Appelle zur Beruhigung im Karikaturen-Streit
Sonntag 12. Februar 2006, 17:25 Uhr

Kopenhagen/Dschiddah (AFP) - Im Streit um die Mohammed-Karikaturen mehren sich die Aufrufe zur Beruhigung und Vermittlung in der moslemischen Welt. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, appellierte, einen Kulturkampf zwischen Ost und West zu vermeiden und den Streit beizulegen. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bot sich als Vermittler in dem "Konflikt der Kulturen" an und forderte die Staatengemeinschaft zum gemeinsamen Handeln auf. Demonstrationen in Deutschland und Ländern in aller Welt verliefen am Wochenende weitgehend friedlich.

"Dies

ist nicht die Zeit für einen Zusammenprall zwischen Ost und West", sagte Mussa im saudi-arabischen Dschiddah. Er rief die Moslems, die gute Beziehungen mit dem Westen wollten, dazu auf, mit "unseren gleichgesinnten Brüdern in Europa und Amerika" zusammenzuarbeiten. Gemeinsam müsse die "bösartige Flamme" des Streits gelöscht werden. Dänemark bat Malysia als Vorsitzland der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) um seine Vermittlung.

Erdogan forderte die Staats- und Regierungschefs in aller Welt laut "Bild am Sonntag" in einem Schreiben zu gemeinsamem Handeln auf und bot sich erneut als Vermittler im Karikaturenstreit an. Mit seiner Initiative verbinde er die Hoffnung, eine Eskalation zu verhindern, "die zu einer weiteren Bedrohung von Frieden und Stabilität auf der Welt führen könnte".

Proteste gegen die umstrittenen Mohammed-Karikaturen in der islamischen Welt und in Europa verliefen friedlich. In Düsseldorf zogen am Samstag rund 2000 Moslems vom Hauptbahnhof zum dänischen Honorarkonsulat. An einer Demonstration in Berlin beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 1200 Menschen. In Paris demonstrierten rund 7000 Menschen, in Straßburg waren es mehr als 2200. Proteste gab es ferner in Bilbao, Bern, Amsterdam und Jakarta.

In der Türkei protestierten am Sonntag zehntausende Menschen gegen die Karikaturen. In Diyarbakir im Südosten des Landes versammelten sich rund 50.000 Demonstranten. Sie riefen anti-dänische Parolen und riefen zum Boykott dänischer Waren auf. In Istanbul bewarfen rund 150 zumeist junge Demonstranten das französische Konsulat mit Steinen und Eiern.

Dänemark forderte seine Staatsbürger auf, Indonesien zu verlassen, und zog sein Botschaftspersonal ab. Es gebe Hinweise darauf, dass eine extremistische Gruppe "aus Protest gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen aktiv nach Dänen suchen" werde.

http://de.news.yahoo.com/12022006/286/appelle-beruhigung-karikaturen-streit.html

@Claudia

es reicht doch, wenn du Titel, Intro und Link von Presse-Artikeln angibst. Warum den Forum unnötig überfluten. Die Welt ist ohnehin genug unübersichtlich. Wer Lust hat wird deinem Link ganz sicher folgen.

LG,

P.

Prinz unnötig ist es nicht, denn schau dir einfach mal Themen an welche ca. 1 Jahr alt sind und klicke auf die Links, diese gibt es nicht mehr, man kann also nicht mehr nachlesen.

Deshalb ist es wichtig, gerade bei Pressemeldungen, das der Text dazu gestellt wird, so das man auch später noch weiß um was es ging.

Claudia

In Bern gab es gestern auch eine Demonstration; friedlich, mit Kundgebungen, Spruchbändern und, was ich besonders schön fand, einem gemeinsamen Gebet!

Es wurde um Respekt vor anderen Religionen und Kulturen gebeten. Das Gebet sollte unter anderem auch demonstrieren, dass der Islam eine Religion des Friedens ist. Vielleicht ist es für uns Muslime auch wieder einmal an der Zeit, sich an eine Hadith des Propheten (s) zu erinnern:

Ein Gläubiger kam zum Propheten (s) und erzählte ihm von seinem Nachbarn, welchen er sehr gerne hatte. Er fragte Mohammed (s), wie er ihn zum Islam bringen könne. Die Antwort des Propheten (s)lautete:" Lebe ihm den Islam vor!"

Das soll jetzt kein Aufruf dazu sein, dass alle zum Islam konvertieren sollen. Aber ein Aufruf, sich an die Werte des Islam zu erinnern. Das die Muslime verletzt und wütend sind ist ihr gutes Recht, aber den Weg, den sie einschlagen, kann so nicht stimmen. Meiner Meinung nach wurde genug gesagt und protestiert, die Boykottierung von Produkten Dänemarks läuft. Jeder sollte sich mal selbst fragen, ob seine Wut und sein Protest wirklich auf die Karikaturen zurückzuführen ist, oder eher aufgrund persönlicher Lebensumstände an denen er verzweifelt und er diese Karikaturen als Vorwand benutzt, dieser Wut und Verzweiflung Luft zu verschaffen.

Und genau diese Proteste finde ich sehr gut, leider gab es in meiner Region keine Demos zum Thema, oder ich weiß es nicht.

Claudia

Hier eine interessante und offizielle Stellungnahme zum Karikaturenstreit, von Prof. Muhammad Kalisch, Inhaber des Lehrstuhls für "Religion des Islam" am Zentrum für religiöse Studien an der Universität Münster:

http://www.uni-muenster.de/ReligioeseStudien/Stellungnahme.htm

Nela

Danke für diesen Artikel. Darin wird das Thema ganzheitlich und sehr differenziert behandelt. Frage mich nur, warum die Mainstream-Presse nicht darauf aufmerksam wurde. Sie wird sonst meist sehr schnell fündig

LG,

P.

Was mir sofort aufgefallen ist im Artikel aus dem Spiegel ist das Unwort "Kultur-Kampf". Das ist ein Paradoxon schlechthin, denn gerade Kultur bezieht ihr Lebenselexier aus der Vielfalt. Es sind die Unterschiede die das Salz in der Suppe ausmachen.

Kampf der Kulturen: das muss man einfach auf der Zunge zergehen lassen. Das ist die zarteste Versuchung seit es Wiedersprüche und Diskountblätter wie die dänische Zeitung und Ihrergleichen gibt. Aldi-Zeitung läßt grüßen: Nächste Woche US-Wahlen und Irak-Krieg im Angebot .

Apropos Pressefreiheit, Roland Koch, der Hess(l)ischer Schwarzgeldtreiber der CDU hat ausnahmsweise ein schönes Zitat geliefert, nämlich:

Pressfreiheit sei keine Freiheit im klassischen Sinne, vielmehr sei es ein Privileg, das man schätzen müsse (bzw. nicht mißbrauchen dürfe). Genau ein Privileg, was man schätzen muss.

Prinz, es freut mich, dass Du den (umfangreichen) Artikel gelesen hast, und dass dir die Stellungnahme von Prof. Muhammad Kalisch gefällt.

Ich habe den Artikel hier rein gestellt, weil ich auch finde, dass er mehr Beachtung verdient.

LG

Nela

Pflichlektüre Nela, das ist das mindeste was man zu dieser Perle sagen kann. Dat is ein absolutes Muss ohne wenn und aber. Immerhin befindet sich dieses Schrieb stark in Umlauf und dat is gut so.

Die Resonnanz ist gewiss beachtlich, nichtsdestotrotz sind 2 Kritikpunkte hervorzuheben, nämlich:

1. Einmal mehr zeigt dieser Beitrag die Kluft zwischen Theorie und Praxis. Die Theokraten schaffen es immer noch nicht diese Kluft zu überbrücken um Anschluß an den Ottonormal-Moslem zu finden.

Im Gegenteil, ich spür sogar eine Art gegenseitigen Rückzug um nicht zu sagen Abneigung. Mehr als Austausch von Ideen und Meinungen passiert kommunikativ nichts konkretes und wir alle begeben uns brav in die Warteschlange bis zur nächsten Gelegentheit.

2. Eine Konsequenz der obigen Tatsache führte z.B. zur Distanzierung der "Repräsentanten" hier von den Auschreitungen. Das ist weiterhin richtig bedarf allerdings weitere Details, sonst ist es für meine Begriffe ein Zug aus Bequemlichkeit um nicht zu sagen Feigheit.

Grundsätzlich war diese Provokation gewollt und angestrebt bzw. gezielt ins Szene gesetzt. In der Tat ist es nicht das erste mal, das man solche Bilder sieht, und überhaupt,Demos bei uns haben es in sich. Ich kann mich noch an einem Zug erinnern, wo wir am café in Colisée saßen, und plötzlich laut geworden war. Die einen demonstrierten während andere setzten sich mit der Plünderung von Juwelier-Geschäften auseinander. Chaoten haben leichtes Spiel unter solchen Umständen.

Nun viel spaß beim Lesen, das müsst ihr euch reinziehen, auch wenn es etwas lang ist, das muss bis zum Ende gelesen werden, ihr werdet es nicht bereuen.

Gut, dass hier noch einer "Werbung" macht!