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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OTZ
[Re: Tunisian_girl]
#187519
07/04/2007 05:52
07/04/2007 05:52
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Frogger
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...Wie kann man sowas denn nur gutheissen, Wolf?...
Ich darf zum einen anmerken, daß nicht jegliches Kopftuch, sondern nur das eng gebundene und doppelt gebundene untersagt ist, und wiederhole, daß ich, speziell in diesem Frühling, keine Zunahme von Kopftüchern überhaupt bemerken kann - im Gegenteil, ich sehe hier eine Abnahme, bei den Altergruppen bis etwa 30 sind Kopftuchträgerinnen definitiv die Ausnahme, nicht die Regel (und das betrifft nicht alleine nur die Küstenpromenade). Auch bei den Bärten geht es nicht um "Bärte", sondern um allein um ganz bestimmte.
Insgesamt kann ich die Argumentation nachvollziehen, die den Einfluß von bestimmten gesellschaftlichen Strömungen untersagen will, ohne die Landestradition in Frage zu stellen. Die Regierung Tunesiens versucht seit langem, fortschrittliche Ideen durchzusetzen und will insbesondere konservative Einflüsse zurückdrängen. Inwieweit es falsch ist, weltliche Ideen vor religiöse zu setzen, ist eine andere Diskussion, doch wäre dies z.B. ein Europa nicht geschehen, würden wir heute in einem erheblichen anderen Europa leben, als wir es tun. Warum soll es im islamische Lager dann keine Regierungen geben, die versuchen, die weltliche Seite des Staates stärker zu betonen - genau das ist es doch, was wir Europäer stets fordern (und Tunesien ist damit schon weit fortgeschritten, wie auch z.B. die gesetzlichen Regelungen für die Frau zeigen, die ebenfalls teilweise im Widerspruch zur Religion stehen). Warum also wollen wir es nicht akzeptieren, daß andere Länder versuchen, den Weg, den europäische schon vor Hunderten vonn Jahren beschritten haben, ebenfalls zu gehen?
Und persönlich, nachdem ich nun hier schon eine zeitlang gelebt habe, halte ich es ebenfalls für positiv - denn der richtige Weg, um Männer vom Glotzen auf Frauen abzuhalten, ist es nicht, die Frauen zu verstecken, sondern, im Gegenteil, es ihnen durch Reizüberflutung und Abschaffung des Verborgenen abzugewöhnen. er es will, der kann sich weiterhin wie eine Mumie einwickeln oder landes-traditionelle Kopfbedeckungen tragen, doch wer es nicht will, der soll durchaus durch Gesetzgebung und Vorgaben der Regierung in seinem Vorgehen bestärkt werden (übrigens passiert dasselbe in den Staaten Europas ebenfalls, nur das es hier meist nicht um Dinge geht, die einen hohen Symbolcharakter erworben haben und sich trefflich von beiden Seiten zu einem Streitpunkt mißbrauchen lassen).
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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OTZ
[Re: Katousti]
#187520
07/04/2007 05:56
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...Aber Wolf, es muss doch so sein, dass jeder selber entscheiden kann, wie er sich kleidet. Oder wird hier bald verboten, dass Frauen im Mini-Rock rumlaufen dürfen...
Auch in Deutschland würden uniformähnliche Bekleidungen und Äußerlichkeiten verboten werden, wenn der Verdacht bestünde, daß gegen den Staat gerichtete Kreise sich ihrer bedienen wollen (auch die oben genannten Springerstiefel waren und sind z.B. in einigen Schulen verboten, ebenso bestimmte Insignien, die auf der Kleidung getragen werden können und die, wie das Hakenkreuz nur in UNSERER Geschichte negative Bedutung haben, nicht ab der in der Geschichte ANDERER Länder ((namentlich z.B. in Indien)) ).
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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OTZ
[Re: Katousti]
#187521
07/04/2007 06:02
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...Soll Tunesien dann als modern und angepasst dastehen? Da gibt es aber einige Dinge, die man stattdessen ändern müsste Z.B. die Zustände in den Gefängnissen...
Der Zustand in einem Gefängnis läßt aber keine Außenwirkung zu, öffentliche Zurschaustellung, aber wohl. Es geht auch nicht um modern und angepaßt, sondern allein um das Zurückdrängen konservativer und staatsfeindlicher Einflüsse.
Zudem - Tunesien ist zweifelsohne weder ein arabsiches, noch ein europäisches Land, sondern befindet sich auf dem Wege von der einen zur anderen Seite. Dies ist ein langer Weg und niemand weiß, wo er enden wird, doch eines ist gewiß: Änderungen können nicht radikal und auf allen Gebieten zugleich erfolgen, sondern nur nach und nach in Teilbereichen. So wünschenwert also eine Änderung aller negativer Merkmale zugleich wäre, so unrealistisch ist ein solcher Wunsch auch.
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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OTZ
[Re: Tunisian_girl]
#187527
07/04/2007 17:27
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...wenn sich das Land als Muslimsch bezeichnet...
Dasselbe gilt auch z.B. für die Türkei, dort sind Kopftücher ebenfalls im öffentlichen Leben verboten. Das hat sogar dazu geführt, daß Eltern ihre Töchter an europäische Universitäten schicken, weil dort das Kopftuch erlaubt ist.
Doch wenden wir uns einmal Deutschland zu, auch da gibt es diverse gesetzlich erlaubte oder sogar geförderte Dinge, die offizieller katholischer Religion zuwiderlaufen, wie die Ehescheidung, der Geschlechtsverkehr unveheirateter Paare, homosexuelle Lebenspartnerschaften und Abtreibungen. Bei allen diesen Gesetzesvorhaben hat es im Prinzip dieselben Lagerdiskussionen gegeben und der Staat hat sich letztlich gegen die Kirche durchgesetzt, obwohl sich Deutschland auch als christlicher Staat bezeichnet. Warum also, um meine Frage zu wiederholen, wollen wir einem anderen Lande das Recht absprechen, den Staat ebenfalls gegen die Religion durchsetzen zu wollen, wenn der davon überzeugt ist, daß es den Bürgern zu Wohle gereicht?
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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OTZ
[Re: chadisha]
#187533
07/04/2007 23:43
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...Dein Vergleich hinkt...
Nicht unbedingt, denn er sollte hier keine Analogie zum Kopftuchverbot herstellen, sondern dazu, daß es in Deutschland (und zwar nach der Aufklärung, die ja in islamischen Staaten nicht stattgefunden hat) ebenfalls die Zweigleisigkeit von Religion und Staat gibt und der Staat Vorrang hat.
Übrigens gibt es das von Dir genannte durchaus mit umgekehrten Vorzeichen, nämlich beispielsweise, daß Personen, die abtreiben, von Religionsanhängern attackiert werden (insbesondere in den USA).
Es ist aber auch so, daß bestimmte Religionspraktiken bzw. -vorschriften in Deutschland gesetzlich nicht erlaubt waren oder sind (z.B. die Vielehe, die einige religiöse Gruppierungen kennen, oder das Verbot, für Kinder Blutspenden zu akzeptieren, etc.). Doch, wie schon gesagt, das alles ist natürlich nicht so plakativ wie ein offen getragenes Tuch.
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Re: Jagd auf Kopftücher in Tunesien - OTZ
[Re: Frogger]
#187534
08/04/2007 20:03
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Tunisian_girl
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Antwort auf:
Doch wenden wir uns einmal Deutschland zu, auch da gibt es diverse gesetzlich erlaubte oder sogar geförderte Dinge, die offizieller katholischer Religion zuwiderlaufen, wie die Ehescheidung, der Geschlechtsverkehr unveheirateter Paare, homosexuelle Lebenspartnerschaften und Abtreibungen. Bei allen diesen Gesetzesvorhaben hat es im Prinzip dieselben Lagerdiskussionen gegeben und der Staat hat sich letztlich gegen die Kirche durchgesetzt, obwohl sich Deutschland auch als christlicher Staat bezeichnet. Warum also, um meine Frage zu wiederholen, wollen wir einem anderen Lande das Recht absprechen, den Staat ebenfalls gegen die Religion durchsetzen zu wollen, wenn der davon überzeugt ist, daß es den Bürgern zu Wohle gereicht?
Aber der Staat verbietet hier in diesem FAll auch nicht, dass man nicht in einer Homosexuellen Beziehung lebt!! Das ist der kleine aber feine Unterschied!!
Man kann muslimische Frauen doch nicht diskriminieren, in ihrer Heimat, nur weil sie nach dem Quran leben wollen und sich bedeckt und mit Kopftuch kleiden...
أنا زوجة طارق
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