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Können wir diesen Wahlen trauen? #355407
21/10/2011 10:24
21/10/2011 10:24
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Asma Offline OP
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ich war gestern in wien wählen und habe irgendwie ein komisches gefühl. es waren keine wahlbeobachter dabei. es waren 4-5 tunesische wahlhelfer die meinten sie gehören keiner partei an, aber ob das wahr ist... die sahen nicht ganz so unparteiisch aus wink aber vielleicht war das nur ein subjektiver eindruck.

als ich gestern auf twitter herumgesurft bin, habe ich auch eine kurzen bericht einer jungen tunesierin entdeckt die den gestrigen tag im wahlbüro von bonn verbracht hat. sie schreibt: "aujourd'hui la phrase que j'ai entendue plus de 100 fois c'est: 'mak moslem, na55eb l'ennahdha'"

auf deutsch "heute war der satz den ich mehr als 100 mal gehört habe 'du bist ja moslem? dann wähle ennahdha'"

ich hege einen immer grösseren abneigung gegen diese partei. warum unternimmt denn niemand etwas? seit sie auf der bildfläche sind spielen sie schon mit falschen karten und scheuen vor keinem mittel zurück... und keiner unternimmt etwas, bzw keiner traut sich etwas zu unternehmen. das erinnert mich an die zeit mit ben ali. nur dass es diesmal viel schlimmer sein wird. den mit ben ali hatten wir nur einen einzigen grossen diktator. jetzt haben wir es mit einer ganzen mafia zu tun...

Last edited by Asma; 21/10/2011 10:27.

Asma
Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Asma] #355408
21/10/2011 10:40
21/10/2011 10:40
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etwas hatte ich noch vergessen: in letzter minute wurden die wahlhelfer im qatar (doha) entlassen und durch neue ersetzt, weil die angeblich von der ennahdha partei waren und weiss gott was vorhatten.

dann kursieren im internet noch bilder herum von sms die von ennahdha verschickt werden (sogar auf italienisch) wo die empfänger aufgefordert werden ennahdha wählen zu gehen.

ich habe ehrlich gesagt keine andere partei gesehen die so aufdringlich ist und zu solchen fragwürdigen mitteln greift.


Asma
Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Asma] #355412
21/10/2011 19:38
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Hallo Asma,

Ennhahdha führt offensichtlich einen ziemlich aggressiven Wahlkampf. Das ist kein Verbrechen. Wähler an der Wahlurne anzusprechen ist sicherlich verkehrt, aber man mag das als Geburtsprobleme einer Demokratie ansehen.

Daß Dir Enhahdha als "unsympathisch" erscheint, ist noch kein Argument. Ich kann das als Deutscher überhaupt nicht beurteilen. Ich denke, wenn diese dezidiert islamische Partei diese Wahlen gewinnt, wird man das als guter Demokrat zu akzeptieren haben. Und ich hoffe, daß diese Partei dann einen ähnlichen Weg einschlägt wie die AKP in der Türkei. Oder die CDU in Deutschland. Jedenfalls glaube ich nicht, daß alle die in dieser Partei mitmachen, zumal in ihrer Führungsebene, unbedingt als dämlich einzustufen sind. Und auch nicht als "undemokratisch".

Jedenfalls ist es mir ein altbekanntes Argument der sogenannte radikalen Linken, daß man auf demokratische Gepflogenheiten verzichten zu können glaubt, weil man ja gar nicht in einer "richtigen" Demokratie lebt. An diese Argumentation erinnert mich das, was Du schreibst. Warum sollte also jemand etwas "dagegen unternehmen", wenn, wie es sich abzeichnet, eine "islamistische" ( aber "islamistisch" ist auch nur ein Schlagwort) Partei die Wahlen gewinnt? Wobei ich hoffe, daß sie nicht die absolute Mehrheit bekommt, aber es wäre dann immerhin eine echte "Volkspartei", deren Entstehung ich begrüßen würde. Die sogenannte "Linke" dagegen wird möglicherweise noch auf Jahrzehnte heraus zersplittert werden.

Und ich könnte mir vorstellen, daß Dich das Ergebnis dieser Wahlen maßlos enttäuschen wird, aber dann heißt es in einer Demokratie immer, ein guter Verlierer zu sein.

Gruß Martin

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Malcolm] #355428
23/10/2011 11:18
23/10/2011 11:18
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Denn auch bei diesen 1. angeblichen demokratischen Wahlen dürfen nicht alle Tunesier/innen welche 18 Jahre sind wählen.

Alle die bei der Polizei, bei der Police e gardenat und beim Militär (was bis 1 Jahr her war) waren, dürfen in Tunesien heute nicht wählen.

Das sind keine demokratischen Wahlen.

Diese Menschen gehören zum Land und nur weil sie bei der Polizei arbeiten, dürfen sie nicht die Stimme abgeben, das kann nicht sein.

Mitarbeiter der Ministerien wie z.B. Innenministerium dürfen ebenfalls nicht wählen, da bisher das Grundgesetz (Verfassung) in diesem Punkt nicht geändert wurde.

Was hat die Übergangsregierung überhaupt zur Wahlvorbereitung gemacht?

Claudia

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Malcolm] #355431
23/10/2011 12:22
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Original geschrieben von: Malcolm
Hallo Asma,

Ennhahdha führt offensichtlich einen ziemlich aggressiven Wahlkampf. Das ist kein Verbrechen. Wähler an der Wahlurne anzusprechen ist sicherlich verkehrt, aber man mag das als Geburtsprobleme einer Demokratie ansehen.

Daß Dir Enhahdha als "unsympathisch" erscheint, ist noch kein Argument. Ich kann das als Deutscher überhaupt nicht beurteilen. Ich denke, wenn diese dezidiert islamische Partei diese Wahlen gewinnt, wird man das als guter Demokrat zu akzeptieren haben. Und ich hoffe, daß diese Partei dann einen ähnlichen Weg einschlägt wie die AKP in der Türkei. Oder die CDU in Deutschland. Jedenfalls glaube ich nicht, daß alle die in dieser Partei mitmachen, zumal in ihrer Führungsebene, unbedingt als dämlich einzustufen sind. Und auch nicht als "undemokratisch".

Jedenfalls ist es mir ein altbekanntes Argument der sogenannte radikalen Linken, daß man auf demokratische Gepflogenheiten verzichten zu können glaubt, weil man ja gar nicht in einer "richtigen" Demokratie lebt. An diese Argumentation erinnert mich das, was Du schreibst. Warum sollte also jemand etwas "dagegen unternehmen", wenn, wie es sich abzeichnet, eine "islamistische" ( aber "islamistisch" ist auch nur ein Schlagwort) Partei die Wahlen gewinnt? Wobei ich hoffe, daß sie nicht die absolute Mehrheit bekommt, aber es wäre dann immerhin eine echte "Volkspartei", deren Entstehung ich begrüßen würde. Die sogenannte "Linke" dagegen wird möglicherweise noch auf Jahrzehnte heraus zersplittert werden.

Und ich könnte mir vorstellen, daß Dich das Ergebnis dieser Wahlen maßlos enttäuschen wird, aber dann heißt es in einer Demokratie immer, ein guter Verlierer zu sein.

Gruß Martin


danke für deine antwort.

natürlich wird mir nichts anderes übrig bleiben als die wahlergebnisse zu aktzeptieren, denn letztendlich ist es der wunsch des tunesischen volkes. aber solange die letzten würfel noch nicht gefallen sind werde ich alles tun um zu versuchen so viele menschen wie möglich von ennahdhas regelbrüche zu informieren. es sollen alle davon erfahren.

übrigens habe ich mich heute durch diverse soziale netze gelesen und folgendes mitbekommen: in sehr vielen wahllokalen (auch in der hauptstadt) gibt es geschlechtlich getrennte warteschlangen!!! das ist kein gerücht sondern wurde von mehreren bloggern und anwesenden bestätigt. wer ist dafür verantwortlich?...


Asma
Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Asma] #355432
23/10/2011 13:20
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Habt Ihr wirklich gedacht, dass das eine echte demokratische Wahl sein würde?

Das war ja wohl nicht zu erwarten, denn die Menschen müssen erst mal lernen, mit Freiheit und Demokratie umzugehen.

Viele sind auch immer noch so konditioniert, dass sie Dinge machen, die Ihnen gesagt werden. WEnn einer in der Familie etwas gut findet, wird das dann nachgeplappert und nachgemacht, weil es einfach und bequem ist.

Das man sich für echte Freiheit/Demokratie anstrengen muss, wird nicht gesehen und auch nicht gemacht, da man dafür selbst aktiv sein muss.

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Cheker] #355439
23/10/2011 17:22
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Original geschrieben von: Cheker
Habt Ihr wirklich gedacht, dass das eine echte demokratische Wahl sein würde?

Das war ja wohl nicht zu erwarten, denn die Menschen müssen erst mal lernen, mit Freiheit und Demokratie umzugehen.

Viele sind auch immer noch so konditioniert, dass sie Dinge machen, die Ihnen gesagt werden. WEnn einer in der Familie etwas gut findet, wird das dann nachgeplappert und nachgemacht, weil es einfach und bequem ist.

Das man sich für echte Freiheit/Demokratie anstrengen muss, wird nicht gesehen und auch nicht gemacht, da man dafür selbst aktiv sein muss.


Gedacht und geglaubt nicht, aber gehofft. Die Hoffnung stirbt zu letzt, wer weiß warum eine Geschlechtertrennung gemacht wird, ich finde es nur zum: Kopf schütteln.

Claudia

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Claudia Poser-Ben Kahla] #355441
23/10/2011 17:59
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ich lese schon den ganzen tag die nachrichten in den sozialen medien. ich habe heute bestimmt schon über 20 mal gelesen dass in diesem oder jenem wahlbüro leute belästigt, bzw. bedrängt werden um für eine bestimmte partei zu wählen.

dass politik schmutzig ist dass wissen wir alle. aber so dermaßen agressiv ist in tunesien nur eine partei und das errinnert mich ganz stark an ben alis zeiten... gott beschütze tunesien.

und zur politischen meinung der tunesier: mir kommt vor dass nur wenige ennahdha aus politischer überzeugung wählen. die meisten haben gar keine richtigen argumente. warscheinlich verstehen sie nichts von politik aber von religion schon etwas und denken sie wählen dann die partei die dem was sie verstehen (nämlich der religion) am nähesten ist.

die meisten aus meinem umfeld die sich um politische fragen wirklich den kopf zerbrechen sind gegen ennahdha oder zumindest nicht "dafür".

achja noch eine story über rached ghannouchi: er war heute vormittag mit seinem gefolge in menzah 6 um zu wählen und trotz der langen warteschlange wollte man ihn vorlassen. die menschen in der warteschlange haben dagegen protestiert und ihn ausgebuht. ich weiss nicht wie die geschichte endete und ob er dann doch warten musste oder nicht. aber ich finde es komisch dass er sich gerade menzah 6 ausgewählt hat um wählen zu gehen.

Last edited by Asma; 23/10/2011 18:02.

Asma
Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Asma] #355444
23/10/2011 19:31
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Original geschrieben von: Asma

auf deutsch "heute war der satz den ich mehr als 100 mal gehört habe 'du bist ja moslem? dann wähle ennahdha'"



Ja, sie lagen heute Nachmittag,als wir geschaut hatten, bei den (durchaus vorhandenen) Hochrechnungen auch erschreckend weit vorn.

Unsere familiäre Meinung ist auch NEIN zur Ausgangsfrage,mich würde es auch nciht wundern,wenn diese Wahlim Nachinein für ungültig erklärt wird. Diese Meinung vertrete ich schon seit März 2011.


Die Freiheit ist immer nur Freiheit des Andersdenkenden.
Rosa Luxemburg
Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: marini] #355455
23/10/2011 22:57
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Also für mich sind das demokratische Wahlen, solange sie nur halbwegs demokratisch abgehalten werden. Daß zum Beispiel Polizisten nicht mit wählen können, halte ich zwar für schwer verständlich, aber es ändert doch nichts daran, daß dies echte demokratische Wahlen sind.

Ich erinnere da doch einmal an die englische Geschichte. Der englische Parlamentarismus existiert seit Jahrhunderten. Aber gerade in der Anfangszeit ( las mal ein Buch darüber) soll das System sehr korrumpiert gewesen sein und nur gewisse Adelige durften da überhaupt mitwählen. Aufgeregt hat das damals niemanden, und so über die Jahre durften mehr und immer mehr Menschen mit wählen und über einen Jahrhunderte dauernden Lernprozeß hat sich dies verbessert.

Noch bis vor wenigen Jahren durften in der Schweiz Frauen nicht wählen gehen, während das Ruhmesblatt, den Frauen zum ersten mal in der Geschichte das Stimmrecht zu geben, an die Türkei geht.

Deshalb finde ich es auch schlicht albern, den Wahlen ihre Legitimität abzusprechen, nur weil die Polizisten nicht mitwählen können. Und ich finde es auch falsch, den Wahlen die Legitimität abzusprechen, nur weil gewisse zivilisatorische Standards nicht eingehalten wurden, wie der Grundsatz Wähler innerhalb der Wahllokale nicht zu beeinflussen.

Nur wenn das Wahlergebnis auf massivem Wahlbetrug beruhte, wenn die Wahlen also massiv gefälscht worden wären, wenn also eine Partei, die nur 10% Zustimmung in der Bevölkerung hätte, plötzlich 60% der Stimmen erhielte, dann sollte man dagegen Einspruch erheben, aber solange dies nicht geschieht, sind kleine Schönheitsfehler wohl hin zu nehmen. Das ließe sich innerhalb eines demokratischen Prozesses alles noch korrigieren, wie die Sache mit den Polizisten. Auch Umfragen sollten in Zukunft gestattet sein, auch da habe ich nicht verstanden, warum dies in Tunesien verboten sein soll.

Ich wünsche den Tunesiern jedenfalls alles gute und ich als Nichttunesier freue mich sehr über diese Wahlen. Gibt es schon erste Ergebnisse oder Prognosen?

Gruß Martin

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Malcolm] #355456
23/10/2011 23:33
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da gibt es nur eine Antwort: s49


es grüsst devils angel

Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." (Albert Einstein)
Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: devangel] #355458
24/10/2011 11:59
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Erste, in den tunesischen Medien veröffentlichte Resultate:

http://www.mosaiquefm.net/index/a/ActuDetail/Element/16508-Premiers-r%C3%A9sultats-des-votes-suivi.html


Alles lediglich meine bescheidene und subjektive Sichtweise, welche ich - meistens - im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte kundtue s47 s28
Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Asma] #355459
24/10/2011 12:52
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Original geschrieben von: Asma

dass politik schmutzig ist dass wissen wir alle. aber so dermaßen agressiv ist in tunesien nur eine partei und das errinnert mich ganz stark an ben alis zeiten... gott beschütze tunesien.


Na, ich finde es positiv, daß diesmal die Tunesier sich selbst bedrängen, so, wie es sonst mit Touristen geschieht. Daran erkennt man:

1) Sie respektieren sich selbst ebenso wenig oder viel, wie die Touristen,

oder

2) Das "bedrängende" Verhalten ist auch im Umgang untereinander völlig normal,

oder

3) Beides. smile

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Asma] #355461
24/10/2011 12:59
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Original geschrieben von: Asma
in sehr vielen wahllokalen (auch in der hauptstadt) gibt es geschlechtlich getrennte warteschlangen!!! das ist kein gerücht sondern wurde von mehreren bloggern und anwesenden bestätigt. wer ist dafür verantwortlich?


Nach Aussagen von Betroffenen - und auch nach meiner persönlichen Erfahrung wünschen sie es selbst so, und zwar meist die Frauen.
Die brauchen dann nämlich nicht den oft anzüglich und sprachlich wenig anspruchsvollen Reden der Männer zuzuhören - und befinden sich zudem außerhalb der Reichweite von Extremitäten und Glubschaugen.
Solche "getrennten" Schlangen konnte und kann man, nicht oft, aber doch manchmal, zumindest in traditionellen Gegenden, auch z.B. beim Warten für Behörden beobachten.

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Asma] #355462
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Original geschrieben von: Asma

übrigens habe ich mich heute durch diverse soziale netze gelesen und folgendes mitbekommen: in sehr vielen wahllokalen (auch in der hauptstadt) gibt es geschlechtlich getrennte warteschlangen!!! das ist kein gerücht sondern wurde von mehreren bloggern und anwesenden bestätigt. wer ist dafür verantwortlich?...


Viele Frauen sind gegen die Ennadha, im Gegensatz zu Ihren Männern. Ich habe von vielen gehört das Sie zu Hause unter druck gesetzt werden Ennadha zu wählen.
Ich kenne den Hintergrund der Trennung nicht, aber wenn es mit dem Motiv ist diesen Frauen ein größeres Sicherheitsgefühl zu geben, kann ich das nur befürworten.

Original geschrieben von: Asma

achja noch eine story über rached ghannouchi: er war heute vormittag mit seinem gefolge in menzah 6 um zu wählen und trotz der langen warteschlange wollte man ihn vorlassen. die menschen in der warteschlange haben dagegen protestiert und ihn ausgebuht. ich weiss nicht wie die geschichte endete und ob er dann doch warten musste oder nicht. aber ich finde es komisch dass er sich gerade menzah 6 ausgewählt hat um wählen zu gehen.


M.W. hat er sich am Ende hinten angestellt.

Original geschrieben von: Asma
aber ich finde es komisch dass er sich gerade menzah 6 ausgewählt hat um wählen zu gehen.


Wahrscheinlich ist das sein Heimatwahlbezirk.

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Claudia Poser-Ben Kahla] #355463
24/10/2011 13:08
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Original geschrieben von: Claudia Poser-Ben Kahla

Denn auch bei diesen 1. angeblichen demokratischen Wahlen dürfen nicht alle Tunesier/innen welche 18 Jahre sind wählen.
Alle die bei der Polizei, bei der Police e gardenat und beim Militär (was bis 1 Jahr her war) waren, dürfen in Tunesien heute nicht wählen.


Auch Behinderte durften de facto oft nicht wählen, weil sie Wahllokale in oberen Stockwerken nicht erreichen konnten. Andere, die nicht vor-registriert waren, wurden an einigen Wahllokalen, z.B. im Westen des Landes entweder ganz abgewiesen oder zu anderen Wahllokalen geschickt, die zum Teil mehr als 10km entfernt lagen - und da geht es nicht um eine Handvoll Fälle, sondern um Hunderte und Tausende.

Dennoch - im nationalen Kontext handelt es sich um eine kleine Prozentzahl, die zwar im Detail, nicht aber insgesamt das Wahlergebnis maßgeblich beeinflußt hätte.

Man darf auch nicht außer acht lassen, daß es hier die erste "demokratische" Wahl in vielen Jahren war, die zudem durch Autoritätsungewißheiten und besonders die, mit Ausnahme der großen Städte, 3.Welt-Infrastruktur Tunesiens geprägt ist.

Unter Berücksichtigung aller dieser Argumente würde ich die Wahl dennoch als positives Ereignis betrachten und als ersten Schritt hin zu Wahlen westlichen Verständnisses.

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Frogger] #355464
24/10/2011 13:14
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Original geschrieben von: Frogger

Unter Berücksichtigung aller dieser Argumente würde ich die Wahl dennoch als positives Ereignis betrachten und als ersten Schritt hin zu Wahlen westlichen Verständnisses.


Sehe ich auch so. Den gegebenen Umständen waren das sehr demokratische Wahlen. Nicht perfekt aber akzeptabel.
Wer hier mehr erwartet hätte ist m.E. ein wenig naiv.

Int Wahlbeobachter bescheinigen auch genügend Transparenz.

Mal sehen wie das zukünftige Wahlrecht nach der neuen Verfassung aussieht...

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: LOE130715] #355468
24/10/2011 17:17
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Original geschrieben von: Picknicker

Original geschrieben von: Asma
aber ich finde es komisch dass er sich gerade menzah 6 ausgewählt hat um wählen zu gehen.

Wahrscheinlich ist das sein Heimatwahlbezirk.


rached ghannouchi kommt aus der region gabès (südöstliche küstenregion tunesiens). menzah VI ist ein - wie soll ich es nennen - nobelviertel" (?). dort sind die meisten eher modernistisch gerichtet und gegen ghannouchi und ennahdha. ich halte sein auftreten dort für reine provokation.


Asma
Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Asma] #355472
24/10/2011 20:26
24/10/2011 20:26
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Ziemlich konfus, die ganze Wahlgeschichte...
Was heisst das nun wohl für die Ausländer, die in Tunesien leben oder noch dorthin auswandern möchten?
Mit besorgtem Gruss
Taureau

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Asma] #355474
25/10/2011 00:22
25/10/2011 00:22
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Original geschrieben von: Asma
Original geschrieben von: Picknicker

Original geschrieben von: Asma
aber ich finde es komisch dass er sich gerade menzah 6 ausgewählt hat um wählen zu gehen.

Wahrscheinlich ist das sein Heimatwahlbezirk.


rached ghannouchi kommt aus der region gabès (südöstliche küstenregion tunesiens). menzah VI ist ein - wie soll ich es nennen - nobelviertel" (?). dort sind die meisten eher modernistisch gerichtet und gegen ghannouchi und ennahdha. ich halte sein auftreten dort für reine provokation.


Ich bezog das eher auch auf den Meldebezirk....

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: taureau] #355505
27/10/2011 00:22
27/10/2011 00:22
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Die deutsche Medienlandschaft hat wohl ganze Arbeit geleistet. Die Bild fragt ja auch schon "ob man in Tunesien jetzt noch Urlaub machen kann".Die Nahda ein "islamistische" Partei? Davon abgesehn, dass der Begriff "islamisitisch" sowie schwammig ist und als Kampfbegriff gegen den Islam / die Muslime verwendet wird, die Nahda ist Meilenweit von radikalen (ohne Wertung) Positionen entfernt.

Es wird weiterhin Bars und Diskotheken in Tunesien geben, Frauen können auch weiterhin im Bikini am Strand liegen und andersgläubige werden auch weiterhin nicht an der Praktizierung ihres Glaubens gehindert.
Aber mittlerweile haben das sogar Teile der deutschen Mainstream-Medien verstanden und rudern zurück...


Informationen über den Islam, besonders auch für Nicht-Muslime
http://www.einladungzumparadies.de

Salaf-as-Salih
http://www.diewahrheitimherzen.de/fa...in%20salaf.pdf
Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Zarzouna] #355506
27/10/2011 01:17
27/10/2011 01:17
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Hallo Zarzouna,

Du sprichst mir aus der Seele, aber um solche Positionen zu erfahren muß man sich eben in die unendlichen Weiten des Internets begeben.

Den Begriff "Islamist" kann ich wirklich nicht mehr hören. Ich habe heute auch mal Wikipedia konsultiert. Ergebnis: Genau das, was Du sagst, der Begriff ist letztenendes schwammig. Meiner Meinung nach ist es nur ein Kampfbegriff der Xenophoben.

Ich selber bin ja nun eher ein Christentumist. Also wähle ich auch mal die CDU, wenn auch nicht immer.

Heute die Taz, eine Zeitung, der ich politisch eher nicht nahe stehe, deren Weltbürgertum ich aber zu schätzen weiß, machte mit der wirklich lustigen Schlagzeile auf "Alles Mullah oder was?" Bezogen auf Tunesien. Aber dann wieder: Die "Islamisten" haben gewonnen. Aber ist Ennahdha wirlich "islamistisch"? Oder doch einfach nur "dezidiert islamisch"? Sowieso scheinen die nicht die absolute Mehrheit bekommen zu haben, also was soll die ganze Aufregung.

Gruß Martin

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Malcolm] #355507
27/10/2011 02:22
27/10/2011 02:22
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Original geschrieben von: Malcolm

Den Begriff "Islamist" kann ich wirklich nicht mehr hören. Ich habe heute auch mal Wikipedia konsultiert. Ergebnis: Genau das, was Du sagst, der Begriff ist letztenendes schwammig. Meiner Meinung nach ist es nur ein Kampfbegriff der Xenophoben.

In der öffentichen Betrachtung wird schnell von einem auf den anderen Begriff gesprungen, sobald der Eindruck entsteht, daß etwa negatives mit einem Begriff verbunden wird. Das fördert, speziell in den westlichen Staaten, ganz beträchtlich die Entwicklung des von Orwell beschriebenen "Neusprech" und "Doppelsprech".
Siehe hierzu auch diesen Artikel:
http://www.presseurop.eu/de/content/article/97151-huete-dich-vor-doppelsprech

In Deutschland gab es im Laufe der Zeit schon viele Begriffe für Menschen islamischen Glaubens, vom Muselmann über den Mohammedaner über den Moslem und Muslim hin zum Islamisten. Gemeint war zwar immer dasselbe, doch die Benutzer der Worte glauben eben, daß, ähnlich wie bei einer Bürste, sich ein Begriff verbraucht oder "schmutzig" wird und dann ein neuer her muß.

Original geschrieben von: Malcolm

Aber ist Ennahdha wirlich "islamistisch"? Oder doch einfach nur "dezidiert islamisch"? Sowieso scheinen die nicht die absolute Mehrheit bekommen zu haben, also was soll die ganze Aufregung.

Islamisch - keine Frage, denn der Terminus "-ist(isch)" wird meist verwendet, wenn er auf eine negative Eigenschaft des Grundwortes hinweist (das kommt aus dem medizinischen Wortgebrauch und hat sich in die Allgemeinsprache eingeschlichen). "Islamisch" ist die Grundform, "islamistisch" ist es, wenn jemand in negativer Weise islamisch ist, also streng konservativ, extrem (wobei hier die Frage erlaubt ist, wieso das automatisch negativ sein muß...).

Die absolute Mehrheit haben die islamischen Parteien übrigens sehr wohl gewonnen. Für die Mehrheit werden 109 Stimmen benötigt, die Ennahda hat ca. 85 alleine und die Al Aridha (populistisch-islamisch) etwa 30, hinzu kommen noch die kleineren islamzugewandten Parteien mit einem Sitz hier und einem anderen dort, sowie Parteien, die sich von einer Zusammenarbeit Vorteile erhoffen.

Doch davon einmal ganz abgesehen - ein religiöser Staat übt nicht nur auf mich eine abschreckende Wirkung aus, die dort gültige Religion ist zweitrangig. Letzten Endes ist Religion in der Politik ein Ausdruck von Supremitätsdenken, und wenn das eifrig nach außen zur Schau gestellt wird, dann ist das selten positiv.
Anderersiets aber handelt es sich bei dem Wahlergebnis um den expliziten Ausdruck des Volkswillens. Und solange nicht das ausländische Wesen am westlichen Weltblick genesen soll, solange sollte man eher mit Spannung darauf schauen, was die Politiker dort mit IHREM Land für IHRE Bürger anstellen - daß der eine oder andere Westler da sein Billig-Urlaubsparadies in Gefahr sieht, wird weder das Volk, noch die Politiker dort sonderlich beeindrucken. smile

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Frogger] #355510
27/10/2011 05:48
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Klar handelt es sich bei dem Ergebnis um den sogenannten Ausdruck des Volkswillens.

Frage ist aber, wie kam denn dieser Volkswille zustande?

Sicher nicht, weil alle sooo sehr davon überzeugt sind, dass sie das richtige wählen..........

Re: Können wir diesen Wahlen trauen? [Re: Cheker] #355514
27/10/2011 13:58
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Daß es noch andere wichtige religiöse Parteien in Tunesien gibt, die eine "religiöse" Mehrheit darstellen, war mir unklar, bei der Taz gestern klang das ganz anders.

Mich erschreckt dieses Wahlergebnis allerdings wenig. Religion und Politik sind auch im sogenannten "Westen" immer ein Thema. Kein amerikanischer Präsident - übrigens auch Obama nicht - der seine Reden nicht mit einem "God bless America" abgeschlossen hätte.

Spätestens seit Machiavelli wissen wir, daß, wer beim Volk Einfluß nehmen will, dazu sich tunlichst als Religiöser darzustellen hat. Ganz so einfach ist es heute nicht mehr, jedenfalls in Deutschland, aber sich als religiös darzustellen, hat Politikern meist noch nicht geschadet.

Also kann man da doch, solange ehebrecherische Touristen nicht am Urlaubsstrand gesteinigt werden, doch bitteschön den Ball mal ein wenig flach halten. Wie ich gehört habe, ist auch eine Koalition von Ennhahdha und den Sozialdemokraten nicht unwahrscheinlich und das wäre doch möglicherweise auch gar keine schlechte Lösung.

Gruß Martin

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