Tunesien Informationsforum ARCHIV Tunesien Informationsforum ARCHIV
Jawhara FM Mosaique FM
Dieses Forum ist nur als Archiv nutzbar.
Popular Topics(Zugriffe)
1,682,820 Magic Life Club
1,259,818 Islamische Fragen
TunesienCom Galerie
Der Flughafen Enfidha/Hammamet - Bilder von Walter
Hammamet Fotos von Walter
Djerba Fotos von Walter
Impressum
Impressum
Datenschutzerklärung

Kontakt E-Mail
Previous Thread
Next Thread
Print Thread
Bewerte Thread
Entwicklungsland #148375
13/02/2003 00:00
13/02/2003 00:00
Joined: Jan 2003
Beiträge: 32
Düsseldorf
A
Amina Offline OP
Member
Amina  Offline OP
Member
A

Joined: Jan 2003
Beiträge: 32
Düsseldorf
Ich habe einen ziemlich intersessanten Bericht gefunden. Auch wennn er etwas länger ist müsste jeder neue Aspekte zum Thema Tunesien finden können.

TUNESIEN Entwicklungsland: ja oder nein ?

Inhaltsverzeichnis


Strukturdaten Bevölkerung
Lage und Kennwerte Bevölkerungsverteilung
Naturraum Erwerbstätigkeit
Relief / Landesnatur Religion
Klima Kultur
Vegetation Bildungswesen
Rohstoffe Gesundheitswesen
Geschichte Geburten- und Sterberate
Politik Infrastruktur
Wirtschaft Straßenverkehr
Landwirtschaft Eisenbahnverkehr
Forstwirtschaft Schiffahrt
Fischerei Flugverkehr
Industrie Entwiklungsstand
Tourismus Entwicklungshilfe
Quellenverzeichnis

Strukturdaten

Kriterien Daten Quelle
Fläche 163.610 km² Q 1
Einwohner (1995) 8.9467 Mio. Q 1
Bevölkerungsdichte (1995) 57,9 Einwohner /km² Q 1
Bevölkerungswachstum (1990) 1,9 % Q 4
Geburtenrate je 1.000 Einwohner(1985 u. 1990) 31,1 Q 4
Sterberate je 1.000 Einwohner (1985 u. 1990) 7,3 Q 4
Säuglingssterblichkeit im 1. Lebensjahr je 1.000 Lebendgeburten (1985 u. 1990) 52 Q 4
Einwohner / Arzt (1990) 1.825 Q 4
Krankenhausbetten (1990) 16.116 Q 4
Analphabeten (1990) 35 % Q 8
BSP / Kopf in US-$ 1.720 Q 3
durchschnittliches Einkommen / Kopf in US-$ (1989) 3.329 Q 8
Anteil der Wirtschaftssektoren am BIP in % :
Landwirtschaft (1993)
Produzierendes Gewerbe / Industrie (1990)
Dienstleistungssektor (1993)
18 % 34 % 51 % Q 3
Anteil der Erwerbstätigen an den Wirtschaftsektoren in % (1995) :
Landwirtschaft
Produzierendes Gewerbe / Industrie
Dienstleistungssektor

33 % 27 % 40 % Q 1
Arbeitslosenquote in % (1993) 20% Q 1
Inflationsrate (1993) 6,5 % Q 1
Handelsbilanz in US-$ (1993) - 1208.7912 Mio. Q 1
Import In US-$ (1993) 5164.8352 Mio. Q 1
Export in US-$ (1993) 3956.044 Mio. Q 1
Auslandsverschuldung in US-$ (1993) 6.659347 Mrd. Q 1
Terms of Trade (1991) 99 Q 4
Entwicklungshilfe / Kopf in US-$ (1989) 38 Q 8



Lage und Kennwerte

Tunesien, ein Staat des arabischen Westens (Q4), liegt zwischen 30° und 37°21` nördlicher Breite sowie 7° und 12° östlicher Länge. Das Land, das etwa halb so groß ist wie die heutige BRD (Q4), grenzt im Norden und nördlichen Osten an das Mittelmeer, im Südosten an Libyen und im Westen an Algerien (Q2).
Die Ausdehnung der Republik von Norden nach Süden beträgt 780 km, die von Westen nach Osten 380 km (Q3).
Nach einer offiziellen Schätzung von 1995 lebten 8,947 Mio. Einwohner auf 163.610km², folglich leben 57,9 Einwohner auf einem Quadratkilometer. Die jährliche Zuwachsrate der Einwohnerzahl lag von 1985 bis 1994 bei 2,3 %(Q1). Die an der Norostküste liegende Landeshauptstadt Tunis hat 630.000 Einwohner (Q3).
Die Landeszeit Tunesiens entspricht der mitteleuropäischen (Q2).
Die Staatssprache ist Arabisch, Handels- und Bildungssprachen sind Französisch und Italienisch (Q1).


Naturraum

Relief / Landesnatur

Tunesien liegt auf dem nördlichsten Vorsprung Afrikas und markiert die Trennungslinie zwischen westlichem und östlichem Mittelmeer (Q1). Das Land läßt sich in fünf große Räume untergliedern:
1. Die ca. 1.300 km lange Küste, der einige Inseln vorgelagert sind (z.B.
Djerba), wird durch die Golfe von Tunis Hammamet und Gabes gegliedert
(Q4).
2. An der Nordküste setzen sich die Ausläufer des küstenparallelen,
algerische Tellatlas mit dem Kroumir-Bergland (700 bis 1.200 m) und dem
flacheren Mogod Bergland , das im Kap Blanc ins Meer bricht, fort. Im
Süden werden die Bergländer vom fruchtbaren und daher landwirtschaftlich
relevanten Talbecken des Flusses Medjerda, der 356 km lang ist und das
ganze Jahr über Wasser führt, und den Küstenebenen von Bizerte und
Tunis begrenzt (Q4). Südlich des Flusses folgen der Hohe Tell sowie der
mitteltunesische Gebirgsrücken, die Dorsale, die im Djebel Chambi bis
auf 1.544 m ansteigt (Q4) und nach Süden hin ein Gebiet mediterranen-
humiden Klimas nach Süden abschließt (Q1).
3. Der mitteltunesische Gebirgsrücken fällt nach Osten hin ab und erreicht
an der Halbinsel Cap Bon die Küste (Q4). „Obwohl dieses Gebiet nur 1/5
der Gesamtfläche des Landes ausmacht, lebt hier mehr als die Hälfte
der Gesamtbevölkerung." (Q1)
Südlich erstrecken sich die Steppenlandschaften Zentraltunesiens mit dem
östlichen Steppentiefland im Kairouaner Becken und dem Steppenhochland
zwischen Dorsale und den saharischen Randgebirgen (Q4).
4. Die Küstenregion des tunesischen Sahel im Osten, die in den feuchten
Kernraum des Sahel von Sousse im Norden und den
trockeneren Sahel von Sfax im Süden geteilt wird, nimmt eine Sonder-
stellung ein (Q4).
5. Südlich einer Linie von Gafsa nach Sfax wird Tunesien von Wüstensteppen
und Wüsten (ausgedehnte Dünengebiete des östlichen Großen Erg) sowie
Saltonebenen und Salzseen des Chott El Jerid (ca. 7.700 km²), dem
Kalkplatteau. Dahar und der Küstenebene Djeffara geprägt (Q1, Q4).

Klima

Tunis Lage: 36°50´N, 10°14´O üNN: 3 m

Monate Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr
durchschnittl. Temperatur in °C 10,2 10,9 12,6 15,1 18,4 22,8 25,6 26,2 23,9 19,6 15,2 11,6 17,7
durchschnittl. Niederschlag in mm 70 47 43 42 23 10 1 11 37 52 57 68 461

(Q 10)

Gasfa Lage: 34°25´N, 8°49´O üNN: 313 m

Monate Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr
durchnittl. Temperatur in °C 9,1 10,6 13,9 17,8 22,2 26,7 29,7 29,4 25,8 20,8 14,7 9,7 19,2
durchschnittl. Niederschlag in mm 15 14 20 18 11 6 2 6 12 21 20 15 160

(Q 10)

In Tunesien stoßen zwei Klimazonen aufeinander: an der Küste herrscht semihumides mediterranes Winterregenklima, das im Süden in arides, saharisches Wüstenrandklima übergeht. Die Niederschläge, die in Herbst, Winter und Frühling fallen, erreichen eine jährliche Summe von 1.000-1.500 mm, wobei z.T. extreme Schwankungen und abnormale Abweichungen des monatlichen Niederschlags während der Regenzeit (Winter) auftreten (Q1,Q4, Q5). Im Tellatlas wird mit bis zu 1.500 mm der höchste Jahresniederschlag erreicht (Q4). Der mitteltunesische Gebirgsrücken erhält im Jahr durchschnittlich 600 mm Niederschlag (Q1). In Gebirgstälern und -senken fallen durchschnittlich 200 bis 600 mm. Nach Süden sinken die Niederschläge auf 100 mm/Jahr (Q1,Q4).
„Die mittleren Januartemperaturen liegen bei 9°-11°C, die mittleren Julitemperaturen bei ca. 30°C an der Küste und 40°-46°C im Süden."(Q2)

Vegetation

In höheren Lagen der Atlasketten findet man stellenweise Wald mit Korkeichen, Aleppokiefern und Steineichen. In tieferen Bereichen ist die Macchie (Buschwald) weit verbreitet. In Gebirgen mit weniger als 400 mm Niederschlag und in den weiteren inneren Ebenen sind Alfagras- (Hartgras, Espartogras) und Artemisiasteppen vertreten, die nach Süden in die Wüsten- steppen übergehen(Q2,Q4). Im Gegensatz zum Steppenland, in dem jährlich mindestens 600 mm Niederschlag fallen und das weitgehend in fruchtbares Ackerland umgewandelt wurde, sind die Wüstengebiete weitestgehend vegetationslos (Q4).

Rohstoffe

Tunesien ist reich an Bodenschätzen; die wichtigsten sind Phosphat, Eisenerz, Erdöl und Erdgas.
Die Phosphatvorkommen bei Gasfa werden auf 1,6 Mrd. t, die bei Le Kef auf 1 Mrd. t geschätzt (ca. 4% der Weltproduktion). Seit 1984 ging jedoch die Förderung wegen nachlassender Weltnachfrage zurück.
Weitere Rohstoffe Tunesiens sind Blei, Zink, Fluß- und Schwerspat, Quecksilber und Kupfer. Außerdem wurde mit der Erschließung größerer Pottaschevorkommen in den Salzseen im Süden und Südosten begonnen.
Tunesien gehört zu den Nettoexporteuren von Erdöl und raffinierten Produkten. Die wichtigsten Erdölfelder liegen bei El Borma im Südwesten, wo 1969 die Erdölförderung begann und das bis heute Hauptstandort der Ölindustrie ist, da von dort 2/3 des Erdöls kommt, im Golf von Gabés und um Douleb im Westen.
Die wichtigsten Erdgasvorkommen finden sich ebenfalls bei El Borma und bei Miskar am Golf von Gabés.(Q1,Q3)
Da erdölreiche (Entwicklungs)länder gegenüber anderen das „Monopol" über den knappen Rohstoff auf dem Weltmarkt haben, könnem sie die Preise erhöhen, somit ihre Situation verbessern, und z.B. Schulden verringern. Dies trat 1973 und 1979/80 ein (Q9).


Geschichte

Nach dem Austrocknen der Sahara im 4.Jtsd. v. Chr. wanderte das
Volk der Berber ein (Q5).
Die Phönizier gründeten 1101 v. Chr. Utica und 814 v. Chr. Karthago. Sie dehnten ihre Herrschaft allmählich ins Landesinnere aus und unterwarfen die dort lebenden Berber.
Um das 7. bzw. 6. Jahrhundert v. Chr. wurde das punische Seereich gegründet (Q3,Q5)
Im 3. Jh. v. Chr. fanden die punischen Kriege statt. Im ersten pun. Krieg (264 - 241 v. Chr.) verlor Karthago Sizilien an Rom, im zweiten (218 - 201 v. Chr.) überquerte Hannibal 218 die Alpen. (Q3,Q5)
216 v. Chr. besiegt Hannibal die Römer bei Cannae (Q1).
Nachdem Karthago 146 v.Chr. im 3. Punischen Krieg (149 - 146 v. Chr.) zerstört worden ist, wurde das Gebiet des heutigen Tunesien Teil der römischen Provinz Afrika und eine der Kornkammern des Röm. Reiches.(Q2)
439 n. Chr. wurde Karthago von den Vandalen erobert. Das bedeutete die politische Abtrennung der afrikanischen Provinz vom Röm. Reich (Q2). Das Vandalenreich bestand 34 Jahre, nämlich von 439 bis 533 (Q1).
„Nach der Rückeroberung durch Byzanz unter Justinian I. (533) eroberten 670-696 die Araber das Land und gründeten Kairuan als Hauptstadt der dem Kalifenreich neu gewonnenen Provinz Ifrijja (Afrika)"(Q2). Diese Eroberung zog die Islamisierung nach sich (Q5).
Am Ende des 10. Jh. kam es zur Arabisierng durch die Hilal-Nomaden(Q1).
Zwischen 909 und 969 hatten die Fatimiden ganz Nordafrika erobert. 1047 machten sich die Statthalter unabhängig, was die Eroberung durch arabische Beduinenstämme zur Folge hatte, die das Land verwüsteten und die entgültige Arabisierung durchsetzten (Q2,Q5). Während dieses einen Jahrhunderts, in dem die Anarchie herrschte wurden Wirtschaft und Kultur zerstört.
Erst nachdem 1165 bis 1167 die Almohaden nach Tunesien kamen, wurden sowohl die wirtschaftlichen als auch die kulturelle Verhältnisse normalisiert(Q2).
Ab 1229 bis 1574 regierten die Hafsiden, die zu Anfang Vasallen der Almohaden waren, aber später unter dem Schutz der christlichen Könige von Sizilien standen (Q2).
1535 eroberte Karl V. Tunis, das damals den Hauptort des sarazenischen Seeräuberunwesens im Mittelmeer bildete (Q1).
1574 wird Tunesien durch die Eroberung der Türken osmanische Provinz (Q1,Q2).
Im 19 Jh. nahm der europäische Einfluß in Nordafrika zu (Q5).
Dies hatte zur Folge, daß wirtschaftliche Veränderungen stattfanden, es kam zur Zerrüttung der Staatsfinanzen und zur steigenden Verschuldung (Q2,Q5).
1881 marschierten französische Truppen nach Tunesien ein, zwei Jahre später wurde es zum französischen Protektorat erklärt, was es bis 1946 blieb (Q2,Q6).
1920 wurde erstmals von der einheimischen Führungsschicht Unabhängigkeit für Tunesien verlangt, was 1934 Habib Bourguiba fortsetzte. Er wurde daraufhin aber festgenommen und seine Partei verboten. 1945 ersuchte Bourguiba das Ausland um Unterstützung zur Verwirklichung der Unabhängigkeitsziele (Q2).
1946 wurde Tunesien zum Assoziierten Staat der Französischen Union (Q1).
Im September 1955 wurden Autonomieverhandlungen erfolgreich abgeschlossen und am 20. März 1956 von Frankreich anerkannt, damit wurde das Land unabhängig (Q2).
Am 25. Juli 1957 erklärte das Parlament Tunesien zur Republik und wählte Burguiba zum Staatspräsidenten (Q1).
Am 28. März 1969 schloß Tunesien das Assoziierungs- und im Januar 1976 das Kooperationsabkommen mit der EG (Q1).
1977/78 kam es zu starken sozialen Spannungen mit den Gewerkschaften, zu Streiks und Unruhen nach einem Generalstreik am 26.01.1978 (Q1). Daraufhin wurden 1982 die Mindestlöhne von 65 tunesischen Dinar (tD) auf 85 tD heraufgesetzt.
Am 10. April 1981 fand durch Zulassung der 16 Jahre lang verbotenen Kommunistischen Partei die erste Abkehr vom Einparteiensystem der PSD (Parti Social pour le Progrés: liberal) statt (Q1).
Am 19. November 1983 erhielten wurden zunächst zwei weitere Parteien (MDS Mestiris und MUP) die Zugelassung, später kam es zu zahlreichen weiteren Parteineugründungen (Q1).
Knapp ein Jahr später, am 2. November 1986, fanden Parlamentswahlen statt, an denen sich die meisten oppositionellen Kräfte nicht beteiligten. So gewann die Regierungspartei alle Sitze (Q1).
Zwischen Deutschland und Tunesien wurde am 10. Oktober ein Abkommen über eine Finanzhilfe in Höhe von 45 Mio. DM abgeschlossen (Q1).
Nachdem die Regierung am 22. Juni 1993 Sprachen- und Antidiskriminierung verabschiedeten, unterzeichneten die USA gut zwei Monate später, am 25. August, in Tunis zwei Abkommen über 50 Mio. tD bzw. 2 Mio US-$, die der Realisierung von Entwicklungsvorhaben zugute kommen sollten (Q1).


Politik

Nach mehrfachen Änderungen der Verfassung von 1959 ist Tunesien eine präsidiale Republik. Der direkt für eine Amtszeit von 5 Jahren gewählte Staatspräsident, der nur zweimal wiedergewählt werden kann und zwischen 40 und 70 Jahren alt sein muß, ernennt die Regierung mit dem Premierminister und ist gleichzeitig Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er hat eine vorrangige Stellung bei der Gesetzesinitiative und die Befugnis, Notstandsmaßnahmen zu ergreifen. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (Einkammerparlament),die auf 5 Jahre gewählt wird. Gesetze werden mit absoluter Mehrheit beschlossen. Das Rechtwesen ist angelehnt an das französische Vorbild. Im Familienrecht werden islamische Rechtsvorstellung mit modernen Vorstellungen verknüpft.
Aktives Wahlrecht erhält man ab 20, passives ab 25 Jahren.(Q1,Q3)
Seit 1910 gibt es in Tunesien Arbeitsgesetze, die Arbeitszeit und -hygiene festsetzen. 1921 wurde ein Gesetz beschlossen, das
Urlaubszeit und Schutz gegen Arbeitsunfälle für Industriearbeiter regelt. Es wird ein Sozialversicherungssystem aufgebaut, das Gesundheitsfürsorge, Krankengeld einschließlich Krankenhausaufenthalt, Mutterschaftsbeihilfe, Zahlungen der Famamilienausgleichskasse, Urlaubs- und Ausbildungsbeihilfen bietet. Für Arbeitnehmer ist eine Arbeitsunfallversicherung kostenfrei. Allerdings gibt es noch keine Arbeitslosenversicherung. (Q4)

Wehrwesen
Es besteht eine selektiv angewandte Wehrpflicht mit einer Dauer von 12 Monaten. 1992 bestand die Armee aus 41.000 Mann. (Q1)


Wirtschaft



Wirtschaftssektoren Anteil am BIP in % (1990; Q 3) Anteil der Erwerbstätigen in % (1995; Q 1)



Landwirtschaft 18 % 33 %
Produzierendes Gewerbe / Industrie 34 % 27 %
Dienstleistungen 51 % 40 %




Landwirtschaft

Tunesien gehört zu den am besten entwickelten Ländern Afrikas. Der wich-
tigste Wirtschaftszweig, der heute ca. 1/3 der Erwerbstätigen beschäftigt
(1956 waren es 80%, 1978 nur noch 40%; Q5), ist die Landwirtschaft. Durch sie werden 18% des Bruttoinlandproduktes erzeugt. Allerdings kann eine optimale Erzeugung durch die Landwirtschaft nur bei günstigen Witterungs- bedingungen erreicht werden. Die fruchtbarsten Gebiete befinden sich im Norden des Landes,da dort ausreichend Niederschläge fallen. Es werden überwiegend Zitrusfrüchte, Obst und Gemüse, aber auch Weizen, Hafer und Hirse angebaut. In den zentralen Regionen, die zum Teil künstlich bewässert werden, findet man hauptsächlich Olivenplantagen und Getreide. Tunesien ist einer der größten Exporteure von Olivenöl. Außerdem werden Tabak, Wein und Mandeln erzeugt. In den Oasengebieten im Süden des Landes gibt es vereinzelt Dattelanbau. Im Norden des Landes werden überwiegend Rinder gehalten, während in den Steppen die Schaf-, und im Süden des Landes die Ziegenhaltung vorherrschen. Trotzdem kann der inländische Bedarf an Milch- und Fleisch- produkten noch immer nicht gedeckt werden (Q1,Q3).
Probleme
Da die Landwirtschaft intensiviert werden sollte, aber da Land knapp war, begann man, Böden von niedriger Ertragsfähigkeit zu bebauen. Schwankungen bei den Ernten ergaben sich aus der in- tensiveren Nutzung, welche die Desertifikation begünstigt. Durch Erosion wird die Erde abgetragen (Q4). Die Sahara, die gut 1/3 Tunesiens einnimmt, verschlang schon Ende der Siebziger täglich 12 bis 15 ha des Landes (Q5).

Forstwirtschaft

Die wenig zusammenhängenden Waldgebiete liefern v.a. Eichen-, Kiefern-, Pinien-, Zypressenholz und Kork. Weiterhin wird Halfagras als Grundstoff für die Papierindustrie gewonnen (Q1,Q3).
Da sehr viel Brennholz geschlagen wird, hat sich der Holzeinschlag kontinuierlich erhöht. Die staatliche Forstverwaltung sorgt für die Wiederaufforstung, u.a. auch von bereits verstepptem Land (Q4).

Fischerei

Das Fischereiwesen ist zwar noch nicht genügend entwickelt, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Zur Zeit herrscht die Küstenfischerei mit Sardinen, Sardellen, Thunfisch, Schalentieren und Schwämmen vor. (Q1,Q3)

Industrie

Die Industrialisierung, die in den sechziger Jahren begann und in den siebziger Jahren voranschritt, war überwiegend eine arbeitsintensive und exportorientierte Industrie. Eine führende Rolle spielte hierbei neben der Verarbeitung von Agrarprodukten die Textil- und Bekleidungsindustrie (Q4).
Das Produzierende Gewerbe trug 1990 34% zur Entstehung des Bruttoinlandsproduktes bei (Q4).
Trotz allem steht die Industrialisierung Tunesiens noch in den Anfängen. Zunehmende Erfolge konnten 1993 auf den Gebieten der Chemie, Pharmaindustrie und Kfz-Fertigung verbucht werden (Q1).
Steigende Bedeutung erhalten auch Baustoff-, Glas-, Metall-, Elektro- und Keramikindustrie sowie die Holzverarbeitung und Papierherstellung (Q3).
Obgleich der Versuch unternommen wurde, das Exportvolumen zu steigern, war die Handelsbilanz seit über 10 Jahren defizitär. Dies erklärt sich aus dem Preisverfall des Erdöls und der herrschenden Dürre. Sowohl die Ein- als auch die Ausfuhr der Textilien spielen eine bedeutende Rolle, wobei der Export der Textil- und Lederprodukte, Erdöl und Erdölprodukte vom ersten Rang verdrängte (Q1). Durch Textilindustrie und Lederverarbeitung wurden 1990 1/3 aller Exporterlöse erwirtschaftet (Q4).
Später, im Jahre 1992, kam es zu einem Importanstieg um 17%, d.h., auf über 5 Mrd. tD. Es wurden hauptsächlich Nahrungsmittel, Kfz-Teile, Eisen, Stahl, Getreide, Maschinen und Geräte
eingeführt. Gleichzeitig stagnierten die Exporte bei 3,4 Mrd. tD (Erdöl, Olivenöl, Düngemittel, Phosphate, Wein und Obst). Dies entspricht dem Exportniveau von 1991. Um dieses Handelsdefizit aufzufangen, wurden 1993 die Importzuwachsraten um 5,7% vermindert, da die Exporte um 7,3% zunehmen sollten. Um dies zu unterstützen, hat die Regierung ausländische Waren mit Subventionen von einheimischen Produkten vom Markt verdrängt (Q1,Q2).
Nicht unbedeutend ist nach wie vor das traditionelle Handwerk, v.a. die Teppichweberei und -knüpferei (Q3).

Tourismus

Trotz eines geringen Anteils von 6% am Bruttoinlandprodukt, ist der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsbereich. Unmittelbar sind in dieser Branche 50.000 Menschen beschäftigt, mittelbar jedoch rund 200.000. Neben dem Gastgewerbe profitieren auch Bereiche des Dienstleistungssektors, z.B. Handwerk, Handel und Verkehr (Q4).
In den letzten 30 Jahren hat die Tourismusbranche einen großen Aufschwung erfahren. 1962 konnte Tunesien nur 4.000 Gästebetten anbieten. Die Übernachtungskapazität wuchs bis Ende 1991 auf über 123.000 Betten, und soll bis zum Jahr 2000 auf 200.000 Betten ansteigen . Der Reiseverkehr nimmt als Devisenbringer mit ca. 1 Mrd. US-$ Einnahmen pro Jahr (ca. 25% der gesamten Deviseneinnahmen) eine herausragende Stellung ein (Q4).
In den letzten Jahren, nach negativen Entwicklungen im Erdölbereich, ist die tunesische Regierung bemüht, den Tourismus durch mehr Qualität attraktiver zu gestalten. Das Unterhaltungsangebot und der traditionelle Tourismus sollen mit Bildungsreisen und Sahara-Tourismus ergänzt werden, um zusätz- liche Anreize für den Besuch zu schaffen. Schwerpunkte bilden die Feriengebiete um Sousse, Monastir und Hammamet. Die Basis für eine positive Entwicklung wurde durch fast vollständige Privatisierung und den Rückzug des Staates geschaffen. Obwohl der Tourismus zu 100% privatisiert ist, steuert die Regierung die Entwicklung dieses Bereiches. Das heißt, in der Praxis werden die Aufgaben geteilt; der Ausbau der Übernachtungskapazitäten wird der Privatinitiative überlassen. Der Staat sorgt für den Ausbau der Infrastruktur. Der Einbruch von 1991, ausgelöst vom Golfkrieg, konnte bereits 1992 kompensiert werden. Bezüglich der Besucheranzahl steht Deutschland vor Frankreich, Skandinavien und den Benelux-Staaten an der Spitze (Q1, Q4).
1991 reisten 3,22 Mio. Touristen nach Tunesien, 12,44 Mio. Übernachtungen wurden verzeichnet und 632 Mio.tD eingenommen. 1992 stieg die Anzahl der Touristen auf 4 Mio., die Übernach- tungen auf 21 Mio. und die Einnahmen auf 1 Mrd.tD. (Q1)
Mehr als 50% der Auslandsgäste reisen auf dem Landweg ein, ca. 40% kommen per Flugzeug und rund 2% auf dem Seeweg (v.a. Kreuzfahrer). In den letzten Jahren fiel auf, daß mehr und mehr Auslandsgäste aus anderen Maghrebländern Kurz- oder Eintagereisen unternehmen, um Einkäufe zu tätigen. Da Hotels nur selten in Anspruch genommen werden, sind die europäischen Touristen unverändert von großer Bedeutung (Q4).
Das Problem im Tourismus ist die ungleichmäßige Auslastung der Beherbergungsgebiete im Jahr. Eine geringere Besucheranzahl in klimatisch ungünstigen Monaten führt häufig zur saisonalen Schließung der Hotels, was wiederum den Arbeitsmarkt belastet. Deshalb versucht der Staat, den Reiseverkehr außerhalb der Sommersaison zu intensivieren sowie Art und Umfang der Erholungsmöglichkeiten zu erweitern (Q4).
Obwohl der Tourismus für das Land wirtschaftlich relevant ist, soll das Wachstum sowohl im Interesse der Gäste als auch aus ökologischen Gründen nicht außer Kontrolle geraten. Dies wird in Bauvorschriften und Maßnahmen zum Schutz natürlicher Gegebenheiten (z.B. Strände) ausgedrückt (Q4).


Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung & -dichte
In Tunesien lebten 1995 8,947 Mio. Einwohner auf 163.610 qkm, daraus errechnet sich eine Bevölkerungsdichte von 57,9 Einwohner/qkm. An der Gesamtbevölkerung trug die städtische Bevölkerung 1994 einen Anteil von 57%. In Tunis leben beispielsweise 674.100 Einwohner.
Am 30. März fand die letzte Volkszählung statt, bei der 6,966 Mio. Einwohner ermittelt wurden. Zwischen den Volkszählungen von 1975 und 1984 nahm die Bevölkerung um 24,7% zu, im jähr- lichen Durchschnitt sind das ca. 2,5%. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre wurde das Bevölkerungswachstum rückläufig (Q4); zwischen 1985 und 1994 lag es bei 2,3% (Q1). Durch Familien- planungskampagnen verlangsamte sich das Wachstum der Bevölkerung (Q3), sodaß es 1990 nur noch bei 1,9% lag (Q4). 1985 und 1989 lag die Zuwachsrate wegen des Zuwandererüberschusses bei 2,1 und 2,4% (Q4).

Bevölkerungsverteilung

Die Bevölkerung besteht zu mehr als 98% aus Arabern und arabisierten Berbern. Der nur noch in kleinen Gruppen vertretene vorarabische Bevölkerungsanteil, unvermischte Berber, haben sich in schwer zugängliche Gebiete, wie die mitteltunesische Gebirgsregion, zurückgezogen. Früher zahlreich im Lande lebende Franzosen, Italiener, Malteser und Juden fallen heutzutage kaum noch ins Gewicht. Die Bevölkerung ist sehr ungleichmäßig über das Land verteilt. 70% der Menschen leben im Norden und in östlichen Küstengebieten, davon mittlerweile mehr als die Hälfte in Städten. 1993 stellten die Stadtbewohner 56% der Gesamtbevölkerung.
Unzulängliche, teilweise harte Lebensbedingungen auf dem Land, gekennzeichnet durch schwache Leistungen des Gesundheits-, Bidungs- und Sozialwesens, Arbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung, zwangen die Menschen, das Land zu verlassen und führten zur Ballung der Bevölkerung in den Städten und zur städtischen Agglomeration. Versuche der Regierung, die Landflucht durch Verbesserung der Lebensbedingungen in ländlichen Gebieten einzudämmen, waren nur begrenzt erfolgreich.
Die städtische Bevölkerung im Küstenbereich ist ein „Schmelztiegel" von Nachkommen der Phönizier, Römer, Normannen, Andalusier und Türken. In größeren Inlandssiedlungen überwiegt die arabische bzw. arabisierte Bevölkerung. Nomaden durchziehen bis heute die ansonsten siedlungsleeren Trockengebiete des Südens.
Berber findet man als geschlossene Ackerbau-Gruppen in den Bergen, aber auch im Bevölkerungsgemisch der Städte (Q1,Q2, Q3, Q4).

Erwerbstätigkeit

Die Erwerbspersonen setzen sich zusammen aus Erwerbstätigen und Erwerbs- bzw. Arbeitslosen (Q4).
1990 waren in Tunesien 32% der Bevölkerung erwerbstätig, das sind 2,6 Mio. Menschen, wobei die Altersuntergrenze bei 10 Jahren lag. Frauen waren am Erwerbsleben kaum beteiligt. Da auch Tunesein eine hohe Arbeitslosenquote besitzt, nämlich 15% (tatsächlich 20%), ist die Volkswirtschaft mit einem wichtigen Problem konfrontiert (Q1,Q4).
Von den Erwerbslosen ist etwa die Hälfte jünger als 25 Jahre. Um den Stand wenigstens zu halten, müßten jährlich 63.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden (Q4).
Ziel ist, die Arbeitslosigkeit auf 13% zu senken. Dafür müßten allerdings 320.000 neue Arbeitsplätze entstehen. 400.000 Tunesier arbeiten im Ausland als Gastarbeiter, v.a. in Frankreich; in Deutschland leben beispielsweise 26.000 Tunesier, von denen ca. 1/3 Kinder sind. Die in Deutschland leben- den Gastarbeiter überweisen jährlich schätzungsweise 100 Mio. DM. Gekoppelt an die nachlassende Konjunktur in den westeuro- päischen Ländern ist sowohl die Zunahme der eigenen Arbeitslosigkeit als auch eine Ablehnung gegenüber Arbeitskräften aus Nordafrika (Q1,Q4).
Das Problem der hohen Arbeitslosigkeit wird Tunesien in den nächsten Jahren noch erhalten bleiben, da das Bevölkerungs- wachstum größer ist, als auf dem Arbeitsmarkt Beschäftigungsmölichkeiten geschaffen werden können.(Q1)
Obwohl die wirtschaftliche Wachstumsrate in den siebziger und achtziger Jahren hoch war, tunesische Gastarbeiter ins Ausland gingen und arbeitsintensive Projekte angegangen wurden, konnten die Probleme nicht beseitigt werden (Q4).
Im Gegensatz zu 1975, als 35% der Bevölkerung in Land-, Forstwirtschaft und Fischerei erwerbstätig waren, sank die Zahl bis 1989 auf 25%. Zeitgleiche Mechanisierung der Landwirtschaft und Industrialisierng sorgten dafür, daß ehemalige Arbeiter in der Landwirtschaft neue Beschäftigung im Produzierenden Gewerbe fanden. Besonders durch den Tourismussektor entfielen 40% auf den Dienstleistungsbereich (Q4).
Wegen der verbreiteten Unterbeschäftigung kann man keine klaren Grenzlinien zwischen Arbeit, Gelegenheitsarbeit, Tätigkeit unbezahlter Familienangehöriger und Arbeitslosigkeit ziehen, die Grenzen sind vielmehr fließend. Genaue Abgrenzung gibt es nur selten, deshalb sind Vergleiche mit Daten anderer Ländern nur bedingt aussagefähig. (Q4)


Religion

„Tunesien ist das am stärksten arabisierte Land der Maghreb-Staaten" (Q4). Staatsreligion, der 96% der Bevölkerung angehören, ist seit 1956 der sunnitische Islam. Weiterhin gibt es 15.000 Katholiken sowie kleine protes-
tanitsche, griechisch-orthodoxe und jüdische Glaubensgemeinschaften. (Q1,Q3,Q4)

Kultur

Spuren der Punier und Römer, z.B. Theater oder Tempel, findet man im Norden Tunesiens, v.a. in Karthago und Utika. Frühchristliche Bauwerke entstanden im 5. Jahrhundert, doch im 8. Jh. setzte sich die islamische Architektur
durch (Q3).

Bildungswesen

Zwischen 1969 und 1992 konnte die Analphabentenrate von 67,9% auf 40% verringert werden. Für Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren besteht allgemeine Schulpflicht. 1990 lag der Alphabetisierungsgrad sogar bei 65% (Q8). Schul- und Universitätsbesuche sind kostenlos. Zudem werden auf den unterschiedlichen Bildungsstufen Stipendien gewährt. Das Bildungswesen orientiert sich am französischen Vorbild. Mit Ausnahme einiger Fach- und französischer Schulen unterstehen alle Lehranstalten dem Unterrichtsministerium.
Insgesamt besuchen 89% der schulpflichtigen Kinder eine Schule. Während in der Grundschule, die ab dem sechsten Lebensjahr für sechs Jahre besucht wird, in den ersten drei Jahren ausschließlich arabisch gesprochen wird, lernen die Schüler der höheren Klassen Französisch, das im Laufe der schulischen Ausbildung immer mehr an Bedeutung erlangt. Im Anschluß an die Grundschule wird die Möglichkeit weiterer sieben Schuljahre auf der Sekundarschule angeboten. Französisch ist in höheren Ausbildungsstufen überwiegend die Unterrichtssprache. 1989 wurde an Sekundarschulen bereits eine dritte (fakultative) Fremdsprache neben Französisch und Englisch eingeführt.
Nach der Entwicklung des Bildungssystems, stieg die Anzahl der Schüler und Studenten schnell an. Zwischen 1975/76 und 1990/91 wuchs die Anzahl der Grundschüler um 51% auf 1,4 Mio., die derjenigen,die eine weiterführende Schule besuchen um 80% auf 565.000. Auch die Anzahl der weiblichen Schüler nahm zu: statistisch gesehen kamen 1975/76 zwei Schüler auf eine
Schülerin, bis 1990/91 waren schon 46% weiblich. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der Schülerinnen an weiterbildenden Schulen von 30 auf 40%.
Universitäten sind in Tunis (Koran-Universität, 1674 gegründet, an der sogar 1/3 der Studenten weiblich ist) sowie seit 1986, da der Andrang in Tunis zu groß war, in Sfax und Sousse lokalisiert; außerdem gibt es 12 Hochschulen.
Wegen überfüllter Universitäten traten sogar mehrere Tausend Studenten ein Auslandsstudium an. Besonders begehrte Gastländer sind Frankreich, Deutschland, USA, Kanada und Marokko.
Ein Problem , das es noch zu lösen gilt, und das bis heute nicht beseitigt werden konnte, ist das bestehende Bildungsgefälle zwischen Stadt und Land.
Für das Erziehungswesen wird vom Sozialbudget am meisten ausgegeben, die Ausgaben sind sogar höher als die für z.B. Verteidigung oder innere Sicherheit. 1987 bis 1990 waren die Ausgeben des Gesamtetats mit 15% großzügig bemessen.
Durch vermehrte Ausbildung von Lehrpersonal wurden die Klassen- frequenzen in der Grundschule stark verbessert; so unterrichtete 1975/76 ein Lehrer noch 40 Schüler, 1990/91 waren es nur noch 28. Im selben Zeitraum veränderte sich das Verhältnis im Sekundarbereich nicht, ein Lehrer unterrichtete schon 1975/76 nur 20 Schüler (Q1,Q2,Q3,Q4).

Gesundheitswesen

Die medizinische Infrastruktur in den Städten wurde mit den gezielten Ausbau des Gesundheitswesens deutlich verbessert. Die Anzahl der Ärzte stieg zwischen 1982 und 1990 von 1.732 auf 4.424, von ihnen waren 2.735 im Staatsdienst tätig; durchschnittlich hatte jeder Arzt 1.825 Menschen zu versorgen. Folglich ist die ärztliche Versorgung besonders in größeren Städten gut entwickelt. Obwohl die Menschen, die auf dem Land leben, von Polikliniken, Ambulatorien und Klinomobilen medizinisch versorgt werden, ist z.B. die Säuglings- und Kindersterblichkeit noch immer ein Problem. Bezüglich der ungleichen Versorgung zwischen Stadt und Land bleiben noch Forderungen offen (Q1,Q4).
1985 und 1990 hatten ca. 90% der Bevölkerung Zugang zu Einrichtungen des Gesundheitswesens sowie 1985 und 1988 68% zu sauberem Wasser (Q4).
Ziele des Gesundheitswesens sind der Schutz der Gesundheit besonders gefährdeter Bevölkerungsgruppen, v.a. von Müttern und Kindern, die Verminderung der Gesundheitsrisiken, die aus Umweltbelastungen bzw. der industriellen Entwicklung stammen und die Verbesserung der Ausbildung des medizinischen Personals. Von großer Bedeutung sind aber auch der Ausbau der Einrichtungen zur Gesundheitsversorgung in ländlichen und anderen benach- teiligten Gebieten sowie die Umstrukturierung der medizinischen Infra- struktur, insbesondere zur Sicherung der grundlegenden Gesundheitsversorgung (Q4).
Einige Gesundheitszentren verfügen sogar über Fachabteilungen sowie über Einrichtungen für Geburtshilfe, Röntgen- und Labordiagnose (Q4).
Häufig epidemisch auftretende Krankheiten in Tunesien sind Typhus und Ruhr; wichtige Todesursachen sind Herzerkrankungen, Lungenentzündung, Krebs und Tuberkulose sowie infektiöse und parasitäre Krankheiten, Krankheiten des Kreislaufsystems und Krankheiten mit Ursprung in der Perinatalzeit. Desweiteren sind Infektionskrankheiten aller Art verbreitet; die Immunschwäche AIDS ist nicht besonders in Erscheinung getreten (Q1,Q4).
In den siebziger Jahren kamen 50% der Ärzte aus dem Ausland, bis 1980 waren es nur noch 13%; durch verstärkten Ausbau der medizinischen Ausbildung ist die Tendenz rückläufig. Zudem fand, v.a. im staatlichen Bereich, eine verstärkte Ausbildung sonstigen medizinischen Personals, wie z.B. von Apothekern statt (Q1,Q4).
Bezüglich der Familienplanung war Tunesien das erste afrikanische Land, das schon 1964 ein solches Programm erstellte. Größtenteils beschränkte sich die Durchführung auf große Städte. Genutzt wurde es v.a. von Familien der mittleren und oberen Einkommensgruppen (Q4).

Geburten- und Sterberate

Die Durchschnitte der Jahre 1960 und 1965 sowie 1985 und 1990 geben an, daß die Geburtenrate je 1.000 Einwohner von 46,5 auf 31,1 zurückging. Damit liegt Tunesien weit unter vergleichbaren Werten der benachbarten Maghrebstaaten. Im selben Zeitraum sanken die Sterbefälle von 17,9 je 1.000 Einwohner auf 7,3. Eine bessere medizinische Versorgung und bessere sozioökonomische Bedingungen trugen zu dieser Entwicklung bei. Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg von 1965 bis 1990 bei Frauen von 52 auf 68 Jahre, bei Männern von 51 auf 66. Zwischen 1990 und 1995 hofft man auf eine Geburtenziffer von 27 und eine Sterbeziffer von 6. Auch die Säuglingssterblichkeit ging erheblich zurück; nach Angaben der UNO lag die Rate der Gestorbenen im Schnitt der Jahre 1985 bis 1990 im 1. Lebensjahr je 1.000 Lebendgeborenen bei 52.
Aufgrund der Abnahme des Anteils an jungen Menschen als Folge sinkender Geburtenraten, und der Zunahme an alten Menschen befindet sich die Altersstruktur im Wandel. Beispielsweise waren 1975 weniger als 55% jünger als 20 Jahre und 39% zwischen 20 und 60 Jahren, so waren 1990 nur noch 37% jünger als 20 und 39% 20 bis 60 Jahre alt. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der 60jährigen und Älteren von 6,1% auf 6,7%. (Q4)


Infrastruktur

Seit 1957 erfuhr das Straßennetz einen erheblichen Ausbau (Q2).
Im Gegensatz zu anderen Entwicklungsländern ist die Infrastruktur Tunesiens günstig, was sich v.a. im Norden, in der Umgebung der Wirtschaftszentren zeigt. Nach Süden und ins Landesinnere nimmt die Dichte ab (Q4).

Straßenverkehr

1989 war das tunesische Straßennetz 29.083 lang. Neben 17.510 km befestigten Straßen (60%) existierten 60.000 km Pisten und landwirtschaftliche Zufahrtswege, von denen ca. 10% befestigt sind. Zwischen Tunis und Sousse verläuft die erste Autobahn. Für den neuen Entwicklungsplan sind 500 km Autobahn, 850 km Straßen und 800 km landwirtschaftliche Zufahrtswege eingeplant. Außerdem sollen 700 km Piste eine Decke erhalten (Q1,Q4).
Die Statistik macht ersichtlich, daß der Individualverkehr stark zugenommen hat. Insgesamt existierten im Jahre 1989 in Tunesien 320.100 PKW, das sind 40 PKW je 1.000 Einwohner (1975 waren es nur 17,5 je E.), 9.500 Busse (1975: 3.100), 157.700 LKW (1975: 59.900) und 12.500 (1975: 10.600) motorisierte Zweiräder (Q1,Q4).
In den Jahren 1981 bis 1991 kam es zu 100.865 Straßenunfällen mit 126.896 Verletzten und 12.503 Toten (Q4).

Eisenbahnverkehr

Die staatliche Eisenbahngesellschaft „Société de Chemins de Fer Tunisiens" (SNCFT) verfügte 1990 über ein Streckennetz von 2.190 km, von dem sich 70% in der Nordregion befinden. Zwischen Gafsa (Verarbeitungskomplex von Phosphat) und Gabés (Umschlaghafen) verkehrt seit 1983 die „Phosphatbahn". Um die Verkehrsverbindung zwischen Sousse und Mahdia zu verbessern, wurde 1985 eine Linie in Betrieb genommen. Es gibt sogar eine kurze elektrifizierte Strecke von 19,5 km auf der Linie Tunis-La Marsa. Weiterhin existieren einige kleine Privatbahnen, um den Phosphattransport zu bewältigen, und in Tunis eine Schnellbahn, die den innerstädtischen Verkehr entlastet (Q1,Q4).

Schiffahrt

An der ca.1.300 km langen Küste Tunesiens liegen sechs große Handelshäfen (Tunis-Goulette, Radés, Bizerte, Sousse, Gabés, Sfax), der Erdölhafen La Skhirra und 23 kleinere Häfen, u.a. für Fischereizwecke. Mitte 1990 wurde der Freihafen Zarzis, der v.a. als Ölterminal fungiert, eröffnet. Häfen, die der Passagierschiffahrt dienen, liegen in Hammamet, Hergla, Enfidha und Selloum (Q1,Q4).
Um die Binnenschiffahrt zu fördern wurde der Kanal Medjera-Cap Bon gebaut (Einweihung: 1984) (Q1).

Flugverkehr

"Tunis Air" ist die nationale Fluggsellschaft Tunesiens, die zu 45,2% der Regierung gehört. Die Gesellschaft verkehrt innerhalb des Landes, fliegt aber auch arabische und einige europäische Länder an. Zwei kleinere Gesellschaften sind „Air Liberté Tunisie" und „Tunisavia" (Q1).
Internationale Flughäfen sind Tunis-Karthago, wo 1990 ca. die Hälfte des kommerziellen Luftverkehrs und im Fracht- und Postbereich sogar fast 90% abgewickelt wurden, Sfax, Monastir, Tozeur und Tabarka (Q4).


Entwicklungsstand

Entwicklungsländer im klassischen Sinne kennzeichnen:
· niedriger ökonomische Entwicklungsstand
· niedriges Pro-Kopf-Einkommen
· niedriges Bruttosozialprodukt pro Kopf
· Mängel im Gesundheitswesen
· niedrige industrielle Produktion
· hohe Analphabetisierungsrate / Mängel im Bildungswesen
· mangelnde Industrialisierung
· hohe Arbeitslosenrate
· Überwiegen der landwirtschaftlichen Produktion (v.a. auf monokulturelle,
wenige für den Export geeignete Produkte)
· Abhängigkeit von Importen
· Abhängigkeit vom Weltmarkt
· starkes Bevölkerungswachstum
· häufig Unterernährung
· undemokratische politische Verhältnisse

Auch erdölexportierende Staaten, die ihre Industrialisierung zu einem großen Teil mit Erlösen aus dem Erdölexport selbst finanzieren können, gehören dazu (Q2,Q9).
In Tunesien erhalten die Erwerbstätigen nur niedrige Löhne. Seit 1992 beträgt für Arbeiter (außer Landwirtschaft) der Mindestlohn bei einer 48-Stunden-Woche 138,018 tDinar, das sind ca. 250 DM, bei einer 40-Stunden-Woche 107,706 tD (195DM). Der Mindestlohn für Arbeiter in der Landwirtschaft beträgt entsprechend der Qualifikation zwischen 3,776 tD (6,83DM) und 4,378 tD (7,92DM) pro Tag. Insgesamt sind nur 32% der Menschen erwerbstätig (Q5).
Bezüglich der Auslandsverschuldung Tunesiens läßt sich eine positive Entwicklung erkennen. 1992 betrug die Verschuldung 6,93 Mrd. tD, war aber 1993 mit 6,06 Mrd, tD rückläufig (Q1).
Der Vergleich mit einem weiteren afrikanischen Staat, z.B. Ruanda, erklärt den Stand Tunesiens.
Die Bevölkerungsdichte von 57,9 Einwohner/qkm ist deutlich geringer als die von Ruanda (1992: 294,4 E./qkm). Das Bevölkerungswachstum lag 1992 in Ruanda bei 3,5%, das von Tunesien erreichte schon 1990 einen Tiefwert von 1,9%. In Ruandas Landwirtschaft waren 1992 noch 85% Menschen beschäftigt, in der tunesischen beträgt der Anteil nur noch 1/3. Auch der Anteil der Analphabeten an der Bevölkerung ist in Tunesien mit 40% um 10% geringer. 1992 gab es in Ruanda 182 Ärzte, in Tunesien sind es 4.424. Ebenso ist in Tunesien die Säuglingssterblichkeit je 1.000 Geburten geringer als in Ruanda, wo 137 Säuglinge sterben; Tunesien ist auch nicht mit der Mehrzahl der übrigen Entwicklungsländer gleichzusetzen. Im Gegensatz zu Ruanda, wo das Bruttosozialprodukt/Kopf bei 300 US-$ liegt, erreicht es in Tunesien einen Wert von 1720 US-$. (Q1-Q4 im Vergleich mit Q7)
Im Laufe der Jahre ist das Entwicklungsland Tunesien „über die magische Schwelle gesprungen", Das wurde jedoch zu dem Zeit- punkt klar, als die Weltbank dem Land einen Millionenkredit verweigerte. Nach anfänglicher Verblüffung, Enttäuschung und Ärger, wuchs in Tunesien der Stolz auf die Entscheidung. Denn die Weltbank vergab ihre günstigen Kredite nur an die armen Länder der Dritten Welt. Da Tunesien die ersten Schritte auf dem mühseligen Weg zum modernen Industriestaat bereits erfolgreich hinter sich gebracht hat, wurde es als „Schwellenland" eingestuft. Tunesien wird heute sogar als „kleines Wirtschaftswunder" bezeichnet. Durch die junge einheimische Industrie wuchs die Bruttoinlandsproduktion schnell und stetig an, sodaß 1977 eine Steigerung um 4,5%, 1978 um 8,9% erreicht wurde. Trotz der Unruhen in den frühen Sechzigern - eine Reaktion auf die durch die mißglückte Agrarreform, die eine allgemeine Kollektivierung vorsah und daher von der Bevölkerung abgelehnt wurde - hatte sich die Wirtschaftslage seit 1978 stetig gebessert. Das soziale Klima gilt als stabil. (Q5)
In der Entwicklungsrangliste aller Länder dieser Welt nahm Tunesien 1992 den 87. Platz ein (Q8).


Entwicklungshilfe

In den Sechzigern dachte man, der beste Weg der Entwicklung sei der über die Industrieländer. Doch schon bald stellte man fest, daß jedes Land einen individuellen Entwicklungsplan benötigt (Q9).
Entwicklungshilfe wird in Form von technischer Hilfe (z.B. Bildungshilfe), Kapitalhilfe (z.B. Kredite), Güterhilfe (z.B. Nahrungsmittel) und handelspolitischen Maßnahmen (z.B. Abbau von Zöllen) gewährleistet (Q2).
Ziele der Entwicklungshilfe:
· Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln (ernährungssicherung aus eigener
Kraft)
· Produktionssteigerung durch Anhebung staatlich garantierter Erzeugerpreise
· Modernisierung der Landwirtschaft
· Eindämmung der Landflucht durch bessere Lebensbedingungen aus dem Land
· Expansion der Verarbeitenden Industrie durch optimale Nutzung der
Rohstoffe
· Anhebung der Mindestlöhne
· Erhöhung der Preise im Lebensmittelbereich
· bessere Versorgung der Kleinbauern mit Agrarkrediten und
landwirtschaftlichen Produktionsmitteln
· neue Arbeitsplätze / Vollbeschäftigung aller neu auf den Arbeitsmarkt
rückenden Arbeiter
· Hebung und gleichmäßige Verteilung des Pro-Kopf-Einkommens
· Wachstum des Bruttoinlandproduktes
· Ausbau des Verkehrsnetzes
· Erschließung neuer Energiequellen
· Ausbau des Tourismus
· Privatisierung der Wirtschaft
· Verbesserungen im sozialen Bereich (z.B. Bildungswesen)
· Verbesserung des Gesundheitswesens
· Schutz der Umwelt

Ein entscheidender Startfehler der Entwicklungshilfe in den Sechzigern waren zu hohe Erwartungen und Anforderungen. Beides wurde immer wieder gesenkt, um schließlich sichtbaren und langfristigen Erfolg erreichen zu können (Q4,Q9).
In der Reihenfolge sind Frankreich, Deutschland, USA, Italien, UN-Organisationen, Kanada, Japan und Belgien bedeutende Geberländer. Deutschland sagte 1991 und 1992 über 45 Mio. DM für die Unterstützung des Reformprozesses und landwirtschaftlicher Produkte zu. 1993 sollten mit weiteren 60 Mio. DM Umweltprojekte gefördert werden. Die finanzielle Unterstützung von deutscher Seite umfaßte bis Ende 1993 1,85 Mrd. DM (Q1).
1989 lag die Entwicklungshilfe/Kopf bei 38 US-$ (Q8).
Zusammenfassend muß man festhalten, daß sich Tunesien ohne die Hilfe von Industrieländern anders, wohl aber keinesfalls besser entwickelt hätte. Durch die Entwicklungszusammenarbeit konnte manch Schlimmes zwar nicht verhindern, aber Schlimmeres verhütet werden. Deshalb darf Entwicklungshilfe nicht abgeschafft, sondern muß intensiviert werden (Q9).

Quelle: www.erdkunde.bildung-rp.de

Re: Entwicklungsland #148376
16/02/2003 20:14
16/02/2003 20:14
Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
Claudia Poser-Ben Kahla Offline
Moderatorin
Claudia Poser-Ben Kahla  Offline
Moderatorin
Mitglied***

Joined: May 2001
Beiträge: 44,033
Gera
danke für diesen Bericht er steht aber schon seit langer Zeit im Forum.

Claudia