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Titel der Sendung: Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit TV Tip 11.8.03
#97196
25/07/2003 13:39
25/07/2003 13:39
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Claudia Poser-Ben Kahla
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Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit
Beim Terroranschlag auf die Synagoge La Ghriba in Djerba starben 21 Menschen. Am 11. April 2002 unternimmt eine Touristengruppe eine Rundfahrt zur berühmten Synagoge "Al Ghriba". Zur gleichen Zeit fährt ein Kleinlaster zum jüdischen Heiligtum. Es ist der Tunesier Nizar Nawar. Er telefoniert mit dem zum Islam konvertierten deutschen Christian G.. Dann ruft er Scheich Mohamed an, um sich Allahs Segen für seine Tat geben zu lassen. Nawar fährt keine normale Ladung - er hat literweise Flüssiggas dabei. Direkt vor der Synagoge zündet er es an. 21 Menschen sterben, darunter 14 Deutsche. Die Bilder der Katastrophe gingen um die Welt.
Samuel Schirmbeck schaut in seiner Reportage "Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit" hinter die spektakulären Momentaufnahmen. Er verfolgt Täter-Spuren in Afghanistan, Pakistan und Tunesien. Nur unter Begleitung eines tunesischen Führers durfte er auf Djerba drehen. Wenn er Gespräche führte, versuchte Schirmbeck, den unfreiwilligen Gefährten loszuwerden, schickte ihn zum Zigarettenholen. Trotzdem waren nur wenige Tunesier bereit, über den 11. April 2002 zu sprechen. Sie leiden unter dem Rückgang des Tourismus. "Tunesiens Außenminister sagte mir gleich zwei Mal ab. Der Tourismusminister mochte über alles sprechen, aber als ich den Anschlag ansprach, verstummte er", erinnert sich der Autor.
In Deutschland traf er auch die Opfer. Besonders das Schicksal des kleinen Adrians berührte ihn. Bei dem Vierjährigen verbrannte die Hälfte der Haut. Über 22 Operationen hat der Kleine schon hinter sich. "Es wird sehr viele Jahre dauern, bis er wieder ein normales Leben führen kann." Daneben führte Schirmbeck Gespräche mit dem Sohn der verstorbenen Helga Neumann. Nach dem Unglück flog der Berliner Bauarbeiter sofort nach Tunesien. Als er endlich zu seiner Mutter ins Hospital durfte, war sie bereits tot.
Quellen: _teleschau - der mediendienst Bild: ARD/HR
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ID: Titel der Sendung: Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit Sendezeit: 11.08.2003 , 21:45:00 Uhr Sender: ARD Produzent: HR
Claudia
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Re: Titel der Sendung: Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit TV Tip 11.8.03
#97202
11/08/2003 23:35
11/08/2003 23:35
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Soly_Z
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Ich war in der Zeit auch in Tunesien, dennoch in meiner Heimatstadt Sfax. Meine Freude haben mir erzählt, es gab in den Wochen vor dem Einschlag ständig Demos gegen Israel und Amerika bzw. für Palestina. Diese Demos waren teilweise nicht mehr friedlich gelaufen. Die Synagoge in Sfax wurde auch in Flammen gesetzt, und viele alte Schriften wurden vernichtet. Man hat die Leute in der Synagoge noch rechtzeitig evakuiert(wurde mir berichtet). Es waren oft Studenten, die das taten (war also nicht organisiert von einer Terrorgruppe). Einen der Täter habe ich auch Tage später an der Uni gesehen, er wurde von Polizisten am Kopf geschlagen.Es gab überall mehr Militär auf den Straßen, besonders in Tunis(Avenue Habib Bourguiba), und es wurden Touristenbusse mit Steinen beworfen(hat mein Onkel bestätigt, er arbeitet selber als Touristenführer). Also kam der Anschlag in einer Zeit, wo die Menschen voller Wut waren gegen alles was westlich ist, und es wurde nicht unterschieden, woher diese Menschen kamen, was leider von einer intellektullen Unreife vieler Tunesier zeugt. Die Wutwelle schien allerdings vorbei zu sein, als der Jerba-Anschlag überraschend kam. Übrigens dachten viele, die Touristen die gestorben sind seien Juden, was ja nicht stimmt, die Synagoge ist eben eine der Sehenswürdigkeiten Jerbas, und der Besuch hatte keinen religiösen Hintergrund. Die Haltung der tunesischen Regierung ist einfach zu verstehen: man wollte vermeiden, dass Tunesien dadurch einen Image-Schaden erleidet, was sowieso nach dem 11. September der Fall war. Man hat versucht alles unter Kontrolle zu halten, und die Lage so zu halten, dass sie nicht eskaliert. Es ist leider nicht gelungen. Das Wetter war an dem Tag fast apokalyptisch, es hat Sand "geregnet" und der Himmel war so rot. Ich hoffe, so eine Tragödie passiert nicht nochmal, und dass es nur eine Ausnahme war. Es war traurig genug, dass Menschen sterben mussten, weil es Menschen gibt, die nicht richtig ticken, und die alles mit Gewalt regeln wollen.
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Re: Titel der Sendung: Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit TV Tip 11.8.03
#97204
12/08/2003 12:39
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Joined: Mar 2003
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Elissa
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Hallo Soly_Z, danke für die Infos. An den Sandsturm kann ich mich nur zu gut erinnern, da hatte ich gerade 3 Tage zuvor die Sandmassen von der Terasse gefegt, und schon wieder konnte ich einige Eimer Sand wegfegen! Das Busse von meist Schulkindern mit Steinen beworfen werden kam und kommt immer wieder vor, auch heute noch, leider. Einige Tage nach dem Anschlag bin ich dann nach Kairouan gefahren, habe keine Ablehnung durch die Tunesier erfahren, ehr die Betroffenheit der Bevölkerung, über das was da passiert ist. Und das der Tourismus und damit auch die Tunesier selbst stark gelitten hat, noch leidet, merkt man ja noch heute. Nach dem Anschlag gab es auch auf Jerba viele Polizeikontrollen, und in Zarzis um die Synagoge herum auch.
Elissa
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Re: Titel der Sendung: Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit TV Tip 11.8.03
#97206
13/08/2003 00:56
13/08/2003 00:56
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tornado
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Konnte die Sendung leider nicht schauen, mein Spätdienst dauerte bis hin zu der Frühschicht ![[Wütend]](images/icons/mad.gif) . Was wurde denn jetzt genau gezeigt und gesagt? War zu der Zeit auch in Djerba am arbeiten und hatte einer Touristin noch erklärt wie sie am besten auf eigene Faust zu der Synagoge kommt. Die hätte eigentlich genau zum Zeitpunkt des Anschlags dort sein müssen, aber in Houmt Souk hat sie sich lange mit einem Taxifahrer "gestritten" um den Preis dahin. Als sie sich dann einig war mit ihm, fuhren sie los, aber sie kamen nicht mehr sehr weit, da bereits alle Zufahrtsstrassen gesperrt worden waren. Also stand sie irgenwann wieder vor mir und war in Tränen aufgelöst. Glaubt mir, ich fühlte mich bis zum Zeitpunkt als sie wieder vor mir stand, total schlecht und betete, dass sie aufgehalten wurde oder so was ähnliches. Die Demos habe ich teilweise auch mitbekommen, aber nie eine Aktion gegen Touris. Danach standen an jeder Ecke Polizisten und wo man hinging fanden Kontrollen statt, wehe dem, der keine ID oder gültige Papiere vorweisen konnte. Es kam sogar soweit, dass ein Gerücht kursierte, dass keine Tunesier mehr auf die Insel gelassen werden, die nicht nachweisen konnten, dass sie Familie oder Arbeit auf Djerba hatten. Aber eben, es war ein Gerücht und es würde mich nicht wundern, wenn es bei einer Chicha und einem Direct in Umlauf gebracht worden ist, man kennt ja das Gerede auf dieser Insel und die endlosen Geschichtenerzähler die sehr gut sind im "ausschmücken" einer Geschichte ![[Breites Grinsen]](images/icons/grin.gif) . Tornado
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Re: Titel der Sendung: Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit TV Tip 11.8.03
#97207
13/08/2003 01:58
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Soly_Z
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@claudia Es liegt nicht nur daran, dass die Polizisten versucht haben, diese Demos zu unterbinden, denn nicht alle wollen friedlich demonstrieren. Das gehört zur Mentalität vieler. Die Demos waren Pro-Palästina und nicht Pro-Bin Laden Demos, auch wenn es vielleicht einige wenige Bin Laden Anhänger dabei waren. Das mit den 15% bezweifle ich auch, diesbezüglich gibt es keine konkreten Zahlen, und ist auch schwer einzuschätzen. Übrigens war ich auch in der zeit nach dem Anschlag in Tunesien unterwegs und es ist alles wunderbar gewesen: es gab keinen Grund zur Sorge und keine besondere Anspannung. Wenn man die Deutschen Medien gehört hat, hat man fast gedacht, es ist in Tunesien die Hölle los, was aber gar nicht stimmte. Anschläge dieser Art kann man leider nicht vorahnen, und sie können jeden und überall auf der Welt treffen. Beweis dafür war der Schulmassaker ein Paar Tage danach in Deutschland.
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Re: Titel der Sendung: Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit TV Tip 11.8.03
#97209
13/08/2003 13:25
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Soussegirl
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aachen
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ich war auch auf djerba als der anschlag passierte und zwar habe ich in einem der hotels gearbeitet, wovon gaeste mit ums leben gekommen sind, ich kannte alle 10 gaeste persoenlich und ich kann sagen, dass es schreckliche tage waren, nirgendwo irgendwelche informationen, von T.. und vom hotelier, irgendwann kamen dann angestellte und haben die sachen der "verletzten" aus den zimmern geraeumt, journalisten, kamerateams staendig im hotel, der hotelier hatte einen termin nach dem anderen, tageszeitungen waren nirgendwo mehr zu finden, einzige quelle waren die nachrichten im fernsehen. einfach nur furchtbar. und viele tunesier hatten danach auch probleme nach djerba zu kommen, viele mussten stundenlang warten und immer wieder erklaeren warum sie denn nach djerba wollen. polizei an jeder kreuzung, wenn wir zu einem anderen hotel mussten, wurde unser taxi regelm aessig angehalten und der fahrer musste seine papiere zeigen, eine fahrt dauerte nicht mehr 10 sondern 20 minuten. ich kann nur sagen, dass ich froh war von djerba nach deutschland zu fliegen, diese insel wird mich immer an dieses ereignis erinnern und ich kann absolut nicht verstehen warum immmernoch touristen die synagoge besichtigen,ah, guck mal mai, hier starben also 21 menschen, oh, interessant...... wahrscheinlich bin ich einfach zu emotional dafuer, ich war kein einziges mal dort. und was die tunesische regierung gemacht hat, dazu faellt mir kein passendes adjektiv ein. jedenfalls keins fuer ein oeffentliches forum.
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Re: Titel der Sendung: Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit TV Tip 11.8.03
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14/08/2003 14:01
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sabri
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Freiburg
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Das Bild, das dieser Film von Tunesien gezeichnet hat, war ja wirklich extrem düster. Auf manchen dramatischen effekt wie z.B. diese schreckliche Musik und die ständige Widerholung des Videobandes mit der Feuerwalze hätte der Film besser verzichtet. Auch einige Aussagen hätten besser recherchiert werden müssen. Ich habe mich beim Anschauen deswegen ziemlich geärgert. Wie gefährlich ist denn Tunesien?
In dem Film wurde der Eindruck vermittelt, dass hinter jeder Ecke ein Attentäter lauert und viele Leute in Tunesien agressiv gegenüber dem "Westen" eingestellt. Meine persönliche Erfahrung ist anders, wenn bei den meisten Leuten die ich kenne auch eine (zugegeben recht primitive) Meinung herrscht, Osama Bin Laden sei ein guter, gottesfürchtiger Mann und seine Taten ebenso. Es wird halt nie richtig differenziert. Als Einzelperson ist man willkommen, in der anonymen Masse gehasst. Nie habe ich aber erlebt, dass die Stimmung agressiv geworden wäre. Ich habe mit Interesse den Bericht von Soly gelesen. Mein Eindruck scheint nicht repräsentativ zu sein. Ich bin immer im gleichen Dorf in Nordtunesien und war noch nie länger an der Küste oder einer Region, wo viele Touris sind. Beslemma, Sabri
aber ich war noch nie an der Küste oder anderen Regionen, wo viele Touris sind. Vielleicht ist die Stimmung da anders.
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Re: Titel der Sendung: Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit TV Tip 11.8.03
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14/08/2003 15:14
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Freiburg
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Die Frage ist ja eigentlich, wie die allgemeine Stimmung ist. Nach dem, wie ich Tunesien kenne, wurde in dem Film nicht nur ein bischen, sondern ziemlich übertrieben.
Wenn es sich aber mal dahin entwickelt, dass "westliche" Ausländer für eine gössere Masse von Leuten zum aktiven Feindbild werden, würde sich als TN als Reiseland nicht mehr unbedingt empfehlen. Wie gross ist denn das Potential? War dieser Nizar und seine al-Quaida-Connections eine Ausnahme, eine Terror-Splittergruppe, wie sie in so vielen Ländern existiert, oder handelt es sich hier, wie es der Film darstellt, um eine grosse Bewegung die nur durch Ben Alis Polizisten im Zaum gehalten wird?
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Re: Titel der Sendung: Djerba - der Anschlag und das Ende der Sicherheit TV Tip 11.8.03
#97214
14/08/2003 19:14
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Soly_Z
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@sabri das Potential ist nicht groß, und was geschehen ist hatte nur mit einer bestimmten politischen Lage zu tun. Übrigens sind die Deutschen wegen der Nichtbeteiligung am Irakkrieg und dessen Ablehnung wieder populärer geworden. Gehasst wurden sie ja auch nie. Organisiertes Verbrechen ist in Tunesien gar nicht verbreitet, es sind Einzelfälle und meist sind sie auf Hilfe von Außen angewiesen. Die Terror-Szene in Deutschland ist deutlich größer, denn alle vertriebenen potentiellen Terroristen flohen nach Europa und Nordamerika(England, Deutschland, Frankreich, Kanada), und auch die sozialen Verhältnisse und die fehlende Integration schürt dieses Gewaltpotential. Zu Deiner Info wollte z.B. die tunesische Regierung nicht, dass ihre Stipendiaten in Aachen studieren, wegen der dort damals bekannten islamistischen-Szene. Dass sich die Todespiloten lange in HH aufgehalten haben zeigt das nochmal deutlich, ausserdem haben sie hier mehr Freiheiten als dort, und die können sie besser zu ihren Zwecken benutzen.
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