Im Gegensatz zur populären Meinung (die nach Kräften von Medien und Politikern und interessierten Kreisen propagandamäßig beeinflußt wird) befindet sich die NATO in Afghanistan weder in einem Angriffskrieg zur Hilfe der USA, noch werden dort wie auch immer geartete deutsche Interessen verteidigt ("Deutschland wird am Hindukusch verteidigt").
Die NATO wurde vielmehr von der UN mit einem "peace enforcement misson" beauftragt, also einem Kampfeinsatz, der in einem Land auch gegen dessen Willen erfolgen kann, um dort einen Frieden zu erwingen (
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedenserzwingung ). Ein solcher Einsatz wird vom UN-Sicherheitsrat beauftragt. In diesem speziellen Falle liegt zudem ein Hilfeersuchen der afghanischen Regierung vor. Die Entität, die eigens dazu gegründet wurde, ist die ISAF.
Die NATO war vermutlich deshalb ausgeguckt worden, weil sie sich eh' schon im Lande befand, denn sie war nach den Anschlägen in NewYork einer Interpretation gefolgt, die damit einen Angriff eines Landes auf ein Partnerland gesehen hatte ("Bündnisfall") und sich deshalb an den Kampfhandlungen beteiligt. War die damalige Mission noch interpretationsabhängig und stand nicht eindeutig auf dem Boden des Völkerrechtes, so ist dies aber seit der Gründung der sogenannten "ISAF" eindeutig nicht mehr der Fall (siehe oben).
Politisch gesehen war eine Entsendung deutscher Soldaten in Kriseneinsätze zudem gewünscht, weil Deutschland zum einen zukünftig einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat beanspruchen möchte, und sich deshalb natürlich nicht als "Drückeberger" darstellen kann, und zum anderen, weil Deutschland sowohl mit größerem "Gewicht" wahrgenommen werden will, als auch die Ausrede des "besonderen Situation" (kein Friedensvertrag, etc.) nicht mehr gilt, und es sich deshalb nicht von opferträchtigen Handlungen ausschließen kann.
Dies ist eine schlüssige Argumentation, die auf den ersten Blick richtig, auf den zweiten dann an den Haaren herbeigezogen, aber, sozusagen auf den dritten Blick hin, durchaus sachgerecht wirkt. Denn in einem Zeitalter globaler Entwicklungen, Kommunikation und militärischer Verfügbarkeit erfolgen die typischen "Droh- und Maßregelungsgebärden" (Militäreinsätze) ebenfalls global, und wer sich selbst als eine "globale" Macht versteht, der muß auch global handeln (davon abgesehen, daß dazu sowieso de facto nur wenigen Nationen, die man an den Fingern abzählen kann, überhaupt in der Lage sind, und diese entprechend auch in die "Pflicht" genommen werden).
Daß in der deutschen Bevölkerung diese Zusammenhänge nicht verstanden werden, ist eindeutig der Politik zuzuschreiben, die deutsche Militäreinsätze lange Zeit dadurch charakterisiert hatte, daß dabei mit rosa Wattebäuschchen und Blumensträußen geworfen und vorwiegend Schulen und Hospitäler errichtet würden.
Wird also nun in der Poltik der Gedanke laut, daß man "dem Volk langsam die Wahrheit sagen sollte", hat das einen guten Grund...
Zur Lage in Afghanistan ist zu sagen, daß die Taliban derzeit wieder über ca. 50% des Landes verfügen können, und das Land "Afghanistan" als Staatsgebilde im Prinzip ein paar Kilometer außerhalb der Hauptstadt endet - darüber hinaus herrscht das Faustrecht. Entsprechend klein ist auch der tatsächliche bisherige "Erfolg" der ISAF: Frauen sind nur in einem winzig kleinen Teil des Landes freier als zuvor, und Afghanistan macht seinem Namen als größter Opium-Vorstufeproduzent (Mohn) der Welt mit einer für das Jahr 2008 erwarteten Rekordernte alle Ehre.
Die Verquickung in und Tolerierung der Rauschgift-Finanzierung beruht auf allerlei Verträgen und Pakten mit den diversen Mächten in Afghanistan und erwarteter Hilfen gegen die Taliban (für die dann sogar, im Krieg gibt es bekanntlich zuweilen erstaunliche Bettgenossen, z.B. von England, die Taliban selbst herangezogen werden).
Militärisch ist der "Krieg" nicht zu gewinnen, solange Rücksicht auf allerlei Befindlichkeiten der dort vertretenen Einflußgruppen genommen wird, und Afghanistan ist deshalb lediglich ein Loch gigantischen Ausmaßes, von dem ebenso gigantische Mengen an Geld und menschlichen Leben verschluckt werden. Und ob nun 2.000 deutsche Soldaten dort sind, oder 3.000, ändert wenig, denn militärische Beobachter halten mindestens 40-50.000 zusätzliche Truppen für notwendig.
(Nur als Hinweis: dies ist, wie fast alle meiner Beiträge, nirgendwo abgeschrieben, sondern stellt meine eigene Einschätzung aufgrund der mir zur Verfügung stehenden Informationen dar.)