Hallo,

ich bin seit einigen Minuten am Heulen; und zwar nachdem ich das erste Mal das ausführliche Ergebnis der Pisa-Studie 2003 gelesen habe. Unter 40 Ländern sind wir eben die dümmsten. Ab heute werde ich lernen, mich damit gut abzufinden, dass wir dumm sind!!!

Hier ist ein Link (insgesamt 3 Diagramme):
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3861302_TYP1_NAV_REF1,00.html

Viel Spaß beim Heulen.
Grüße,
Foued

P.S. Wer sagte noch, dass wir in der Mathematik ganz gut sind? Kann jemand das bitte wiederholen??

trotzdem beschweren sich die Deutschen!
Ich frage mich aber, wie aussagekräftig sind solche Studien? Über die Lehrinhalte sagen die nicht unbedingt viel aus. Viel mehr darüber, wie gut die Lehrmethoden sind, und wie schlau die Schüler sind(was aber auch vom sozialen Umfeld abhängt). Ich denke aber schon, dass die Lehrinhalte für Mathematik in TN anspruchsvoller sind als in Deutschland.

Hi,

das glaube ich auch; aber bei uns herrscht immer noch das Auswendiglernen. Wir lernen zwar sehr viel, aber wer kann sich in den Sommerferien beispielsweise erinnern, was er vor ein paar Monaten gelernt hat (und eventuell auch wo er sehr gute Noten bekommen hatte)? Ich denke schon, dass es in dieser Studie darum geht, wie gut untypische Aufgaben gelöst werden.

Gruß,
Foued

Wir mein vorredner schon sagte, dass lernen in Tun. konzentriert sich nur auf auswendig lernen!Das komplette Schulsystem muss meiner meiner nach reformiert werden um ein besseres Ergenis zu erzielen!Die Leute müssen mehr Bücher lesen, in tun. sehe ich nie jemanden der ein Buch in der Hand halt, hier in Deutschland sehe ich an jeder Straßenecke jemanden der ein Buch liest!

Haben nur diese Länder teilgenommen oder wie auch anderer?wie siehts mit den restl. arab. Ländern aus?

Ich sehe es differenzierter! Tunesien ist Nr. 1 in Afrika und in den arabischen Ländern, und außer Türkei und Indonesien auch besser als alle anderen islamischen Ländern. Also so schlimm ist es nun auch wieder nicht! Aber keine Sorge in 10 Jahren haben wir die Deutschen und die Schweizer überholt

Ein Lesekultur hat es in Tunesien nie gegeben, wie es der Fall in Deutschland ist. Dahinter steckt auch eine ganze Industrie, die davon lebt, dass die Menschen lesen, und Geld für Bücher ausgeben. Erst dann gibt es auch interessante Bücher. In Tunesien gibt es kaum interessante Bücher, und wenn, dann sind sie übermäßig teuer und die Leserschaft begrenzt sich auf einen kleinen Kreis, was die Sache nicht rentabel macht. Billige Bücher sind oft arabische Import-Bücher (hauptasächlich mit religiösen Themen) oder wenig anspruchsvolle Bücher.

... ja. Aber die Deutschen zu überholen sollte nicht als Kriterium genommen sein. Das finde ich mager und bescheiden als Ziel, denn die sind erst zwanzigste!!

A propos, ich hörte vor ein paar Monaten im Radio den Bildungsminister (bzw. jemand aus dem Ministerium) sprechen; und er sagte, dass die Sorge des Staates bisher auf die Quantität orientiert war, d.h. wie viel Leute die Abschlüsse erreichen, und wie viel Stoff sie zu lernen bekommen. Er fügte anschliessend hinzu, dass nachdem dieses Kriterium jetzt erfüllt ist, möchte man sich auf die Qualität konzentrieren.

Dann dürfen wir hoffen, dass es doch so klappt, wie sie sich das vorgestellt haben.

Grüße,
Foued

Ich glaube, daß die Lehrinhalte doch etwas verschieden sind. Ich kenne keinen Tunesier, der z.B. Bruchrechnen kann, geschweige denn weiß, was Bruchrechnen überhaupt ist. Wann lernt man dies bei uns??? 3. oder 4. Klasse Grundschule???

Sigrid, aber mal ehrlich. Du hast sicher die falschen Leute gefragt. Du glaubst doch sicher nicht, dass wir vorletzten in Mathematik sind, weil die Schüler das Bruchrechnen nicht können!? Natürlich lernt man das auch bei uns in der Grundschule.

Grüße,
Foued

Noch was: Es ist klar, dass viele Tunesier nicht wissen, was Bruchrechnen bedeutet, denn das ist schliesslich ein deutsches Wort.

jo - und ich find Bruchrechnen auch waaaaahnsinnig wichtig, ich brauche es quasi täglich, fast schon öfter als Quantenphysik und Hermeneutik, ehrlich. Also - ohne Bruchrechnen ist man doch heute ein NICHTS....

Ironisch? Ich? Nee, nie. Mir würde es schon reichen, wenn unsere Kids ihre Sprache einigermassen beherrschten (z.B. den guten alten Konjunktiv.... statt beherrschen würden) und mit den täglichen Anforderungen des wirklichen Lebens nicht überfordert wären.... Aber leider der Spruch "Nicht für die Schule lernen wir, sondern für's Leben" zur Farce geworden, denn wenig von dem, was sie lernen, wird ihnen je von Nutzen sein, und wenn sie denn studieren, werden sie diese - für Nichtakademiker sinnlosen - Dinge sowieso wiederholen.

... ich stelle es mir jetzt bildlich und ironisch vor, wie die Studenten an der Universität in TN das Bruchrechnen lernen!!

A propos, meine Nichte, die 13 Jahren zum Teil in den USA gelebt hat, musste ein Jahr verpassen, als sie in Tunesien eingeschult wurde, denn der Lerninhalt war für sie zu komplex. Ihre Schwestern musste das erste Jahr in einer privaten Schule und viel Privatunterricht bekommen, damit sie ein Jahr danach den Einstieg in den öffentlichen Schulen schafften.

Das Problem liegt also nicht im Stoffinhalt, sondern in der Lehrmethode, denke ich.

Grüße,
Foued

Zumindest was Mathe betrifft, da werden komplexere Themen in Tunesien behandelt als in Deutschland (komplexe Zahlen z.B.). Ein Freund von mir hat hier einem Kind Nachhilfe gegeben und hat bestätigt, dass wir zu dem Alter komplexere Sachen behandelt haben. Es geht wie gesagt viel mehr um Pädagogie. Ich habe meine Bedenken viel mehr bei anderen Fächern, und weniger bei Mathe, die für die Allgemeinbildung wichtig sind. Da liegt der Nachholbedarf.

das zum Einen. Zum Anderen sind die Eltern mitverantwortlich an das Scheitern ihrer Kinder. Man kann das einfach aus der Lage der ausländische Schülern in Deutschland erkennen. Die Schulen und die Pädagogik sind gleich für alle; aber weil die ausländischen Kinder (bzw. viele davon) keine Unterstützung und keine Motivation zu Hause von ihren Eltern bekommen, deshalb haben sie ein schlechteres Niveau. Zwar kümmern sich im Durchschnitt die tunesischen Eltern in TN mehr um ihre Kinder als die tunesischen Eltern in D (Ich hoffe, Niemand ärgert sich); aber wie viele von den Eltern in Tunesien Geschichten mit ihren Kindern lesen oder versuchen den Lerninhalt zu Hause mit ihren Kindern nochmals zu studieren oder versuchen ihren Kindern Wissen weit über den Stoff der Schulen zu geben???

Grüße,
Foued

Besonders wenn die Eltern kaum (oder gar nicht) auf der Schule waren, kann man das erst gar nicht erwarten. Aber auch bei den gebildeten ist es unterschiedlich. Manche geben sich große Mühe (oft übertrieben zu dem Punkt, dass die Kinder nicht mehr selbständig lernen) und andere kümmern sich kaum.

In Deutschland gibt es, wie in Tunesien, versch. gymnasiale Zweige und wenn man auf dem math.-naturwissenschaftl. Zweig ist, hat man auch "komplexe Zahlen". Wie das bei den anderen Schulzweigen, wie z.B. neusprachl. Gymnasien ist, weiß ich nicht. Ich habe jedenfalls auch komplexe Zahlen büffeln dürfen und frage mich bis heute, wofür ich damit gequält wurde.
Die Unterrichtsmethoden in Tunesien und Deutschland scheinen sehr unterschiedlich zu sein. Meine aktuellen Erfahrungen in Deutschland beziehen sich auf eine "Modus21"-Schule, die sehr darauf abzielt, denkende und selbstständige Schüler auszubilden. Von diesem Ausbildungsziel ist man selbst in D in den meisten Schulen noch weit entfernt und viele Eltern haben Probleme damit, wenn ihre Kinder z.B. ein komlexes Thema der Mathematik in einer Arbeitsgruppe von 4 Schülern erarbeiten, die Ergebnisse dem Plenum vortragen und der Stoff dann als behandelt gilt..... Vermutlich sind neue Unterrichtsversuche/modelle immer gewöhnungsbedürftig und die Praxis wird zeigen, ob es sinnvoll ist, dies an mehreren deutschen Schulen einzuführen.
Meine Erfahrungen mit dem tunesischen Schulsystem, beruhen auf Erzählungen. Aufgrund dieser habe ich oft den Eindruck, dass es in Tunesien oft noch so läuft, wie zu Zeiten unserer Eltern/Grosseltern (ist aber sicher auch von Lehrer zu Lehrer/Schule zu Schule unterschiedlich). Ich bin mir aber sicher, dass auch in Tunesien eine Reformierung des Schulsystems durchgeführt werden wird. Doch auch das braucht sicherlich Zeit.
LG Anna

Ich kenne das so, dass am Anfang meines Studiums für viele Kommilitonen das Thema komplexe Zahlen realtiv neu war. Wir hatten uns schon im Gymnasium ausführlich damit beschäftigt. Am Anfang sahen wir nicht viel Nutzen dabei. Das hat sich jedoch später geändert, besonders als wir mit den Matrizen anfingen. Mittlerweile brauche ich das kaum noch, aber das kann sich noch ändern.
In Tunesien beschäftigen sich die Abiturienten des Schwerpunkts Mathe mehr mit komplexen Zahlen, aber auch die anderen dürfen sich damit "ausseinandersetzen".

In Physik und Mathe musste ich feststellen, dass meine Verwandten in Tunesien durchaus besser waren als ich.Vieleicht liegts daran dass ich in Mathe schwach bin, aber egal!

nochmal zu meiner Frage!Ist tunesien dass einzigtes arabische und afrikansiche Land dass an dieser Studie teilgenommen hat?Oder werden die Teilnehmeer von Jahr zu Jahr gewechselt, was ich nciht glaube

Das ist die Liste der teilnehmenden Länder an Pisa 2003 (www.pisa.oecd.org)

Danke dir!
Wieso haben andere arabsiche länder nciht teilgenommen?gibt es da sowas wie eine "Qualifikation" oder wie funktioniert das?

@Karmoussa:
Lesetipp: Das neuerschienene Taschenbuch (8,89 €) mit dem köstlichen Titel "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod"....das sind Kolumnen über unsere Alltagssprache, und ich könnte mich echt wegwerfen beim Lesen!