Islam heute
Immer mehr Menschen lassen sich zum Islam bekehren. Er "boomt" geradezu. Dabei darf das sehr hohe Bevölkerungswachstum unter Muslimen als einer der Gründe für die Expansion des Islam nicht übersehen werden.
Der Islam stellt heute die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in der Welt dar. Prozentual ausgedrückt handelt es sich dabei um ca. 20 % der Weltbevölkerung. Von den rund 1,2 Milliarden Muslimen gibt es in Nordamerika 0,3%, Lateinamerika 0,1%, Europa 1,3%, Afrika 28,6%, ehemalige Sowjetunion 4%, Asien 65,6% und 20% in anderen Gebieten der Welt.
Nach den sprachlichen und kulturellen Zusammenhängen kann man "fünf Farben des Islam" unterscheiden:
arabischer Islam: Nordafrika und Vorderer Orient,
türkischer Islam: Türkei, Zentralasien und China,
irano-indischer Islam: Iran, Afghanistan, Pakistan, Bangladesch und Indien,
malaiischer Islam: Indonesien, Malaysia und Philippinen,
schwarzer Islam: Schwarzafrika und USA.
Frauen
Betrachtet man mit westlichen Augen und europäischen Grundsätzen den Stand der Frau im Islam, so ist sie nach wie vor unterprivilegiert. Ein offensichtliches Merkmal dieser Unterprivilegierung stellt die Verhüllung durch den Schleier dar. Gläubige Musliminnen erklären aber, daß ihnen die Verhüllung die Möglichkeit eröffne, in traditionsgemäß von Männern vorbehaltenen Berufsbereichen zu arbeiten. Mit dem Schleier entgehen sie der Gefahr, die Rolle des bloßen Sexualobjekts übernehmen zu müssen.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen islamischen Ländern sind groß. Die Verhüllung der Frauen ist sicher nur dort positiv, wo sie freigestellt ist und wo eine gläubige Muslimin den Schleier aus eigener Überzeugung und eigenem Glauben trägt. In Saudi-Arabien und dem Iran war das Tragen des Schleiers bisher verpflichtend.
Im Koran steht das Gebot der Verhüllung in Sure 24 und 33. Der Koran verlangt, daß die Frauen ihren Blick senken. Damit stellen sie ihre Ehrfurcht unter Beweis. Außerdem ist der Schleier ein Ausdruck des Anstands und ein Mittel, das die Frau vor Belästigungen schützt.
In der islamischen Welt steht die Familie und die Großfamilie im Mittelpunkt. In ihr entwickelt sich ein Muslim. Aus ihr schöpft er Kraft und erfährt Rückhalt. Schon sehr früh wird durch das Aufwachsen in einer islamischen Familie das Rollenverständnis eines Muslim, einer Muslimin geprägt. Dabei wird stark zwischen Söhnen und Töchtern unterschieden.
Mit 6-8 Jahren beginnt für das Mädchen das Leben als Frau. Sie wird zur Zurückhaltung aufgefordert und geht der Mutter zur Hand. Ein muslimisches Mädchen verrichtet hauswirtschaftliche Arbeiten und entwickelt sich neben der Mutter zur Dienstleisterin in der Familie. Der Vater steht als Erzieher im Hintergrund. Die Brüder werden schon früh wie die übrigen männlichen Familienmitglieder bedient.
In der arabisch-islamischen Welt steht die Großfamilie mit Onkeln, Tanten, Vettern und Cousinen im Vordergrund. Das ist der Rahmen, wo auch die Braut und der Bräutigam in der Regel gefunden werden. Oft lernt man nur die Großfamilie kennen. Der Kontakt zu den übrigen Gleichaltrigen des anderen Geschlechts ist oft nur schwer möglich.
Eine verheiratete Frau, die keinem Beruf nachgeht, hat teilweise noch immer ein höheres Ansehen als eine berufstätige Frau. Das hat Auswirkungen auf die Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten der muslimischen Frauen. Oft wurde bereits im vergangenen Jahrhundert die Ausbildung von Mädchen gefordert. Dieser Gedanke geriet aber bald in den Hintergrund.
Nach dem Willen des Propheten soll die Tochter dieselben Ausbildungschancen erhalten wie der Sohn. Doch ihre gesellschaftliche Position bestimmt sich bis heute oft über Heirat und Mutterschaft, seltener über den ausgeübten eigenen Beruf. Ein enges Verständnis der Geschlechtertrennung erschwert zusätzlich die Berufsausübung.
Das Prinzip der Trennung von Frauen und Männern hat in manchen Ländern dazu geführt, daß der frühere gemeinsame Unterricht von Mädchen und Jungen wieder abgeschafft wurde. An den Universitäten ist dies aber kaum durchführbar. In Teheran wurde der nach 1940 gemeinsame Unterrichtung 1979 wieder aufgehoben. In Dschidda und Riyad in Saudi-Arabien versucht man mit zahlreichen Raffinessen den Unterricht in getrennten Zimmern über Video-Liveschaltungen und Telefonkontakte aufrechtzuerhalten. In Saudi-Arabien dürfen Frauen nur von Frauen ärztlich behandelt oder schulisch ausgebildet werden.
Das gesellschaftliche Leben wird von Männern in der islamischen Welt beherrscht. Nach dem Recht des Korans darf der Mann auch gleichzeitig mit 4 Frauen verheiratet sein. In Tunesien ist die Polygamie verboten. Nicht nur von den den meisten westlich orientierten Frauen, sondern auch von vielen traditionell muslimischen Frauen wird die Polygamie als inakzeptabel angesehen. Ohne einen Grund vor ein Gericht zu bringen, darf ein Muslim seine Frau verstoßen. Die Frauen können sich nur durch gute Passagen im Ehevertrag schützen. Anfang der 20er Jahre gründeten sich die ersten Frauenbewegungen im Islam. Ihre Erfolge sind bis heute sehr gering und schwierig.
In den vergangenen zwanzig Jahren wurden in Ägypten, Bahrain, Irak, Libanon, Syrien und Tunesien in Bezug auf die Beteiligung von Frauen am wirtschaftlichen Prozeß und dem öffentlichen und politischen Leben bedeutende Freiräume erkämpft. In der Türkei und in Tunesien veränderte sich durch die Reformen nach Atatürk und Bourgiba das Leben der Frauen vor allem in der intellektuellen Oberschicht entscheidend. In Ägypten bewirkte die Frauenbewegung ähnliches. Die Frauen rissen sich den Schleier vom Kopf und forderten Bildung, Berufschancen und gesellschaftliche Betätigungsfelder.
Einige Traditionen entsprechen nicht der ursprünglichen Lehre des Islam. Sie entspringen dem kulturellen Hintergrund der einzelnen islamischen Länder. Dazu gehört die in Ägypten, dem Sudan und Schwarzafrika bis heute durchgeführte Beschneidung der Frauen. Außerdem entwickelten sich nicht beabsichtigte Umgangsformen aus den Lehren des Islam - wie die der Geschlechtertrennung. In der Öffentlichkeit führte das dazu, daß manche einfache Frau einige Schritte hinter ihrem Mann geht.
Für Nichtmuslime und westliche Betrachter ist es schwierig, die Situation der Musliminnen einzuschätzen. National unterschiedliche Rechtsvorschriften, lokale Traditionen und persönliche Einstellungen prägen die Frauen und ihre Umgebung. Vieles ändert sich im Kontakt mit dem Westen. Doch die Rolle der Frau wird durch die Regeln der shari’a festgelegt. Veränderungen entsprechend dem westlichen Frauenbild dürfen deshalb nicht zu schnell erwartet werden. Was sich bei uns angeblich von gestern auf heute ändern konnte, gibt nicht die Berechtigung zu der Annahme, es könne sich auch im Islam von heute auf morgen ändern.
Neoislam
Die Wiederentdeckung des Islam als religiös-politische Kraft (Reislamisierung) hat als geistige Strömung weite Teile der islamischen Welt erfaßt.
Seit dem 16. Jh. setzte in allen islamischen Ländern eine Stagnation des geistigen Lebens und der politische Verfall ein. Dieser Prozeß trat auf, nachdem es die islamischen Länder zu kulturellen und sehr bedeutenden Leistungen in den vorausgegangenen Jahrhunderten gebracht hatten. Diese Leistungen waren in den Naturwissenschaften, in der Medizin und anderen Bereichen zu finden. Seit der Mitte des 18. Jh. und besonders im 19.Jh. versuchten viele Muslime, das Sichen der islamischen Völker zu überwinden.
Die politische Übermacht und die Überlegenheit der christlichen Europäer wurde seit dem 18.Jh. für die islamischen Völker zum Hauptproblem. Diese Situation führte bei ihnen zu dem Ruf nach einer Reform. Vorwiegend verstand man die notwendige Reform als Rückkehr zum Urislam.
Religion, Staat und Gesellschaft bilden für die meisten Muslime eine unlösbare Einheit. Die Panislamische Bewegung, bzw. der Panislamismus ist die abendländische Bezeichnung für dieses Streben der islamischen Völker nach einer Überwindung der politischen Zersplitterung. Diese Bewegung verstand sich als Gegenbewegung gegen das für sie erdrückende Übergewicht der europäischen Großmächte und der abendländisch-christlichen Kultur.
Einer der Hauptvertreter dieser islamischen Erneuerungsbewegung ist der afghanische Schriftsteller Gemal ed-Din al-Afghani (1838/39-97). Er trat für die Befreiung der islamischen Staaten von der europäischen Bevormundung ein. Außerdem befürwortete er einen Zusammenschluß zu einem einheitlichen islamischen Reich.
Nach dem zweiten Weltkrieg erhielt der Panislamismus durch die Gründung großer islamischer Staaten wie Indonesien (1945), Pakistan (1947) und Libyen (1951) einen gewissen Auftrieb. Pakistan bildete das Zentrum für die gegenseitige Unterstützung unabhängiger islamischer Staaten bei der Lösung ihrer politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Probleme. Konferenzen in Karatschi (1951), Jerusalem (1953), Mekka (1954), Lahore (1957/58), Rabat (1969) und anderen Orten beschäftigten sich mit diesen Themen.
Die Muslim-Liga ist eine politische Vereinigung indischer Muslime. 1906 wurde sie in Dakka zur Vertretung der Interessen der muslimischen Bevölkerung im damaligen Britisch-Indien gegründet. 1947 kam diese Bewegung zu ihrem Ziel. Am 15.08.1947 bildeten sich die unabhängigen Staaten Pakistan und Indien.
Eine weitere islamische Bewegung stellt die Muslimbruderschaft dar. 1928 gründte sie der Lehrer Hasan al-Banna (1906-49) in Ismailia (Ägypten). Ihre Ziele sind politischer und sozialer Natur. Sie erstrebt die Herstellung einer islamischen Staats- und Gesellschaftsordnung bei der gleichzeitigen Befreiung von islamfremden Einflüßen. Die Bruderschaft erlangte in Ägypten, Syrien, Jordanien und im Sudan an Bedeutung. Nach 1945 wuchs sie in Ägypten zu einer mächtigen und aktiven Massenbewegung. Ihre Verbände beteiligten sich 1948 am Krieg gegen Israel. Verboten wurde die Muslimbruderschaft 1954 nach einem Attentat auf General Gamal Abd el Nasser. Verwandte Bewegungen sind die Partisanen des Islam im Iran und die Vereinigung des Islam in Pakistan und Indien.
Im Pakt von Kairo gründete sich 1945 die Arabische Liga. Sie ist eine Vereinigung arabischer Staaten Asiens und Afrikas zu politischer, sozialer und kultureller Zusammenarbeit. 1950 wurden ihre Aufgaben auf das wirtschaftliche und militärische Gebiet erweitert. Der Kampf der arabischen Staaten gegen Israel bekam dadurch eine neue Stoßrichtung.
Das Verhältnis von Staat und Religion ist in der Gegenwart durch vier Geistesrichtungen zu erkennen.
1. Die unter dem Begriff des Fundamentalismus verstandene Erneuerung fordert eine Rückbesinnung auf die Fundamente des Islam und eine unlösbare Einheit von Religion und Staat. Das Gedankengut und die Lebensform der westlichen Welt wird radikal abgelehnt. Die Rechtsvorstellungen der shari’a sollen mit allen Konsequenzen für das öffentliche Leben als Staatsgesetz durchgesetzt werden (z.B. in Pakistan, seit der islamischen Revolution im Iran).
2. Die Säkularisten treten für eine Staatsform ein, in dem die Ämter nicht automatisch mit geistlichen Würdenträgern besetzt werden (z.B. im Irak, Syrien, Ägypten, Türkei).
3. Die Traditionalisten berufen sich auf die Ursprünge der islamischen Religion. Sie praktizieren die shari’a im öffentlichen Leben. Im außenpolitischen Bereich wenden sie sich aber nicht gegen die westliche Welt (z.B. in Saudi-Arabien, in Golfstaaten).
4. Die Liberalen wollen die Religion des Islam ohne islamische Staatsform praktizieren. In der Gegenwart sind sie nur noch eine Minderheit.
Islamische Staaten
Die Kernländer des Islam sind heute wie in seinen Anfängen in Nordafrika und im Nahen und Mittleren Osten zu finden. Arabisch ist neben türkisch und persisch nach wie vor die Hauptsprache des Islam.
In einigen Staaten Südostasiens bilden die Muslime heute die bei weitem größten Bevölkerungsgruppen und islamischen Gemeinden der Erde. In Asien bewegte der Islam sich mit rasanter Geschwindigkeit von West nach Ost. Auf dem afrikanischen Kontinent hat er sich weitaus langsamer von Norden nach Süden ausgebreitet. In Europa, Nord- und Südamerika leben heute zahlreiche Muslime durch die Zuwanderung von Arbeitskräften aus islamischen Ländern.
Unter den Farbigen fand der Islam in Nordamerika in den 20er Jahren Islam viele Anhänger. Dabei bleibt offen, ob sie wirklich inzwischen islamisiert sind. In erster Linie könnten sie sich auch aus politischen Gründen mit dem Koran identifizieren. Die größten Teil der Muslime in Nordamerika bilden die arabischen Einwanderer.
In Rußland leben heute mehr als 40 Millionen Muslime. Ihre Namen wurden in der Zeit der Sowjetunion russifiziert. Sie hielten jedoch weiterhin an den Vorschriften des Koran fest. Seit der Wende in Rußland sind auch die Muslime von den kulturellen und religiösen Fesseln befreit. Ähnlich wie viele orthodoxe Kirchen werden zahlreiche Moscheen renoviert und wiederaufgebaut. Gleichzeitig sind aber ebenso die ethnisch-religiösen Gegensätze zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen wieder aufgebrochen. Das Auseinanderbrechen Rußlands wird damit beschleunigt.
Mustafa Kemal Atatürk schuf 1923 den türkischen Staat. Mit dieser Staatsgründung zerfiel der Gedanke von einer einheitlichen islamischen umma. Die islamische Welt ist seit dem Ende des 2. Wektkrieges in vereinzelte islamische Nationalstaaten aufgesplittert.
Die Organisationsformen der meisten islamischen Staaten basieren heute auf Gesetzestexten. Sie sind nach dem Vorbild europäischer Verfassungen formuliert. Ausnahmen findet man in Saudi-Arabien und Oman. Die islamischen Länder werden entweder von Königen (Marokko, Jordanien, Saudi-Arabien) oder von Staatspräsidenten (Syrien, Algerien, Irak, Ägypten, Tunesien) regiert. Kabinette übernehmen dabei die Tagesgeschäfte. Darüber hinaus gibt es Parlamente. Sie gleichen aber nur selten der in Form von Parlamenten in westlichen Demokratien.
Der Islam ist die Religion der Mehrheit und Staatsreligion in Oman, Somalia, Brunei, Katar, Pakistan, Iran, Ägypten, Marokko, Sudan, Irak, Saudi-Arabien, Nordjemen, Malaysia, Tunesien, Libyen, Mauretanien, Kuwait, Malediven und anderen Staaten. Die Muslime stellen über 90% der Gesamtbevölkerung in Bangladesch, der Türkei, Afghanistan, Algerien und Syrien. In Indien zählen die Muslime nur 11,6% der Bevölkerung. Im ganzen betrachtet gibt es dort aber die meisten Muslime in der Welt.
Der Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerungszahl des ausgewählten Landes beträgt in
Indonesien: 163 Mio., 87%;
Pakistan: 115 Mio., 97% Staatsreligion ;
Bangladesch: 98 Mio., 87%, Staatsreligion;
Indien: 97 Mio., 11%;
Iran: 59 Mio., 99%, Staatsreligion;
Türkei: 59 Mio., 99%;
Ägypten: 50 Mio., 90%, Staatsreligion;
Nigeria: 46 Mio., 45%;
Algerien: 26 Mio., 99%, Staatsreligion;
Marokko: 26 Mio., 99%, Staatsreligion;
Afghanistan: 22 Mio., 99%;
Äthiopien: 22 Mio., 45%;
China VR: 20 Mio., 0,2%;
Usbekistan: 20 Mio., 98%;
Sudan: 20 Mio., 77%, Staatsreligion;
Irak: 18 Mio., 96%, Staatsreligion;
Saudi Arabien: 16 Mio., 98%, Staatsreligion.
Vor fünf Jahren betrug die regionale Verteilung:
Asien: 637 Mio.,
Afrika: 278 Mio.,
Ehemalige Sowjetunion: 39 Mio.,
Europa: 13 Mio.,
Nordamerika: 3 Mio.,
Lateinamerika: 1 Mio.
und weitere etwa 100 Millionen in den übrigen Gebieten.
Der Islam ist also nicht nur seinem universalen Anspruch, sondern auch seiner Verbreitung nach eine Weltreligion.
Bedrohung?
Islamische Fundamentalisten halten seit Sommer 1995 immer wieder westliche Geißeln in Kaschmir gefangen. Radikale Muslime führen seit Jahren einen Bürgerkrieg in Algerien gegen die Regierung. Immer wieder gibt es Selbstmordattentate und Auseinandersetzungen in Tel Aviv, Jerusalem und besetzten Gebieten. Dadurch soll der Friedensprozeß zwischen den Palästinensern und Israel gestört werden. In Tschetschenien kämpfen islamische Fundamentalisten einen Krieg mit der russischen Regierung.
Aber nicht nur negative Schlagzeilen gehen von islamischen Ländern aus. Die Türkei strebt die Mitgliedschaft in der EU an. In Teheran gewinnt die Reformpartei des Landes die Wahlen mit überwältigender Mehrheit. Israel und die Palästinenser sind bestrebt, den Friedensprozeß voran zu treiben. Unterstützung erhalten sie dabei von angrenzenden Ländern.
Erst die Konfrontation mit der westlichen Zivilisation Ende des 18. Jh. hat das islamische Selbstverständnis erschüttert (vgl. Napoleon in Ägypten, Frankreich und England als Kolonialmächte, etc.). Die Muslime waren gezwungen, auf die dominanten Europäer in ihren Ländern zu reagieren. Sie versuchten die Spannung aufzulösen, die zwischen ihrem Ideal der islamischen Gesellschaft und den Anforderungen der westlich geprägten Welt bestand und besteht.
Die Trennung von religiöser und weltlicher Macht wie im Westen, ist im Islam aber nie so zuvor dagewesen. Ein individuelles Handeln war und ist im Islam nicht geplant, da in erster Linie der göttliche Willen befolgt werden soll. Vor dem persönlichen Wohl steht die umma, die islamische Gemeinschaft.
Die Feindseligkeit der radikalen Fundamentalisten richtet sich nicht nur gegen westliche und nicht-islamische Staaten. Auch gegen islamische Staaten, die sich dem westlichen Lebensstil angepaßt und die islamischen Ideale aus persönlichen Motiven aufgegeben haben, gehen die Fundamentalisten vor.
Islamische Intellektuelle suchen die Verbindung zwischen den islamischen Wertvorstellungen und der notwendigen wirtschaftlichen und politischen Modernisierung ihrer Gesellschaft. Konservative Fundamentalisten suchen die Rückkehr zum Urislam aus einem tiefreligiösen Ursprung heraus. Sie sind gegen Attentate und Anschläge, betreiben aber die Abkopplung von der übrigen Welt.
Die mit dem westlichen Expansionsdrang verbundene Abwehrreaktion des Islam ist nicht außer Acht zu lassen. In diesem Expansionsdrang liegen wesentliche Gründe für die Ursachen der heutigen islamischen Reaktionen gegenüber dem Westen. Außerdem muß zwischen der kriegerischen Ausdehnung des islamischen Gebietes und den friedlichen der islamischen Religion deutlich unterschieden werden.