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Buch-Tipp #98944
24/03/2005 10:43
24/03/2005 10:43
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Süden
Karmoussa Offline OP
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Kaouther Tabai, 1964 in Tunis geboren, seit 1983 in München. Informatik-Studium an der TU-München, arbeitet als Software-Entwicklerin und schreibt in ihrer Muttersprache Arabisch und in Deutsch. Publikationen von Kurzgeschichten in Anthologien, Zeitschriften sowie im tunesischen Nationalrundfunk.

Mit liebevollem Humor und Einfühlungsvermögen schildert die Tunesierin Kaouther Tabai, die sich schon als Übersetzerin zeitgenössischer arabischer Literatur einen Namen gemacht hat in kurzen Erzählungen, beinahe anekdotenhaft, ihren Weg aus dem Alltagleben eines kleinen Dorfes bei Tunis an die Universität München, in den „zur Selbstkritik unfähigen Westen“. Beinahe mühelos gelingt es der Autorin, mit einfachen, dramatischen, poetischen und gelegentlich erotischen Geschichten das Bild der arabischislamischen Welt, die heute allzu schnell mit Gewalt und Terror gleichgesetzt wird, zurechtzurücken, Fremdes in Vertrautes zu verwandeln. »»

Leseprobe:

Das Geburtstagsgeschenk

Melek hat bald Geburtstag und ich überlege mir, was ich ihr zu ihrem Dreißigsten schenken soll: einen systematischen Englisch-Kompaktkurs, damit sie ihr Buch „Englisch in dreißig Tagen“ endlich zum Teufel jagt, bevor aus den dreißig Tagen dreißig Jahre werden und sie nach wie vor nicht mehr als den dämlichen Satz beherrscht: „I‘m fine, too. Thanks!“
Oder vielleicht eine Dostojewski-Erzählung, da sie seit neuestem immer wieder das Wort Literatur in den Mund nimmt und ich dabei ihren unbändigen Nachholbedarf in Sachen Bildung spüre. Oder vielleicht ... Oder ... Ich glaube, ich habe es: Ein Buch, aber es soll den Titel haben: „Wie Sie sich gegen dumme Sprüche subtil und treffend wehren“… oder Ähnliches … Ja, das ist die Idee!
Melek, was im Arabischen „Engel“ bedeutet, sieht ganz und gar nicht wie ein Engel aus. In Tunis geboren und in einem Milbertshofener Hinterhof in München aufgewachsen, spricht sie zwar ein „akzentfreies“ energisches Münchner Hochdeutsch, aber die großen schwarzen Augen, die dichte dunkelbraune Haarpracht und der pralle Hintern vertreiben jede engelhafte Impression und bestechen mit purer Exotik, die hier nie heimisch werden wird.
Dazu kommt noch ihr Ehename „Mohamed-Ali“, wie der Boxer. Sie dachte, dieser weltberühmte Prominentenname würde ihr das Leben leichter machen als ihr zweisilbiger Mädchenname, bis ihr Vorgesetzter sie unter schallendem Gelächter fragte: „Na, hoffentlich übt Ihr Schatzi regelmäßig zu Hause für seinen Weltmeistertitel … Hahaha … Aber wir merken an Ihnen nichts davon … Hahaha … keine blauen Flecken oder Ähnliches … Hahaha …“
Ja! Ein Buch, wie sie sich gegen derartige Sprüche wehren kann.
Tja, und schon habe ich gleichzeitig ein Thema für mein Buch. Unter uns, für meinen ersehnten Bestseller. Den hätte ich mir nicht gerade als Sachbuch vorgestellt. Aber ich glaube, mir kam gerade ein genialer Einfall. Eine Marktlücke, denn derartige Sachbücher, die speziellen Rat für die hierzulande lebenden Ausländer in der Gegenwart bieten, gibt es, soviel ich weiß, noch nicht. Ein Bestseller, sagte ich? Ja, statistisch gesehen, bestehen reale Chancen, denke ich.
Nun, das ist aber meine private Angelegenheit. Jetzt zurück zu Melek, die neuerdings tagtäglich mit ein und derselben Frage traktiert wird. Frau Mittermeier fragte sie, ob sie bereits zwei Pässe hätte und fügte, ohne auf ihre Antwort zu warten, hinzu, dass sie es „also net in Ordnung“ fände … „Nein, nein“, wiederholte die alternde allein stehende Sachbearbeitern mit Nachdruck und schien sich um Meleks Meinung im Grunde den Teufel zu scheren. „Nee…, ich finde es geradezu unverschämt, wenn du zwei Pässe hast und ich bloß einen!“
Melek fiel nichts ein, was sie hätte erwidern können. Die Kollegin würde in wenigen Tagen in Rente gehen. In diesem Moment erschien die Sekretärin des Abteilungsdirektors des renommierten Münchner Verlags, wo Melek das Glück hat, eine Bürotussi-Existenz führen zu können – trotz ihrer Kameltreiber-Herkunft. Diese verkündete den Tag und die Uhrzeit, wann die Ausstandsfeier für Frau Mittermeier stattfinden werde.
An jenem Tag versammelten sich alle Tussis im geräumigen, schicken Büro des Abteilungsdirektors. Die Sekretärin hatte alles bereits adrett auf einem runden Glastisch hergerichtet. Frau Mittermeier war verständlicherweise ein bisschen aufgeregt. Sie war es nicht gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Und der Direktor ließ, wie gewohnt, auf sich warten.
Endlich erschien er. „Unsere liebe Frau Mohamed-Ali!“, schrie er, als er Melek die Hand gab: ‚ja, wo bleibt denn Ihr Kopftuch?“
„Was für ein Kopftuch, bitte?“, hätte sie am liebsten zurückgeschrieen. Doch sie quälte sich ein Lächeln ab und stopfte sich sogleich ein paar Nüsse in den Mund. Ach, sie will keine Mimose sein … Spaß muss sein, hört sie die anderen oft sagen.
Es wurde mehrmals auf das Wohl der Frau Mittermeier angestoßen und irgendwann war wieder das verflixte Thema der Doppelpässe im Gespräch. Melek stopfte sich eine Handvoll Nüsse nach der anderen in den Mund um nichts zu sagen. Aber der Herr Direktor hatte schon rote Bäckchen. „Und unsere liebe Frau Mohamed-Ali hat uns noch keinen putzigen kleinen Atatürk geboren … Hahaha …“
Da schluckte sie die Nüsse unwillkürlich ungekaut herunter, um sprechen zu können: „Herr Direktor, machen Sie sich lustig über mich?“ Und nach einer Weile fügte sie hinzu: „Wenn Sie lachen möchten, dann könnten wir uns auch herrlich über Ihren Bierbauch amüsieren.“
Es wurde still. Sie hätte nie gedacht, dass sie eine solche Antwort hervorbringen könnte. War das passend?
Was war in diesem Raum überhaupt passend?
Zu ihrer Erleichterung antwortete er in seiner jovialen, unbekümmerten Art: „Entschuldigung, das war doch Spaß!“
Bravo, Melek! Bravo!
Dennoch werde ich dir zum Dreißigsten ein Buch zum Thema schenken, und was die geniale Idee für meinen geplanten Bestseller betrifft, bitte ich dich, liebe Leserin, lieber Leser, um absolute Diskretion.

Re: Buch-Tipp #98945
24/03/2005 11:01
24/03/2005 11:01
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OM EYA Offline
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Kaouther Tabai ...:

"Die Neugier und Euphorie der Jugend ließen mich Ariana, meine Heimatstadt bei Tunis, verlassen. Die Liebe ließ mich in München hängen bleiben. 'Nein, bereuen tue ich nichts, gar nichts!', wie Edith Piaf singt. Meine Muttersprache Arabisch ist meine Heimat, sie lebt in mir überall, wohin ich komme, und in die deutsche verliebte ich mich auf den ersten Blick; das 'Ja'-Wort war mein Anfang mit ihr. Doch auf dem tagtäglichen Weg zur Arbeit, in das Softwarehaus im sachlichen Büroviertel, begleiten mich täglich deine Stimmen ... Ariana."

http://www.glareverlag.de/Autorinnen%20und%20Autoren.htm#Kaouther%20Tabai

________
danke Karmoussa [daumen2]
Die schönen Worte musste ich hier auch reinstellen [winken3]

Re: Buch-Tipp #98946
24/03/2005 11:17
24/03/2005 11:17

A
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Danke ihr beiden, die Bücher hören sich sehr interessant an!! [daumen]

Re: Buch-Tipp #98947
08/04/2005 00:10
08/04/2005 00:10

A
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Rudolph Chimelli
Das Abendland Arabiens
Picus, 2002
ISBN 3-85452-766-7
14.90 EUR
Picus Verlag (Wien)

Der Nahe Osten ist seit dem 11. September 2001 überall wieder ein Thema. Ob arabischer Nationalismus oder islamischer Fundamentalismus - die Menschen in Deutschland und in Europa interessieren sich für die Welt und die Kultur und die Religion jenseits des Mittelmeeres. Der Islam in all seinen Facetten - sei es sunnitisch traditionell, sei es schiitisch revolutionär, sei es sufisch mystisch - wird wahrgenommen, studiert, mal akzeptiert mal abgelehnt.

Der Maghreb - nah und doch so fern

Mit einem Wort: man will etwas über den nahen Osten wissen. Noch näher, im geographischen Sinn, ist der Maghreb: der Westen der arabischen, der islamischen Welt. Man zählt Marokko, Tunesien, Algerien, Libyen und Mauretanien - das allerdings mit Abstrichen - zum Maghreb. Marokko und Tunesien - diesen beiden Länder kennt man als Urlauber, Tunesien leider auch durch das Attentat von Djerba. Algerien ist dem einen oder anderen immer noch vertraut als das Land, das in einem ungewöhnlich blutigen Befreiungskrieg seine Unabhängigkeit von Frankreich erkämpfte und heute in einem schrecklichen Bürgerkrieg zwischen Militärs und Fundamentalisten versinkt.

Und Libyen - das ist das Land, in dem der unberechenbare Muammar al Qadhafi seit 1969 herrscht, ein Mann, dem engste Verbindungen zum internationalen Terrorismus - von Carlos über die IRA bis hin zu den Abu Sayyaf Rebellen nachgesagt werden oder wurden. Ein Mann, den man für verantwortlich für das abgeschossene amerikanische Passagierflugzeug über Lockerbie hält. Ein Mann, der mit seinem "Grünen Buch" versucht, eine grundlegende arabisch-islamische Antwort auf Sozialismus, Kommunismus, Christentum, Israel und Kapitalismus zu geben. Ein Mann, der Israel hasst und von einer großarabischen Union träumt. Und ein Mann, der sich in letzter Zeit doch etwas geändert hat.

Schonungslose Reportagen

Rudolf Chimelli, langgedienter Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Moskau, im Libanon und in Frankreich, bringt uns in seinen Reportagen "Das Abendland Arabiens", wie er den Maghreb nennt, näher, ja nah. In luziden Reportagen beschreibt er die Mächtigen und die Ohnmächtigen, die Kasbah und die Vorstädte, den neuen marokkanischen König Muhammad den Sechsten ebenso wie den politischen Irrwisch Muammar al Qadhafi. Er seziert die Ein-Mannherschaft Ben Alis in Tunesien, ohne zu verschweigen, wie gut es dem Land wirtschaftlich trotzdem geht, und den überaus schwierig zu begreifenden Kampf zwischen den fanatischen Integristen und dem Staat in Algerien.

Chimelli weist auf die hohe Geburtenrate ebenso hin wie auf den erschreckenden Analphabetismus. So hat allein Tunesien seine Bevölkerung in den letzten vier Jahrzehnten verdreifacht. Und Chimelli, der deutsche Korrespondent, der den Maghreb am besten kennt, der seit Jahrzehnten durch die vier Länder reist, der tunesische Weine ebenso kenntnisreich beurteilt wie den neuen König im Scherifenreich Marokko - er nimmt kein Blatt vor den Mund. Er beschreibt ebenso genau wie schonungslos die Wirklichkeit der vier Länder.

Fazit: wer sich über den Maghreb informieren, wer Reportagen und Analysen in einem lesen will, der sollte Rudolf Chimelli lesen. Etwas besseres ist für den Normalleser zur Zeit nicht auf dem Markt.

http://www.dw-world.de © Deutsche Welle

Re: Buch-Tipp #98948
20/08/2005 11:52
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Claudia Poser-Ben Kahla Offline
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Auch hier stehen weitere Tipps drin.

Claudia

Re: Buch-Tipp #98949
26/08/2005 09:25
26/08/2005 09:25
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kairouan Offline
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kairouan  Offline
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Hallo zusammen !

Ich habe ein ganz tolles Buch gelesen zum besseren Verständnis der "arabischen Welt" - weiß im Moment nicht, wie ich`s anders / besser formulieren könnte !

"" Michael Lüders
Im Herzen Arabiens, Stolz und Leidenschaft, Begegnungen mit einer zerissenen Kultur.
Herder Verlag, Freiburg.""

Ich habe es "gefressen", weil Lüders es versteht, mit Humor und Ironie zu schreiben und nicht nur die nackten Tatsachen darzustellen !
Kathrin

Re: Buch-Tipp #98950
27/08/2005 00:34
27/08/2005 00:34
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Nela Offline
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@ kairouan

Danke für den Tipp!
Habe noch folgendes zu diesem Buch gefunden:

Buchtipp
Michael Lüders: Im Herzen Arabiens

Kenntnisreich und humorvoll schildert der Islamwissenschaftler und Publizist Michael Lüders, der seit über zwanzig Jahren die arabischen Länder bereist, Mythos und Wirklichkeit der arabischen Welt. Peter Philipp hat das Buch gelesen.

"Alle redeten von der arabischen Einheit, aber im politischen Alltag fand sie jenseits der Rhetorik nicht statt - abgesehen von einer kurzen und unbedeutenden Episode, der Vereinigung Ägyptens und Syriens in den Jahren 1958 bis 1961. Es konnte nicht funktionieren. Jenseits von Sprache, Geschichte und der einigenden Religion des Islam … sind die kulturellen und ethnischen Unterschiede innerhalb der arabischen Welt gewaltig. Auch die politischen Gemeinsamkeiten etwa zwischen Algerien und Saudi-Arabien oder zwischen Tunesien und dem Irak sind äußerst gering, abgesehen von der allenthalben fehlenden Demokratie …“.

Michael Lüders, Orientalist und Publizist, erklärt, warum die "Arabische Liga“ ein Papiertiger geblieben ist, gleichzeitig erläutert er aber auch, warum sein Buch "Im Herzen Arabiens“ den Untertitel trägt: "Begegnung mit einer zerrissenen Kultur“. "Arabien“ ist nicht ein Land, eine Gesellschaft oder eine Kultur, die man in einem Buch logisch und systematisch sezieren und beschreiben könnte. "Arabien“ - das sind die Klischees, die wir im Westen von dieser Region haben, das ist aber immer wieder auch das genaue Gegenteil. Das ist Terrorismus und Sufi-Meditation, Diktatur und tolerante Menschlichkeit, Unterdrückung der Frau und betörende Erotik. Hass, Liebe, Stolz und Demut.

  • Überwältigender Arabien-Cocktail

    Der Autor versteht es, all dies zu einem "Arabien-Cocktail“ zu mixen, der für den Neuling vielleicht etwas überwältigend ist, dafür aber umso unterhaltsamer, lehrreicher und vor allem verständlicher, je mehr der Leser den Orient bereits aus eigener Anschauung kennt. Michael Lüders reiht Reiseerzählungen und Anekdoten aus allen Ecken der Arabischen Welt aneinander, gemischt mit historisch-politischen Darstellungen und Überlegungen.

    Oder auch einfachen, ironisch wirkenden, dafür aber sehr treffenden Beschreibungen. Wie die des Kairoer Taxifahrers, der nach einer guten Unterhaltung das Fahrgeld mit der Rechten zurückwies, es dann aber mit der Linken nahm: Einerseits wollte er den Fahrgast als Freund behandeln, andererseits hatte er eine Familie zu ernähren …

  • Von Kellnern und Politikern

    Einfühlsam, verständnisvoll und kenntnisreich zeigt der Autor sich auf allen seinen Stationen im Orient - von Marokko bis nach Teheran und von Damaskus bis nach Khartoum. Und er versteht, dies zu vermitteln und dem Leser eine ähnliche Vorgehensweise nahe zu legen:

    "Mir geht es um Analyse. Sachlichkeit ist die Voraussetzung, um vorbehaltlos zu verstehen. Und nur wer versteht, erkennt potentielle Gefahren, aber auch Spielräume für Verhandlungen und Diplomatie“.
    Wobei er dem Taxifahrer oder dem Kellner ebenso viel Respekt entgegen bringt wie dem Dichter oder dem Politiker. Vielleicht sogar etwas mehr. Wenig Respekt hingegen zeigt Lüders gegenüber Kollegen seiner Zunft, die vorgefasste Meinungen weiter verbreiten, statt die Dinge selbst zu ergründen und kennen zu lernen. Ähnlich ablehnend zeigt er sich gegenüber den Islamisten:

    "Ihr Autismus langweilt mich ebenso wie die Selbstgerechtigkeit der Lordsiegelbewahrer des christlichen Abendlandes, die unentwegt von der Verteidigung westlicher Werte schwadronieren und in erster Linie ihre eigenen Privilegien meinen."

  • Riskante Gratwanderung

    Trotz solch guter und durchaus ehrenhafter Ansätze - oder gerade ihretwegen - macht Lüders aber gelegentlich auch eine riskante Gratwanderung. Etwa, wenn er sich über die jüngsten Entwicklungen im Irak auslässt. Zum Beispiel. "Im Irak rasen zwei Züge aufeinander zu. Auf der einen Seite gelingt es der amerikanischen Kontrollmacht nicht, die Bevölkerung für sich zu gewinnen. Gleichzeitig ist Washington nicht gewillt, die Verantwortung im Land an die Vereinten Nationen zu übergeben …“ Kurzlebige Feststellungen vielleicht, die die sonstige "Haltbarkeit“ dieses Buches gefährden könnten.

    Noch etwas riskanter wird es, wenn der Autor auf den israelisch-palästinensischen Konflikt zu sprechen kommt. Angesichts gerade der jüngsten Entwicklungen dort ist eine gewisse Parteinahme durchaus legitim. Muss, ja darf sie aber so weit gehen, dass das Erstarken radikaler Gruppen wie "Hamas“ und "Islamischer Jihad“ Israel angelastet wird, welches mit seiner "auf Vorherrschaft ausgerichteten Politik Palästinenser und Libanesen radikalisiert“ hat? Die Islamisten werden verharmlost, indem sie nur "in der westlichen Wahrnehmung“ als Terror-Organisationen dargestellt werden, deren Ziel es ist, Israel zu vernichten.
    Muslimischer Martin Luther?

    Ein paar erläuternde und - vor allem - offene Worte über die Ideologie dieser Organisationen hätten dem Buch nicht geschadet. So, wie Lüders sie zu fast allen Problembereichen der Arabischen Welt gekonnt beisteuert. Von den gesellschaftlichen und machtpolitischen Strukturen moderner arabischer Staaten über deren kulturelle Probleme mit dem Westen bis hin zu Radikalismus und Terrorismus.

    Und natürlich auch der Frage nach Demokratie und Reform. Auch der Religion: "Möglicherweise wird es im Islam niemals einen 'Big Bang’ geben, einen muslimischen Martin Luther, der als Einzelner ein Fanal setzt. Aber das ist nicht entscheidend. Viel wichtiger ist die Erkenntnis: Und sie bewegt sich doch.“

    Peter Philipp

    © DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2004

    Michael Lüders
    Im Herzen Arabiens
    Herder, 2004
    ISBN 3-451-28347-6
    19.90 EUR

    Quelle: www.qantara.de

  • Re: Buch-Tipp #98951
    27/08/2005 00:36
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    Dieses Buch von ihm kenne ich nicht, aber ich kann den Mann nur empfehlen. Habe ein anderes Buch von ihm gelesen (Titel ist mir entfallen) und ihn auch mehrmals im Fernsehen gesehen, er hat wirklich ein enormes Insiderwissen über die arabische Welt.

    Re: Buch-Tipp #98952
    01/10/2005 16:56
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    Hallo Zusammen,
    irgendwo schrieben wir mal über Flugangst...vielleicht helfen diese Bücher ja die Angst wenigstens ein bisschen zu dämpfen oder besser damit umzugehen. Lt. der Rezensionen hat es einigen geholfen [Lächeln] Fliegen ohne Angst + Endlich frei von Flugangst!