heute abend kommt Claudia Rajah zu Kerner....
hier eine zusammenfassung der Mona-Lisa-Sendung von vergangenem Sonntag, damit ihr wisst, wer sie ist:
ML Mona Lisa
Wo sind meine Kinder?
Eine Mutter auf der Suche
Seit Monaten sucht Claudia Rajah in Tunesien und Qatar nach ihren Söhnen, die ihr Mann entführte. Bisher vergeblich. 15 Jahre waren Claudia und Mohammed Rajah verheiratet, der Tunesier war die Liebe ihres Lebens. Der Spagat zwischen Kulturen und Religionen schien zu klappen, bis zum Oktober 2003.
Seit dem 30. Juli 2005 leben die Söhne Amin und Sofian nicht mehr zu Hause, sind nicht mehr in ihren Kinderzimmern. Claudia Rajah schmerzt die Erinnerung: "Ich habe den letzten Tag noch in Erinnerung. Wir sind am Abend noch auf den Bauernhof hier zum Essen gegangen und haben noch einen schönen Abend gehabt. Und es gab ein ganz schlimmes Gewitter an dem letzten Abend, als sie hier waren."
Unerklärliche Veränderung
Bis zum Oktober 2003 schien die Ehe von Claudia und Mohammed Rajah zu funktionieren. Damals waren sie bei einer Geburtstagsfeier eingeladen und im Hotel, so Claudia Rajah, breitete er plötzlich ein Handtuch aus und fing an zu beten. Auf ihre Frage hin erklärte er ihr, er hätte in der Nacht eine göttliche Eingebung gehabt und würde von heute an sein Leben ändern, beten und keinen Alkohol mehr trinken.
Ein Jahr später kam es zur Trennung. Weil Mohammeds Arbeitgeber sie vor einem möglichen Kindesentzug warnte, zog Claudia Rajah vor Gericht. Sie wollte verhindern, dass ihr Mann mit den Söhnen nach Tunesien reiste. Die Richterin aber entschied: Mohammed Rajah habe ein Recht auf Urlaub mit seinen Kindern. Claudia ahnte, was kommen könnte: "Ich habe ihm gesagt, ich habe Angst zu gehen, Dich zu verlassen, denn Du wirst mir die Kinder wegnehmen wollen. Er hat mir das ja auch angedroht. Er hat ja gesagt: 'Gehe den Schritt in die falsche Richtung und Du wirst Deine Kinder nie mehr wiedersehen.'"
Mit den Kindern auf der Flucht
Seine Flucht hatte der Tunesier offenbar von langer Hand geplant. Seine Wohnung war schon eine Woche später wie leergefegt. Makaberer Abschiedsgruß: ein Plastik-Maschinengewehr und ein Buch über Islamisten in Deutschland. Damals erst erfuhr Claudia, dass die Kinder jedes zweite Wochenende, wenn sie bei ihrem Vater waren, in die Moschee mussten. Den Grundschullehrern des kleinen Sofian blieb das nicht verborgen. Er schlief im Unterricht ein und gab als Grund an, er habe so lange beten müssen, berichtete die Schuldirektorin. Doch die Schule hatte keine Handhabe.
Claudia Rajah fand außerdem einen Kontoauszug, der eindeutig belegt: Ihr Mann bekam Geld vom Bundeskriminalamt. Wofür, darüber verweigert man ihr die Auskunft. "Aussagen zu möglichen Beschäftigungsverhältnissen gibt das BKA grundsätzlich nicht, dies unterliegt dem Datenschutz", beschied das BKA ML in einem Fax. Ende August 2005 begann dann die Odyssee der Claudia Rajah. Immer auf der Suche nach ihren Söhnen, erwirkte sie in Rekordzeit einen Sorgerechtsbeschluss in Tunesien. Doch am Tag der Kindsübergabe floh ihr Mann mit Amin und Sofian über Ägypten nach Qatar.
Vergebliche Suche
Auf dringendes Anraten des Auswärtigen Amtes machte Claudia Rajah sich auf in die Hauptstadt Doha. Das Ergebnis war deprimierend. Niemand weiß, wo genau ihre Söhne sind, Claudia traf auf eine Mauer des Schweigens und des Verzögerns. Täglich ist Claudia Rajah in Gedanken bei ihren Kindern. Wie Hohn klingt da ein Schreiben des Außenministeriums an Claudia Rajah, das ML vorliegt: "Dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt wegen der Unklarheit hinsichtlich des Aufenthaltsortes Ihrer Kinder das Herausgabeverfahren nicht ergebnisorientiert und erfolgversprechend fortgeführt werden kann, bedauere ich außerordentlich", heißt es darin.
Ohne Ergebnis reiste Claudia Rajah zurück nach Deutschland und musste dort erfahren, dass ihr Mann mit den Kindern inzwischen von Qatar in Richtung Jordanien unterwegs war, mit einem Transitvisum durch Saudi-Arabien, unterwegs mit seinem deutschen Reisepass als deutscher Staatsbürger mit zwei minderjährigen Kindern. Er wird zwar mit internationalem Haftbefehl gesucht, aber doch an jeder Grenze durchgewunken, weil Kindesentzug im arabischen Raum keine Straftat ist.
Unterstützung der Kollegen
Für den Kampf um ihre Kinder hat Claudia Rajah inzwischen über 50.000 Euro gezahlt. Ohne ihre Eltern, ihren Bruder und Kollegen, die immer einspringen und zusammenhalten, wenn sie wieder in der Welt unterwegs ist, wäre das nicht möglich. Auf die Frage von ML, was das Auswärtige Amt tut, um Mohammed Rajahs habhaft zu werden, gibt es nur eine schriftliche Stellungnahme: "Das Auswärtige Amt und die involvierten Botschaften haben im Fall Rajah nichts unversucht gelassen, um Frau Rajah im Rahmen des Möglichen zu unterstützen und den Aufenthaltsort der Kinder ausfindig zu machen. (...) Das Auswärtige Amt bemüht sich weiterhin um eine Lösung."
Das letzte Lebenszeichen, das Claudia Rajah von ihren Söhnen hat, ist ein Foto und eine Email ihres Mannes. Er schrieb ihr: "Ich habe Dein Kapitel schon längst abgeschlossen und mein Kampf um meine Kinder geht auch nach meinem Tod weiter." Mohammed Rajah hält sich vermutlich zur Zeit illegal mit seinen Kindern in Saudi-Arabien auf.
Wo sind meine Kinder?
Ein Beitrag von Susann von Lojewski und Sibylle Bassler
Sendedatum:
ML Mona Lisa, 14. Mai 2006, 18.00 Uhr
Wiederholung bei 3sat, 17.5.2006, 12.15 Uhr