die sichelzellanämie ist stark verbreitet (auch homozygot!), diabetes I und II ist mindestens so häufig wie bei uns, außerdem hab ich viele patienten mit einer (hepato)splenomegalie gesehen – meist anämisch, häufig auch durch lymphome etc. bedingt;
außerdem thrombozytopenien, erysipele (verursacht durch mangelnde hygiene!!!),….
Ernährungszustand (Unterernährung, Übergewicht, ...): Behandlung, Vorsorge, Aufklärung, ...
rein subjektiv hatte ich immer den eindruck, von lauter schlanken menschen umgeben zu sein, vor allem meine generation (und auch die davor) zeigt noch keine form von wohlstandsbedingter überernährung. an den kleinen kindern merkt man aber doch, das sich auch in tunesien fast-food und cola immer mehr durchzusetzen beginnen…
Zugang zu Gesundheitseinrichtungen (Spitäler, Krankenstationen, med. Versorgung vor Ort, ...)
-konnten wir am eigenen leib erleben, da eine studentin im meer von einem giftigen fisch gestochen wurde (tut gottseidank nur ziemlich weh, ist aber nicht weiter gefährlich) – so freundlich und problemlos war die aufnahme im spital, dass wir uns unserer europäischen bürokratie mit all ihren unüberwindlichen hürden fast ein bisschen schämten – giuliana brauchte außer ihrem namen nichts angeben (es war nicht einmal ein dokument, geschweige denn ein krankenschein notwendig!) und bekam innerhalb von drei minuten ihre prednisolon-analgetia-kombinationsspritze. der behandelnde arzt erklärte uns, dass die erstversorgung in tunesien gratis und in jedem größeren dorf verfügbar sei, und die jeweils weitere behandlung dann in höhergestellten zentren erfolge - man kann also nicht in ein beliebiges krankenhaus gehen und muss für kompliziertere diagnosen oft bis in die hauptstadt reisen…
Wohnen und Essen:
Wo hast Du gewohnt?
in einem privaten studentinnenheim (foyer), das in den sommermonaten auch für männliche studenten geöffnet wurde
Wie teuer war Deine Wohnung?
weiß ich nicht genau, eine tunesische studentin hat uns aber erzählt, dass ihr 2bett-zimmer um die hundert dinar (ca. 65euro) im monat kostet – ich war in einem vierbett-zimmer….
im vergleich war das foyer aber sicher eins der besten (bezüglich sauberkeit und so…- wir hatten sogar duschen am gang und 2mal in der woche warmes wasser
Wie hast Du die Wohnung bekommen?
hat die associa-med (tunesische „amsa“) organisiert
Wie war die Ausstattung der Wohnung?
wie gesagt, ich war in einem vierbettzimmer untergebracht, es gab aber auch 2 und 3bettzimmer, sogar 2 einzelzimmer – jeweils ein bett, ein schmaler kasten und ein kleiner tisch mit 2 regalen drüber – mehr hätte auch nicht platz gehabt…
toiletten und duschen waren am gang (pro stock jeweils 2), waschmaschine gabs nicht, die küche bestand aus einem verdreckten herd im keller und damit fertig – wir haben uns also mit dem selbst-kochen auf einmal pasta mit käse im ganzen monat beschränkt;
leintuch und was zum zudecken mussten wir selbst mitbringen; - generell war es aber wirklich sauber und ordentlich, es wurden z.b. auch die gänge wurden jeden tag gewischt…
top
Ausbildungsstätte:
Universitätsklinik - Städtisches Krankenhaus - Bezirkskrankenhaus - Missionsspital etc.
in tunis gibt es unzählige krankenhäuser – wir wurden alle in nahe unseres studentenheims untergebracht: fast eine kleine eigene stadt auf einem hügel mit den krankenhäusern LA RABTA, CHARLES-NICOLLE, HOPITAL DES ENFANTS; und unzähligen nebengebäuden mit allen nur vorstellbaren stationen und spezialzentren;
Detailliertere Beschreibung Deiner Abteilungen
ich hatte als wunschabteilung kardiologie angegeben und wurde schlussendlich einer internen station ohne näherer spezialisierung zugeteilt (andere studenten hatten weniger glück und kamen auf stationen, die überhaupt nichts mit den fächern, die auf der CA standen, zu tun hatten…)
meine abteilung bestand also aus ca. 7 zimmern (à 4-6 betten), belegt waren aber die ganzen 4 wochen immer nur insgesamt 6-8 betten! in allen zimmern gab es toilette und dusche (stellt euch jetzt aber keine österreichischen verhältnisse vor!), die betten waren eisengestelle mit je einem nachtkästchen, bettzeug und verpflegung mussten die patienten selbst organisieren.
da die tunesier generell nicht gern ins krankenhaus gehen (und im sommer schon gar nicht), war eigentlich nicht viel bis noch weniger zu tun – auf einen patienten kamen an manchen tagen zwei ärzte, die meiste zeit saß man also herum und diskutierte patientenakten, rauchte oder ging ins café…
viele der patienten waren wegen eines entgleisten diabetes hier (fast 90 %), ansonsten wurden uns so ziemlich alle patienten anvertraut, die auf anderen stationen keinen platz mehr hatten (so bekam ich alle arten von onkologischen patienten, pat. mit anämien, erysipelen, rheumatologischen problemen, SLE, … zu gesicht und keiner konnte mir erklären, warum z.B. die patientin mit einem NHL bei uns und nicht auf einer der hochspezialisierten onkos liegt…) – hatte für mich natürlich jede menge vorteile…
die menschen in tunesien sind nicht gerne krank und bleiben nur so lange, wie unbedingt nötig im krankenhaus – die meisten waren nach zwei bis max. drei tagen wieder auf den beinen (oder tot – klingt furchtbar, aber viele kommen erst ins spital, wenn es eigentlich schon zu spät ist; zwei der onkologischen patienten auf meiner station sind während meiner famulatur gestorben…);
Welche Dinge sollte man unbedingt selber mitnehmen?
unbedingt einen weißen mantel! alles andere hängt von der station ab – ich hätte ein arabisch-wörterbuch gut gebrauchen können,
mein stethoskop, stauschlauch, lampe, ekg-lineal – die ich mir mit lauter guten vorsätzen mitgenommen hab, hab ich allerdings nach der ersten woche wieder unbenutzt in den rucksack geräumt….
top
Arbeit und Ausbildung:
Wie lange warst Du in dieser Ausbildungsstätte tätig?
4 wochen
Wie war die Arbeitsroutine?
ist sehr stark stationsabhängig, ich bin meist gegen neun gekommen (vorher sind keine ärzte da), bin dann mit den internes (turnusärzten) die ersten runden gegangen, bis visite war (die dauerte immer ewig, weil im gegensatz zu österreich die ärzte in tunesien mit den patienten und auch untereinander reden und probleme und fragestellungen immer gleich vor ort diskutieren, außerdem häufig auch gleich belehrende vorträge für externes (studenten im 4. und 5. jahr) und internes anhängen; danach hab ich mir meist entweder irgendwelche dossiers geholt und durchgearbeitet (ist schon eine herausforderung – die patientenakten in tunesien sind handgeschriebene hefte, die mit einer ausführlichen erstanamnese und dem status beginnen (da gibt’s keine kreuzerlbögen), dann mit behandlungsvorschlägen und den jeweiligen tagesdaten und –untersuchungen weitergehen – am ende sind dann immer die befunde angeheftet.
– diese dossiers bleiben übrigens immer am fußende eines jeden patientenbettes auf einer art rolltablett liegen;
außerdem habe ich noch viele weitere runden mit den ärzten gedreht (wenn irgendwelche problemfälle waren oder konsiliarien eingeholt wurden) – so ist die zeit bis mittag dann eigentlich immer relativ schnell vergangen.
einmal war ich auch –voll motiviert- um sieben im krankenhaus, um bei den krankenschwestern mitzuhelfen (die sind nämlich für blutabnehmen und solche sachen zuständig) – denen war das aber (obwohl ich sie vorher gefragt hatte) eher unangenehm; die tunesischen studenten absolvieren übrigens zu beginn ihres studiums eine art pflegepraktikum, wo sie von den krankenschwestern betreut werden und auch leitungen legen etc. lernen.
An jenem tag war schlussendlich außer einem bett (die meisten patienten versorgen sich ja wirklich selbst) nicht viel zu machen (also von wegen infusionen anhängen oder venen suchen…) - und so hab ich mich nach diesem einen missglücktem versuch wieder eher an meine ‚ärztekollegen’ gehängt…
obwohl die medizinische sprache (und auch das studium und die bücher auf) französisch sind und die ärzte eigentlich untereinander französisch sprechen müssten, war das auf meiner station leider nur äußerst selten der fall – mit den patienten wurde sowieso ausnahmslos arabisch gesprochen und das blöde war, dass sie das bei der visite dann meist beibehalten haben, bzw. die beiden sprachen so vermischt haben, dass ich erst wieder nichts verstanden habe… in den ersten zwei wochen hatte ich allerdings das glück, dass ein tunesischer student dauernd für mich simultan-übersetzt hat und ich einen oberarzt fand, der mir gern und ausführlich sachverhalte auch mal auf französisch erklärte.
– es ist wirklich schade, dass in dieser hinsicht eigentlich relativ wenig auf uns ausländische studenten rücksicht genommen wurde – ich kann hier aber wirklich nur von meiner station sprechen und kenne studenten, die total von ihrer abteilung geschwärmt haben und auch ausserhalb des krankenhauses mit den turnusärzten kontakt hatten..
Arbeitszeiten
hängen von der jeweiligen station ab (meist von halb neun/neun bis Mittag) – eine kollegin musste zum beispiel jeden tag um sieben anfangen und ging nie vor zwei ( das waren dann meist die chirurgischen stationen)
Wie gestaltet sich die Betreuung; Anweisung und Aufsicht?
Detaillierte Auflistung der herausragenden medizinischen Aufgaben und Pflichten
Bitte liste alle wichtigen Dinge auf, die Du praktizieren konntest:
Aufgabe:
Häufigkeit:
teilnahme an visite
teilnahme an fallbesprechungen
manuelle untersuchung d. patienten (v.a. palpation der hepato-u. splenomegalien!!!)
laborbefunde auswerten (versuchen)
statuieren
Wir waren eigentlich nie alleine mit den patienten, sondern hatten immer einen turnus- oder oberarzt zur seite, bei dem wir ‚mitschauen’ konnten, bzw. der uns zum jeweiligen fall befragte und uns diagnose- und therapiemöglichkeiten erklärte.
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Anrechnung durch Deine Fakultät:
Wie ist die Anrechnung vor sich gegangen?
Welche Probleme sind aufgetaucht und wie hast Du sie gelöst?
Welche Maßnahmen hast Du ergriffen um Deine Ausbildung zu dokumentieren?
es gibt am ende der famulatur ein zertifikat der associa-med, das vom primar und der organisation unterschrieben werden muss, außerdem hab ich mein clerkship-certificate von der amsa und meinen famulatur-stempel-zettel aus innsbruck vorgelegt;
ob die anrechnung geklappt hat, erfahr ich demnächst (laut dekanat dürfte es aber keine schwierigkeiten geben)
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Finanzielles:
Vorbereitungskosten?
Reisekosten
360€ für die amsa + 370€ für den flug (münchen-milano-tunis-milano-münchen mit alitalia)
Visum
ist für ein monat nicht notwendig, man muss nur bei der einreise an der passkontrolle ein formular mit persönlichen date, dauer und grund des aufenthalts ausfüllen
Impfungen
ca. 200 €
Welche Ausgaben musstest Du in Österreich bestreiten?
amsa-kosten, impfungen, visa-karte (für die versicherung – in tunesien selbst wird sie eigentlich fast nie angenommen), flugkosten
Wie waren die Kosten vor Ort?
Wie hoch sind die Kosten für Verpflegung, Wohnen?
wohnen war inbegriffen, genauso wie frühstück und mittagessen unter der woche; des essen ist relativ billig, vorausgesetzt man ernährt sich von sandwich (meist nicht teurer als 1€) und wasser, die ganzen spezialitäten wie couscous, aber auch pizzen sind für tunesische verhätnisse ziemlich teuer.
– insgesamt immer ca. 2/3 bis die hälfte des österreichischen preises, es summiert sich aber, wenn man jeden abend essen geht (kochen war im heim ja leider nicht möglich), sich am wochenende selbst verpflegen muss und am tag 3-6 1,5l-flaschen wasser braucht…
Welche Kosten fallen vor Ort sonst noch an?
wir sind wahnsinnig viel herumgereist, die transportmittel sind zwar auch nicht teuer, aber 20 € sind trotzdem gleich weg, außerdem haben wir am wochenende oft ein oder zwei nächte in jugendherbergen oder hotels übernachtet, dazu noch museumseintritte u.a. (wobei uns die aber meist erlassen wurden, da wir eine karte vom studentenheim hatten, die uns als tunesische studenten auswies, und für die ist der eintritt in öffentliche museen gratis).
da anfang september bis auf mich und eine italienerin alle heimgefahren sind, mussten wir uns den wüstentrip (den die anderen in der gruppe unternommen hatten) selbst organisieren – sprich über eine reiseagentur mit einer reisegruppe, weil es für zwei mädchen einfach unmöglich und viel zu gefährlich ist, alleine zu reisen. ( 230 dinar – 1TD entspricht ca. 0,65€ - ohne kamelritt und einigen anderen attraktionen)
insgesamt hab ich in tunesien selbst noch mal 400€ gebraucht, was so ungefähr im schnitt liegt;
top
Photos:
Mindestens 3 repräsentative / informative Photos der Ausbildungsstätte bzw. Umgebung:
es ist in tunesien nicht erlaubt, öffentliche gebäude zu fotografieren… (nicht mal die uni !)
top
Welche Internetadressen empfiehlst Du:
http://www.amsa.at/http://www.ifmsa.org/http://www.associamed.org.tn/http://www.fmt.rnu.tn/ (homepage der tunesischen uni)
http://www.tourismtunisia.com/http://www.tunisiaonline.com/Welche Bücher kannst Du empfehlen:
reiseführer: lonely planet – tunisia; im gegensatz zu anderen reiseführern sind hier neben vielen praktischen (verhaltens)ratschlägen auch sämtliche adressen, telefonnummern, …von jugendherbergen bis luxushotels, museen (+ öffnungszeiten und AKTUELLEN eintritten), stadtpläne, straßenbahnkarten, buspläne, richtpreise und und und aufgelistet! (dieser reiseführer war mein treuester begleiter im vergangenen monat)
‚francais medical’ von thieme: ist zwar für spezielle fragestellungen oder diagnosen nicht zu gebrauchen, für gewisse wörter und vor allem für die ganzen medizinischen abkürzungen, die sie in den patientenakten (dossiers) verwenden aber ganz hilfreich.
arabisch-wörterbuch !!! wahrscheinlich nützlicher als ‚francais medical’
Freier Teil:
Viel hab ich ja vorausgehend schon erzählt – im großen und ganzen ist zu sagen, dass tunesien sicher eine reise wert war – in den vier wochen hatte ich doch die möglichkeit, viele dinge zu erleben, die einem urlauber verborgen bleiben ( auf unserer wüstenreise konnten wir beispielsweise bei einer circumcision zusehen – ein zweifelhaftes vergnügen allerdings – für gewöhnlich wird die männliche Beschneidung aber mittlerweile nur mehr in den krankenhäusern unter sterilen Bedingungen durchgeführt.)
Die famulatur an sich hat mir jetzt zwar in fachlicher hinsicht nicht soviel gebracht wie erhofft (kann aber in österreich genauso passieren), ich hab aber viele krankheitsbilder zu gesicht bekommen, die sonst nur leere begriffe aus dem interne-buch für mich geblieben wären und außerdem einiges über den – vielleicht besseren – umgang mit patienten gelernt…
Einmalig waren sicher die ganzen ausflüge und die erlebnisse mit der gruppe; es ist toll, für einige zeit mit so vielen verschiedenen menschen und nationalitäten so intensiv zusammenzuleben und gemeinsam das land zu entdecken…
Vor allem in den ersten zwei wochen hab ich es in vollen zügen genossen, dass immer jemand da ist, der lust hat, genau das gleiche wie du selbst zu unternehmen – dementsprechend anstrengend war diese hälfte meiner famulatur auch – zum schlafen bin ich oft nur in den louages (sammeltaxis, die aber genauso billig wie busse sind und unsere haupt-forbewegungsmittel waren) gekommen. diese zeit war einfach genial und ich bin mir sicher, dass ich in tunesien einige freundschaften fürs leben geschlossen hab…
Nicht so perfekt, (aber trotzdem nicht minder erzählenswert) war die zweite hälfte meines aufenthalts…von anfang september an waren wir nur mehr zu zweit und die associa-med-mitarbeiter hatten vorübergehend wichtigeres zu tun, als sich rund um die uhr um uns zu kümmern…(ist ja auch einzusehen, nach zwei monaten dauerprogramm…). Wir waren also für ca. eine woche auf uns allein gestellt (was ja vorher überhaupt kein thema war, weil wir ja eine gruppe von 25 leuten und mehr waren und uns sehr gut auch selbst beschäftigen konnten). Das problem war aber, dass zwei mädchen in tunesien in ihrer bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt sind – wir konnten nicht aus dem haus gehen, ohne uns vorher dreimal zu überlegen, ob die ärmel des t-shirts jetzt auch lang genug und wir auch sicher bis halb sieben uhr abends (da wurde es dämmrig) wieder im heim sind….
Zu allem überfluss galten ab anfang september auch im foyer neue regeln, da dieses während des jahres ein reines mädchenheim war und zu einem ebensolchen wieder umfunktioniert wurde, sobald die ganzen jungs aus unserer gruppe abgereist waren…leider hieß das auch, dass niemand von der organisation mehr ins haus durfte, um uns abzuholen und kurz darauf war es auch verboten, vor dem foyer auf uns zu warten (macht einfach keinen guten eindruck, ein mann vor einem mädchenheim…). Der gipfel war jedoch, dass mit semesteranfang ein neuer portier zuständig war und das foyer deshalb zwischen neun und halb zehn uhr abends zusperrte. – meine ‚mitkämpferin’ und ich haben uns folglich mehr in einem gefängnis, als sonst wo gefühlt, wir konnten nach neun nicht mal mehr ins benachbarte geschäft um eine flasche wasser gehen, geschweige denn in irgendein café oder eine bar….
Glücklicherweise waren hachem und mejdi (unsere beiden associa-med-lieblinge) nach der dritten woche wieder erreichbar und so kamen wir mit hilfe ihrer überredungskunst doch noch zweimal am abend außer haus… -einmal davon waren wir jedoch eine halbe stunde zu spät und mussten schließlich bei einem ihrer associa-med-kollegen übernachten (gottseidank haben sie mit uns vor dem heim gewartet) , weil uns moncef (der herr heim-direktor) nach einer stunde klingeln und klopfen und schreien immer noch nicht hineinließ (seine tochter hat uns übrigens vom fenster aus zugesehen, sich aber nicht aufmachen getraut; er selbst hat dann nach dieser stunde den strom abgedreht, damit ihn die klingel nicht mehr so stört…)
Ich hoffe nur, dass dieses – für uns katastrophale – erlebnis für nächstes jahr konsequenzen hat, weil es meiner meinung nach nicht zumutbar ist, mit einem menschen, der zwar einerseits so viel verantwortung für die tunesischen mädchen verspürt, dass uns die jungs nicht mal mehr abholen dürfen, weil sie dadurch ja verdorben werden könnten, andererseits aber meint, nach zehn ist es ihm sch….egal (zitat ‚je m’en fou’), ob zwei ausländische mädchen im dunkeln eine stunde lang in einem nicht gerade noblen vorort von tunis vor der tür warten müssen…unter einem dach zu leben und sich dann noch das heiße wasser beim duschen abdrehen lassen zu dürfen (weil er so grantig war auf uns…)
Uns wurde auch von der associa-med garantiert, dass sie im kommenden jahr ein anderes quartier suchen werden, wo die september-famulanten dann auch die gleichen rechte haben, wie alle anderen und nicht wie volksschulkinder um neun ins bett geschickt werden – ich hoffe nur, dass sich in ein paar monaten, wenn es gilt, das alles zu organisieren auch noch jemand daran erinnert (sie haben uns auch beruhigt und gemeint, wir könnten die letzten paar tage umziehen und sie würden mit moncef reden und und und….war leider nicht der fall)
Das ist auch der eigentliche grund, warum ich das hier jetzt so breittrete – es wäre so einfach gewesen, uns eine email zu schicken, dass wir zwar gern im september kommen können, sie uns aber darauf aufmerksam machen, dass ab semesterbeginn im heim andere regeln gelten und wir außerdem nur zu zweit (und zwei mädels!!! – macht in tunesien leider doch einen ziemlich großen unterschied) sein werden… - für mich persönlich wäre es ja kein problem gewesen, zwei wochen früher loszufahren…
Wir haben übrigens nach dieser ‚katastrophen-woche’ noch wunderschöne drei tage in der sahara verbracht – ich glaube, rückblickend waren das die drei schönsten tage meines lebens und ganz ehrlich - die wüste allein ist es schon wert, einige zeit in tunesien zu verbringen! Es fällt mir schwer, diese unglaublichen eindrücke zu beschreiben – endloser sand, der sonnenuntergang auf dem rücken eines dromedars, palmen zum raufkraxeln, feigen, datteln – es war einfach nur genial und dank dieser zeit hab ich jetzt tunesien wieder so in erinnerung, wie ich es mir von anfang an vorgestellt und auch nach den ersten zwei wochen gehabt hab!
Abschließend möchte ich sagen, dass tunesien sicher eine reise (auch und vor allem außerhalb der touristenrouten) wert ist und mir in vielerlei hinsicht unvergesslich bleiben wird. Auch wenn es mir persönlich ein bisschen zu dreckig ist und zu sehr stinkt (unser heim war gleich neben einer art müllsammelstelle– es wurden übrigens auch alle hausdächer dafür verwendet), um dort für immer leben zu wollen; es ist ein wahnsinnig faszinierendes land mit interessanten und liebenswerten menschen.
Vielleicht müsste man sich vorm wegfahren noch ein bisschen mehr bewusst machen, dass, auch wenn tunesien im gegensatz zu anderen afrikanischen staaten schon sehr westlich und gerade in frauenfragen für mahgrèb-verhältnisse sicher überdurchschnittlich fortschrittlich ist (auf dem papier sind frauen in tunesien ja ganz gleichberechtigt!) die situation doch nicht mit österreich, spanien oder kanada vergleichbar ist und eine frau zwar ohne probleme im top herumlaufen kann, sich aber nicht wundern darf, wenn von hundert männern auf der straße sie hundert mit blicken auf-und ab-schätzen, achtundneunzig irgendwie anreden und zehn gestehen, dass sie ohne sie nicht leben können und sie nicht gehen lassen, bevor sie nicht mindestens die telefonnummer haben… ich muß dazusagen, ich habe es nicht erlebt, dass jemals ein mann uns gegenüber wirklich handgreiflich geworden wäre – aber man sollt sich schon darüber im klaren sein, dass man (besonders mit blonden haaren und hellen augen) ständig im mittelpunkt des interesses steht (was nicht immer nur angenehm sein kann).
Abgesehen davon sind alle tunesier ausnahmslos freundlich und hilfsbereit (wenn sie darum gebeten werden), man sollte sich allerdings daran gewöhnen, dass eine zusage oder ein versprechen leider nie so ernst genommen werden kann wie bei uns. – ich habe schnell gelernt, mich hauptsächlich auf mich selbst zu verlassen und mich zwar über alle lieben angebote (von essenseinladungen über ‚ich bring dich zur fähre’ über einen versprochenen organisierten wüstentrip von der organisation) zu freuen, mich aber dann nicht zu wundern, wenn am nächsten tag alles wieder vergessen ist… (in die wüste sind wir schließlich über ein reisebüro gekommen; war zwar doppelt so teuer, dafür aber fix…). Das ist, glaub ich, nicht böse gemeint, die menschen dort denken einfach anders und eine ausgemachte zeit ist halt eine zeit und ob man sich daran hält oder nicht, ist eine ganz andere frage und eigentlich nebensächlich…
Ich hoffe, einen nicht allzu pessimistischen einblick in meine reise gegeben zu haben; - ich selbst wäre nur froh gewesen, manche dinge im vorhinein schon gewusst zu haben.
Ich habe dieses monat trotz mancher schwierigkeiten wirklich genossen und würde es jederzeit weiterempfehlen – ich habe in diesem sommer irrsinnig viel gelernt und erlebt, in bezug auf die sprache, die menschen, das land; habe gesehen, dass unser hektischer, korrekter europäische weg nicht der einzig mögliche und gute ist und bin dadurch um vieles relaxter geworden.
Es war eine einzigartige erfahrung und ich kann nur jedem empfehlen, die möglichkeit zu nutzen, einige zeit (und wenn’s auch nur ein monat ist) im ausland zu verbringen!
Lg, theresa
top
http://www.amsa.at/berichtedb/files/scope/Tunesien/Tunis/334/bericht.htm